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Karla Spagerer mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

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(Foto: W.Neuberth) OB Dr. Peter Kurz und Karla Spagerer mit der Verleihungs-Urkunde

(GM) Große Ehre für Karla Spagerer, die am vergangenen Freitag, von Mannheims Oberbürgermeister, Dr. Peter Kurz, in Vertretung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam.

Über die engagierte Sozialdemokratin wurde bereits im Februar bundesweit berichtet, weil sie als ältestes Mitglied der Bundesversammlung an der Wahl des Bundespräsidenten teilnahm. In der Metropolregion, und besonders in ihrer Heimatstadt Mannheim, ist die echte Waldhöferin ohnehin jedem ein Begriff. Seit vielen Jahren hält sie als Zeitzeugin in Schulen und bei Veranstaltungen Vorträge über die NS-Zeit - und das ohne jemals den moralischen Zeigefinger zu heben. Im Gegenteil. Der rüstigen Karla, der man tatsächlich überhaupt nicht ansieht, dass sie am heutigen Donnerstag ihren 93. Geburtstag feiert, liegt besonders die Zukunft der Jugend am Herzen. „Wir Alten haben unser Leben gelebt, aber ihr Jungen habt euer ganzes Leben noch vor euch“, macht sie immer wieder deutlich. „Darum müsst ihr um eure Zukunft kämpfen. Und lasst euch nicht alles gefallen.“

Dr. Peter Kurz würdigte ausführlich und – verständlicherweise - doch nur einen kleinen Teil der Verdienste Karla Spagerers, die ihr ganzes Leben lang auch bekennende Anhängerin des SV Waldhof ist. Mitglied ist sie erstaunlicherweise erst seit etwa eineinhalb Jahren. „Mich hat ja nie jemand gefragt“, antwortete sie trocken, als sie danach gefragt wurde. Klaus Markgraf, der Vorsitzende des Ehren- und Ältestenrats reagierte sofort und so wurde Karla im zarten Alter von 91 Jahren Mitglied bei „ihrem“ SV Waldhof. Selbstverständlich besucht sie so oft es geht, die Heimspiele der Buwe und bringt dann auch immer einen selbstgebackenen Käsekuchen mit. Sie sitzt dann auf dem persönlichen Platz ihres verstorbenen Mannes, des ehemaligen Gewerkschaftlers und Ur-Waldhöfers, Walter Spagerer, nach dem im Carl-Benz-Stadion die Haupttribüne benannt ist und der selbst Träger des Bundesverdienstkreuzes war.

Aber Karla Spagerer wäre nicht Karla Spagerer, wenn sie bei der Zeremonie der Ehrung, im Mannheimer Rathaus, nur anhören würde, was über sie gesagt wird. Nachdem Dr. Peter Kurz seine Laudatio beendet hatte, meldete sie sich selbst zu Wort: „Moment ich will auch noch etwas sagen.“ Und dann berichtete sie von den aufregenden Tagen im Februar in Berlin, wohin ihr Enkel Tim sie begleitet hatte. „Das war ein ganz wunderbares Erlebnis und mein Enkel und ich waren in diesen zwei Tagen wohl die beiden glücklichsten Menschen in Berlin. Leider wurden wir schon einen Tag darauf von der Realität eingeholt, als wir erfuhren, dass in der Ukraine Krieg ausgebrochen war. Da hatte ich plötzlich wieder die Bilder vom 1. September 1939 im Kopf, als bei uns der 2. Weltkrieg ausbrach.“

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(Foto: W.Neuberth) Karla Spagerer bedankt sich, findet aber auch mahnende Worte

Wie nicht anders zu erwarten, gilt ihre Hauptsorge den Flüchtlingen, die ihre Heimat verloren. Auch diese Erinnerung an den 2. Weltkrieg ist in Karla Spagerer noch wach. Daher verband sie den Dank für ihre Auszeichnung mit der Hoffnung auf baldigen Frieden. Und auch ihre Schlussworte waren typisch für Karla: „Ich kann euch aber sagen, die Bundespräsidenten-Wahl im Februar und jetzt das Bundesverdienstkreuz ... so zwei große Ehrungen in einem Jahr, … dafür braucht eine alte Frau ganz schön viel Kraft!“

Die wünschen wir ihr und selbstverständlich weiterhin so einen wachen Geist wie bisher, denn Menschen wie Karla Spagerer haben uns allen noch sehr viel zu sagen.