Goldener Boden, hartes Pflaster: Wie entwickelt sich die Zukunft des Handwerks? - Perspektiven-Event der Baden-Württemberg Stiftung am 24.05 2023

Das Perspektiven-Event 2023 der Baden-Württemberg Stiftung widmete sich am 24.05.2023 u. a. der Frage, wie es gelingen kann, dass sich wieder mehr junge Menschen für das Handwerk begeistern lassen. Derzeit halten in Baden-Württemberg rund 800.000 Handwerkerinnen und Handwerker das Land am Laufen. Aktuell sind der Ausbau von Infrastruktur, die Energiewende sowie die Digitalisierung große gesellschaftliche Aufgaben - und in unserer Zeit sind sie ohne das Handwerk nicht zu schaffen. Zudem wird vielen Betrieben das Leben durch knappes Personal, steigende Kosten für Energie und Material und auch zunehmende Bürokratie schwer gemacht. Zur Podiumsdiskussion um die Frage, wie unter diesen herausfordernen Bedingungen wieder mehr junge Menschen für das Handwerk gewonnen werden können und auch welche Erwartungen Handwerkerinnen und Handwerker an ihre Arbeit haben und welche Zukunft sie für sich in ihrem Beruf sehen, konnten Christoph Dahl, der Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung und der Moderator Alexander Winkler (SWR) als Gäste begrüßen:
- Maxime Krämer aus Heidelberg, Schreinermeisterin und Gründungsmitglied des Vereins „Mutterschutz für alle!“.
- Aaron Kukić, Karosseriebaumeister aus Munderkingen und "Mister Handwerk 2022"
- Elena Dangel, Klempnerin im elterlichen Betrieb und Influencerin aus Lenningen

Dabei hat sich gezeigt, dass es viel über die Berufe, die vielfältigen Berufsbilder selbst zu wissen gibt und dass sich dabei Studium und Ausbildung nicht ausschließen, sondern sehr gut ergänzen können, dass es Möglichkeiten gibt, sich weiter zu entwicklen und auch, dass die Verdienstmöglichkeiten durchaus vergleichbar sein können, dass es wichtig ist, die Details bei rechtlichen Fragen zur Absicherung der Personen und Unternehmen in den verschiedensten Lebenslagen zu kennen. Und dass es vielfältige Vermittlungswege gibt, über die man interessierte junge Menschen zum Thema Handwerksberufe auf dem Laufenden halten kann.

Allen dreien ist es ein Anliegen zu betonen, dass es ein gutes Gefühl sei, am Ende des Tages zu sehen, was man erfolgreich gearbeitet habe. Und sie empfehlen u.a. dass man als junger Mensch die Chance nutzen sollte, sich selbst ein Bild von Handwerksberufen zu machen und die Tätigkeiten selbst auszuprobieren wie etwa in einem Praktikum.

"Mehr Frauen im Handwerk" -
dies zu erwirken, hat sich Elena Dangel, Klempnerin im elterlichen Betrieb und Influencerin aus Lenningen, zur Aufgabe gemacht. Gemeinsam mit ihrer Schwester Franziska Dangel verbindet sie ihre Herkunft – und sieht sie auch ihre Zukunft. Die beiden Schwestern planen die Dangel-Metall GmbH in Oberlenningen zu übernehmen und würden den Familienbetrieb dann in dritter Generation führen. Die Arbeit mit Metall hat es den beiden angetan. Und der "Klempner" hierzulande, so stellt es Elena Dangel heraus, mache (um Missverständissen vorzubeugen) alles mit Metall "was das Regenwasser vom Haus wegführt", also Dachrinnen und Fallrohre. Wohin sie ihre Wege im Beruf führen, welche Arbeit wie gemacht wird, zeigen sie auf Instagram unter dem Namen „@handwerk.schwestern“ und machen damit anderen Frauen Mut, einen Handwerksberuf zu ergreifen.

"Das Handwerk kann auch Tiktok" -
mit diesem Medium erreicht der Karosseriebaumeister Aaron Kukić, 29, aus Munderkingen rund eine Million Menschen. Beschrieben wird er als "Handwerker mit einem inneren Auftrag". Aaron Kukić war "Mister Handwerk 2022" und er gibt anderen die Möglichkeit, ihn in seinem Beruf als Karosseriebauer zu erleben: In den Videos, die er auf Youtube, Instagram und Tiktok unter dem Accountnamen „@aaronkukic“ postet, gibt er Einblicke in seine Arbeit, und erklärt z.B. wie man Löcher für Parksensoren stanzt oder einen Kotflügelhalter festnietet, und möchte so junge Menschen für das Handwerk begeistern.

"Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf" -
Maxime Krämer, 31, Schreinermeisterin aus Heidelberg macht sich stark für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Als selbstständige Schreinermeisterin lernte sie auch die Herausforderungen ihres Berufsstands kennen. Seit der Geburt ihrer Tochter muss sie ihren Aufgaben als Mutter und als Handwerkerin gerecht werden, was ihr gut gelingt. Trotzdem: Als sie als Unternehmerin in ihrem damaligen eigenen Betrieb, einem "Ein-Frau-Betrieb", schwanger war, war sie überraschend mit der Tatsache konfrontiert, dass schwangerere Unternehmerinnen keinen Anspruch auf gesetzlichen Mutterschutz haben wie etwa Angestellte ihn haben. So gründete sie daher gemeinsam mit anderen betroffenen Frauen den Verein „Mutterschutz für alle!“, der inzwischen eine Online-Petition auf den Weg gebracht hat.

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Diana Rasch

Aaron Kukić, Karosseriebaumeister aus Munderkingen und "Mister Handwerk 2022" mit Elena Dangel, Klempnerin aus Lenningen

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Diana Rasch

Maxime Krämer, Schreinermeisterin aus Heidelberg

Text und Foto: Diana Rasch