Ca. 13.000 zusätzliche Wohnungen pro Jahr in der Metropolregion benötigt

Verband Metropolregion LogoVerband Bauwirtschaft Nordbaden fordert Begrenzung der externen Kostentreiber sowie eine Rücknahme unverhältnismäßiger Bauvorschriften zur Senkung der Baukosten. Metropolregion betont die notwendige Einbindung in vorhandene Siedlungsstrukturen.
Die Zahl der Einwohner der Metropolregion Rhein-Neckar wird sich in den Jahren bis 2030 von 2,36 Millionen auf 2,5 Millionen erhöhen. Vor diesem Hintergrund werden mehr Wohnungen benötigt. Beim gemeinsamen Wohnungsbausymposium des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden e.V. und des Verbandes Region Rhein-Neckar am 12. April 2016 im MAFINEX Technologiezentrum Mannheim schätzen Experten den Bedarf auf 12.700 bis 13.500 zusätzliche Wohnungen pro Jahr bis 2020.

Der Verband Bauwirtschaft Nordbaden e.V. und der Verband Metropolregion Rhein-Neckar hatten zum Symposium eingeladen, „um aktuelle drängende Fragen des Wohnungsbaus aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, praxisnah zu diskutieren und gemeinsam nach Lösungsansätzen zu suchen“, wie Markus Böll, Präsident des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden e.V. bei seiner Begrüßungsrede betonte. „Es gibt Zeiten, da muss man kritisch die Stimme erheben. Doch wir – die Bauwirtschaft – verstehen uns als Problemlöser. Die Bauwirtschaft ist in der Lage und bereit, diese Aufgaben zu stemmen, wenn man die Basis dafür schafft“, so Verbandspräsident Böll.

Bislang war man von einem Neubaubedarf in der Metropolregion von rund 10.000 Einheiten pro Jahr bis 2020 ausgegangen. „Durch die Wohnungsnachfrage der Flüchtlinge erhöht sich die gesamte Wohnungsneubauchnachfrage in der Metropolregion deutlich“, erläuterte Matthias Waltersbacher vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Schwer einzuschätzen sei allerdings, wie sich die Flüchtlinge nach ihrer Anerkennung in der Metropolregion verteilen werden, ob es sie möglicherweise eher in die Großstädte der Metropolregion zieht.

Fest steht: Die Zahl der Baugenehmigungen im Wohnungsbau hat sich in der Metropolregion Rhein-Neckar in den vergangenen sechs Jahren deutlich gesteigert: Sie ist von ca. knapp 5.000 Wohnungen 2009 auf ca. 8.000 Wohnungen 2015 angestiegen. Verglichen mit dem geschätzten Bedarfswert von 13.000 Wohnungsneubauten pro Jahr besteht dennoch Handlungsbedarf.
Der Leitende Direktor des Verbandes Region Rhein-Neckar Christoph Trinemeier erklärte in seinen Ausführungen den nachhaltigen und sozialverträglichen Ansatz der Regionalplanung: „Die zusätzlichen Einheiten müssen die bestehende Bebauung sinnvoll ergänzen. Es dürfen keine neuen sozialen Brennpunkte als Vorstadtghettos entstehen.“ Insofern sehe er die Perspektiven vorrangig im Bereich der Innenentwicklung, und der behutsamen, auch kleinteiligen Verdichtung bestehender Quartiere. Sollten darüber hinaus Neuerschließungen notwendig werden, stünden auch hierfür genügend Flächen in der Region zur Verfügung.
Im Anschluss stellten Karl-Heinz Frings (Geschäftsführer der GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH), Klaus Schäffner (Leiter des technischen Bau- und Bestandsmanagements der GAG Ludwigshafen) sowie Peter Bresinski (Geschäftsführer der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH Heidelberg) den derzeitigen (sozialen) Wohnungsbau in Ludwigshafen und auf den Konversionsflächen in Heidelberg und Mannheim vor.

Gefolgt von einem Vortrag von Joachim Thomas (Leiter der Abteilung Baurecht des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden) zur Novelle des Bauplanungsrechtes zur erleichterten Unterbringung von Flüchtlingen.

„Der enorme Wohnungsbedarf ist nicht zu decken, solange Bauen immer teurer wird“, betonte Markus Böll in der anschließenden Podiumsdiskussion des Symposiums und verwies auf eine Studie des Pestel-Instituts, die zeigt, dass die Wohnungsbaukosten in Ballungszentren von 2000 bis 2014 um fast 40 Prozent angestiegen sind. Zwei Fünftel der entstandenen Zusatzkosten werden dabei durch Bund, Länder und Kommunen verursacht. Zum Beispiel durch gestiegene Entsorgungskosten, die 2016 erneut verschärfte Energieeinsparverordnung ENEV sowie die Vorgabe von Fahrrad- und Rollatorenstellplätzen. Markus Böll forderte „die dringende Überprüfung unverhältnismäßiger Kostentreiber am Bau sowie neue Anreize für Investoren.“

Weitere Podiumsteilnehmer waren Thomas Dorant (Geschäftsführer der Deutsche Wohnwerte GmbH & Co. KG), Christian Specht (Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim) sowie Jan van der Velden-Volkmann (Vorsitzender der Architektenkammer Heidelberg).
Die Moderation der Veranstaltung hatte Thomas Möller (Geschäftsführer des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden e.V.)
Das Interesse an der Veranstaltung war groß: Über 130 Vertreter regionaler Kommunen sowie aus Politik und Wirtschaft nahmen am Wohnungsbausymposium teil.