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„Wir wollen arbeiten – vom ersten Tag an“

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Beim zweiten Tag des Urban Thinkers Campus in Mannheim diskutieren auch Migranten und Flüchtlinge über die Stadt der Zukunft

„Wir wollen arbeiten – vom ersten Tag an“

Mannheim. „Wir wollen vom ersten Tag an arbeiten und Deutsch lernen.“ Die Forderungen von Flüchtlingen, die beim Urban Thinkers Campus in Mannheim über die Stadt der Zukunft diskutieren, sind eindeutig: Sie wollen sich schnell integrieren, ein Teil der Bürgerschaft werden, ganz gleich, wie lange sie in Deutschland bleiben können. Rund 50 Männer und Frauen aus Syrien, Afghanistan und anderen Bürgerkriegsländern sind in Mannheim beim Urban Thinkers Campus „Urban citizenship in a Nomadic World“ zu einem Flüchtlings- und Helferparlament zusammengekommen. Der Kongress, an dem insgesamt 400 Menschen teilnehmen, ist Teil einer Partnerschaft mit der World Urban Campaign des Siedlungsprogrammes der Vereinten Nationen (UN Habitat). Der thematische Schwerpunkt ist die aktuelle internationale Migration und deren Bedeutung für das Leben in den Städten. Der Mannheimer Urban Thinkers Campus ist eine von 24 Veranstaltungen weltweit, die einen gemeinsamen Beitrag von Nicht-Regierungspartnern zur Habitat-III-Konferenz der Vereinten Nationen ermöglichen. Sie ist die einzige in Deutschland zu diesem Thema und - neben Paris, Stockholm, Palermo, Barcelona, Genf und Alghero - eine von sieben in Europa. Die Ergebnisse der Mannheimer Veranstaltung, die am morgigen Freitag in einem „Mannheimer Manifesto“ zusammengefasst werden, fließen direkt ein in die „New Urban Agenda“ der Vereinten Nationen. Sie soll im Oktober in Quito/Ekuador verabschiedet werden und als politische Richtschnur für die weltweite Stadtentwicklung in den nächsten 20 Jahren dienen.

Ein junger Mann aus Afghanistan hat eigentlich Goldschmied gelernt, aber er kann in seinem Beruf nicht arbeiten. Eine Frau aus Mazedonien wünscht sich eine bessere medizinische Versorgung. Sie alle sind mehr aus Zufall nach Deutschland gekommen. „Wer auf der Flucht ist, sucht sich kein bestimmtes Land aus.“ Man erhofft sich von den Städten, dass sie mehr Begegnungsstätten für Flüchtlinge schaffen, dass die Integration von der ersten Stunde an beginnt – und „dass wir nicht ständig auf einem Verschiebebahnhof leben müssen.“

Der zweite Tag des Urban Thinkers Campus startete im Mannheimer Stadthaus N1 mit der Begrüßung durch Charles Landry – gefolgt von Impulsvorträgen von Christine Auclair (Projektleiterin World Urban Campaign beim UN-Habitat), Ana Lisa Boni (Generalsekretärin EUROCITIES), Astrid Meyer (Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Richard Stanton (Direktor MigrationWork CIC, London) und Harald Welzer (Direktor von „Futurzwei – Stiftung“).

In vier Urban Thinkers Sessions wurde ein breites Spektrum an Fragestellungen diskutiert. In Session 1 mit Prof. Dr. Andrea Römmele (Hertie School of Governance), Dirk Gebhardt (Marie-Curie-Forscher an der GRITIM-Universität Pompeu Fabra in Barcelona) und Rainer Kern (Stadt Mannheim) ging es um die Themen Identität, Integration und Demokratie. „Die Stadt der Zukunft sollte das Recht haben, den Status der Bürgerschaft zu verleihen“, lautete eine der Forderungen der Session-Teilnehmer. „Die Stadt wird zu einem Labor, in der zukünftige Konzepte getestet werden können. Sie ist ein komplexes System, dessen großes Potenzial in der Diversität steckt. Die Stadt der Zukunft ist partizipativ.“

Die UTC Session 2 mit Tom Higham (Geschäftsführer bei FutureEverything) und  Oliver Rack (Open Data Rhein-Neckar) beschäftigte sich mit Aspekten des digitalen Lebens und der neuen städtischen Bürgerschaft. In der anschließenden virtuellen Diskussion wurde folgendes Aussage erarbeitet: „In einer Welt immer knapperer Ressourcen müssen diese gerechter verteilt werden, wie zum Beispiel der Zugang zu Open Data. Eine wichtige Übersetzungsleistung kommt dabei der Kultur zu. Insgesamt muss die digitale Transformation durch alle Bereiche der Gesellschaft hindurch bewusster werden.“

Multisektorale Zusammenarbeit in den Bereichen Jugend und Arbeit diskutierten die UTC-Teilnehmer in der Session mit Dr. Andreas Blüthner (Universität Mannheim) und Wolfgang Riegelsberger (Jugendbotschafter der UN-Habitat-Initiative): „UN Habitat ist eine der größten Herausforderungen, im urbanen Raum Instrumentarien zu finden, um extrem hoher Jugendarbeitslosigkeit zu begegnen. Dies sollte man durch den Einsatz bereits bewährter Instrumentarien leisten, die es an nationale Rahmenbedingungen anzupassen gilt. Partnerschaften zum privaten Sektor und Kooperationen sind dabei essentiell wichtig.“

Die Neuerfindung von Governance und die Bewertung des neuen urbanen Zeitalters war das Thema einer weiteren Session - geleitet von Alexander Heichlinger (Europäisches Institut für Öffentliche Verwaltung) und Christian Hübel (Stadt Mannheim). Großen Raum nahm die Diskussion über das Potenzial digitaler sozialer Medien ein. Christian Hübel: „Nach dem Voting wurden drei Punkte hervorgehoben: erstens Partizipation und Befähigung der Bürgerschaft - u.a. mit Townhall Meetings.  Zweitens eine entsprechende Langzeitstrategie zur Orientierung, drittens eine transparente und einbeziehende Kommunikation. Die neue digitale Generation darf nicht verloren werden – deshalb sind digitale Medien und soziale Medien intensiv für die Kommunikation zu nutzen.“