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Wo stehen wir in der Integration?

IlyaVerfasst von Dres. Ilya Zarrouk

Was am Pfingstmontag-Abend auf dem Mannheimer Marktplatz und anderen Großstädten nach
einer auswärtigen Präsidentenwahl geschah wirft für den politischen Beobachter einige Fragen auf:
Reicht es immer nur von Vielfalt und Multikulturalismus zu sprechen oder fehlen in der
Argumentation zur positiven Integration mehrere Parameter? Durchaus ist es nicht verwerflich und
dies betone ich als Deutscher mit Migrationshintergrund seine andere kulturelle Hälfte nicht zu
verleugnen, aber genauso wie bei einem Deutschen nationalistische Töne, eher zurückhaltend
geäußert werden sollten, so sollten Personen mit Migrationshintergrund gerade in Deutschland und
Mannheim mit ideologischen Parolen und Äußerungen zurückhaltend sein. Aus zweierlei Gründen:
Erstens Deutschland hat sehr leidvolle Erfahrungen gemacht mit solcherlei Auftritten, zum zweiten
eine auswärtige Wahl hat nichts mit dem Land zu tun in dem man lebt, sie bedingt zwar die
auswärtige Politik, aber kaum die innenpolitischen Determinanten, dass muss man
auseinanderhalten können. Selbst Teile der Migranten-Community aus dem Staat wo die Wahl
stattfand, waren teilweise schockiert über mancherlei Auftritte an jenem Abend. Deshalb muss man
auch nochmal über die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts intensiv nachdenken: An jenem
Abend stand dort nicht die erste Generation der Einwanderer, was durchaus auch für den politischen
Beobachter verblüffend ist, ja teilweise irritierend, es hupten und schrien die jüngeren Generationen
durch Mannheim und andere Großstädte hindurch, obwohl sie mehr durch Deutschland geprägt sein
müssen als ihre Väter und Ur-Väter. Vielleicht waren diese und auch ihre Biografien erfolgreicher als
die der heutigen Generationen. Dies bedeutet jedoch, dass man nicht nur immer den
Multikulturalismus propagieren darf ohne jegliche Substanz. Es reicht nicht aus immer für eine offene
Gesellschaft zu werben und dann sind jene die man integrieren will ganz allein und fühlen sich alleine
gelassen. Das führt unumwunden zu Frustration und zwar beidseitig: Auf der einen Seite derjenigen
die einen Migrationshintergrund haben und auf der anderen Seite jene die zur sogenannten
Mehrheitsgesellschaft zählen. Deshalb sollte man das Staatsangehörigkeitsrecht an ein
Beteiligungsrecht koppeln, wer was für unseren und unsere Gesellschaft leistet, sowohl in der
Arbeitswelt, also auch für sich selbst und auch für gesellschaftliche Entwicklung positives leistet,
sollte ein volles Mitglied unserer Gesellschaft werden dürfen. Es reicht eben nicht, wie man am
vergangenen Sonntag sah, die deutsche Sprache zu beherrschen, wenn man überhaupt sich nicht mit
der Mehrheitsgesellschaft zumindest teilweise verbunden fühlt, genauso wie es nicht gerecht ist,
dass man Menschen mit Migrationshintergrund ohne jegliche Unterstützung allein lässt und
gleichzeitig behauptet sie gehören dazu. Dies wäre glaube ich der ehrlichste und vernünftigste
Ansatz.