Der Bollenhut muss leben! – Pünktlich zur Fasnet feiert der Bollenhut eine Schnapszahl!

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Volker Weßbecher/ FAWpress

Der Schwarzwälder Bollenhut wird 222 Jahre alt! Am 07. Januar 1797 wurde den Menschen im Schwarzwald die Hutmacherei, als Ausweg aus der Armut empfohlen. Heute sind die Bollenhüte zum Symbol einer ganzen Region geworden.
Als Bollenhut wird ein Strohhut bezeichnet, der seit dem 07. Januar 1797 zur Tracht der evangelischen Frauen in den drei benachbarten Schwarzwalddörfern Gutach, Kirnbach und Hornberg-Reichenbach im Ortenaukreis gehört. Mit seinen aufgesetzten Bollen aus Wolle wurde der malerisch aussehende rote Bollenhut zu einem Symbol des gesamten Schwarzwaldes, obwohl er dort an sich nur in einem relativ kleinen Gebiet verbreitet ist.
„Der Bollenhut bedeutet ein Stück Heimat, ein Stück Brauchtumspflege, das wurde bei uns in der Familie weitergegeben, soll ja auch nicht aussterben!“ Das sagt Hutmacherin Gabriele aus Gutach! Sie ist eine der letzten Hutmacherinnen. Trachten begleiten sie schon ihr ganzes Leben. Von der Konfirmation bis zur Hochzeit. Nur der Wechsel zum schwarzen Hut der Ehefrau fiel ihr erstmal schwer: „Ich hatte den schwarzen Hut in der Hand und ich muss ganz ehrlich sage, das war sehr gewöhnungsbedürftig für mich. Ich hab` ihn einfach aufg´setzt und bin gegange – ohne mich noch einmal im Spiegel anzuschaue!“
Bei unverheirateten Frauen sind die Bollen rot, bei verheirateten schwarz. Der ursprünglich etwa 500 Gramm schwere Bollenhut kann heute bis zu zwei Kilogramm schwer sein und wird von Hutmacherinnen in Handarbeit gefertigt. Den roten Bollenhut dürfen die Mädchen erstmals bei der Konfirmation tragen. Die Herstellung der Bollen ist eine einfache Bastelarbeit. Um eine mittig gelochte runde Kartonscheibe wird Wollgarn gewickelt und danach rundherum aufgeschnitten.
Unter dem Bollenhut wird eine seidene Haube getragen, die unter dem Kinn gebunden wird. Kleine Mädchen und alte Frauen tragen nur die Haube. Gegenwärtig wird der Bollenhut und die zugehörige Tracht noch an Festtagen und bei Brauchtumsveranstaltungen getragen.
Heute mag Hutmacherin Gabriele auch den schwarzen Bollenhut. Eine Woche lang arbeitet sie an einem einzigen Stück. Kaufen darf den Bollenhut nur, wer die passende Tracht hat. „Es steckt schon immer ein Stück von einem selbst in einem Bollenhut“, so die Hutmacherin aus Gutach im Schwarzwald.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde insbesondere Wilhelm Gustav Friedrich Hasemann´s Bild „Nach dem Kirchgang“, das Bollenhut-Trägerinnen zeigte, über illustrierte Zeitschriften und Bildpostkarten weit publiziert. Großherzogin Luise von Baden trug den Bollenhut während ihrer Schwarzwaldbesuche in den 1860er Jahren und machte ihn dadurch sehr populär.
1950 und 1982 versuchten die drei Ursprungsgemeinden, Gutach, Kirnbach und Hornberg-Reichenbach, durch eine Patentanmeldung und durch Vorstöße bei der Landesregierung, die Verwendung des Bollenhutes auf die engere Region, zu begrenzen – vergebens!
Text und Fotografie: Volker Weßbecher/ FAWpress