Freilichtspiele Schwäbisch Hall dürfen spielen! Theatersaison 2021 mit „Nathan der Weise“ und Walter Sittler eröffnet

 

“Wir dürfen spielen –draußen geht`s!“, so lautet das diesjährige Motto der Freilichtspiele Schwäbisch Hall, die ihre 96. Spielzeit am 12. Juni 2021 mit der Premiere von Gotthold Ephraim Lessings dramatischem Gedicht „Nathan der Weise“ und Walter Sittler in der Titelrolle vor einem beeindruckten Publikum eröffneten.

Lessing, geprägt von den Idealen der Aufklärung, verlegt die Handlung seines berühmtesten und letzten Werkes (1779 veröffentlicht), in der die drei großen Weltreligionen im Zentrum stehen, ins Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge. Die Figuren, die er geschaffen hat, stehen beispielhaft für das Streben nach Freiheit, für Menschlichkeit und Toleranz und gegen Vorurteile, Bevormundung und Willkür.
Wie hätte Lessing es sich vorstellen können, dass, trotz der amerikanischen und noch folgenden französischen Revolution und weiteren Revolutionen und Reformen es heute immer noch oder heute erst recht notwendig ist, sich gegen Hass und Intoleranz zu stellen?

Sehr würdevoll und geerdet zeigt Walter Sittler in der Figur des Nathan, weshalb man diese „weise“ nennt – denn er glaubt an die Vernunft und handelt ganz lebenspraktisch danach. Nathan stellt, als er in die Enge getrieben wird, in der „Ringparabel“ keine Religion über die andere und zeigt auf, was allen Religionen gemeinsam sein muss: Sie müssen sich alle über ihre guten Taten beweisen.

Unter der Regie von Intendant Christian Doll gelingt dem großartigen Ensemble ein sehr eindringliches Spiel auf der Großen Treppe vor St. Michael. In der Rolle des Sultan Saladin ist Gunter Heun ein kaftvoller Gegenpart zu Nathan. Saladins kluge und strategisch vorgehende Schwester Sittah spielt Tabea Scholz sehr intensiv. Martin Maecker kann gleich in drei Rollen überzeugen, als Klosterbruder, als Al-Hafi und als Patriarch. Marlene Reiter als Recha und Hauke Petersen als junger Tempelherr spielen sehr glaubhaft ihre Hin- und Hergerissenheit. Und Christine Dörner verkörpert sehr souverän Daja, Rechas Gesellschafterin. Bühne und Kostüme wurden entworfen von Cornelia Brey.

Schwäbisch Halls Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim freut sich sehr, dass so kurzfristig das komplette Festspielprogramm gespielt werden kann - möglich ist dies durch die Teilnahme an einem Modellprojekt. Entsprechend der sinkenden Inzidenzwerte sind aktuell 750 Zuschauer zugelassen und keine Tests erforderlich.

Auf der Großen Treppe wird neben „Nathan“ der „Jedermann“ (Hoffmannsthal), „Das Spiel von Liebe und Zufall“ (Komödie von Marivaux), „Als ich ein kleiner Junge war“ (von Erich Kästner und ebenfalls mit Grimme-Preisträger Walter Sittler) sowie das beliebte Musical „Sister Act“ mit Kristina Love in der Rolle der Deloris gespielt. Zudem „Dirk Schäfer singt Jacques Brel – Doch davon nicht genug“.Im Neuen Globe gibt es „Für immer Azzurro“ (eine Revue feiert Adriano Celentano) und „Lachen verboten!“.(Buster Keaton gewidmet). Auf der Parkbühne vor dem Neuen Globe: „Ewig jung“ (eine musikalische Komödie, bei der im Altersheim gerockt wird), „Shakespeares sämtliche Werke“ und „Eine Sommernacht“ sowie das Kinder- und Familienstück „Der Zinnsoldat und die Papiertänzerin“. Insgesamt werden bis zum 11. September 2021 noch mehr als 130 Aufführungen geboten – und es gibt noch Karten.
Informationen und Tickets unter: Tel. 0791 / 751-600 und unter www.freilichtspiele-hall.de

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Diana Rasch

Text und Foto: Diana Rasch