„75 Jahre Deutsch-Französisches Institut (dfi)“ - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei Festakt in Ludwigsburg

Im Ludwigsburger Forum am Schlosspark wurde am 03.07.2023 im Rahmen der Deutsch-Französischen Zukunftskonferenz das Jubiläum "75 Jahre Deutsch-Französisches Institut (dfi)" feierlich begangen. Das dfi war 1948, erst drei Jahre nach dem Ende des II. Weltkriegs und noch vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland entstanden. Fritz Schenk und andere Vertreter der Zivilgesellschaft hatten das dfi gegründet. Es war eine rein private Initiative, die die Begegnung und den Dialog zwischen Deutschen und Franzosen wieder fördern wollte. Nach der Begrüßung durch Sylvie Goulard, Präsidentin des dfi, die betonte, nichts gehe über den „persönlichen Austausch“, folgten Grußworte von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Francois Delattre, Botschafter der französischen Republik.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete Ludwigsburg als „historischen Ort der Deutsch-französischen Versöhnung“. 60 Jahre sei es her, dass Charles de Gaulle und Konrad Adenauer hier den Elysée-Vertrag (1963) unterzeichneten, mit dem nach dem Krieg das „Fundament für Aussöhnung“ gelegt worden sei und er nannte ihn „ein Wunder“, nachdem Deutsche und Franzosen sich „jahrhundertelang meist als Rivalen, oft als erbitterte Feinde gegenübergestanden hatten“. Der Bundespräsident erinnerte daran, dass vor dem Ludwigsburger Schloss die „Rede an die deutsche Jugend“ (1962) des französischen Staatspräsidenten Charles DeGaulle gehalten wurde und sagte: „Wer damals jung war, für den war ein friedliches, geeintes Europa eine Verheißung. Diese Verheißung wahr werden zu lassen – das hat eine ganze Generation von Deutschen und Franzosen angetrieben und beflügelt, in der Wirtschaft, in der Politik, in allen Bereichen der Gesellschaft.“

Bundespräsident Steinmeier blickte zurück auf das Jahr 1948, als das Deutsch-Französische Institut (dfi) gegründet wurde und betonte, dass dies nur drei Jahre nach Kriegende ein „visionäres Projekt“ gewesen sei und erinnerte an die Gründerväter des dfi, an Fritz Schenk, Carlo Schmid, Joseph Rovan, Alfred Grosser und den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss. Er zitierte Fritz Schenk, der gesagt hatte: „Die Menschen müssen sich treffen, müssen miteinander reden, sich kennenlernen, um sich besser zu verstehen“ und betonte: „Dass Deutschland und Frankreich sich heute besser verstehen - das war und bleibt das Fundament für ein geeintes Europa.“ Damals sei der Blick über die deutsch-französische Grenze gegangen. Er fuhr fort, heute sei der Blick weiter geworden, gehe weiter raus in die Welt, angesichts der globalen Herausforderungen sei es ein veränderter Horizont. Bundespräsident Steinmeier gratulierte dem dfi zum 75. Geburtstag und sprach ihm seinen Dank aus.

Eine anschließende Podiumsdiskussion zum Thema "Deutschland, Frankreich, Europa: Gemeinsame Chancen, gemeinsame Herausforderungen" war besetzt mit Laurence Boone, Europaministerin Frankreichs, Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Sylvie Goulard, Präsidentin des dfi, Dr. Eberhard Veit, Gesellschafter der Robert Bosch Industrietreuhand KG, Mitglied im Vorstand des dfi sowie Anna Lührmann, Staatsministein für Europa im Auswärtigen Amt, Beauftragte der Bundesregierung für die deutsch-französische Zusammenarbeit. Das Gespräch wurde moderiert von Prof. Dr. Frank Baasner, Direktor des dfi. Ergänzt wurden die Themen der Gesprächsrunde um die ausgearbeiteten Fragen der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgruppen der Zukunftskonferenz.

Neben all den herausfordernden Aspekten, die thematisiert wurden, an deren Lösungen auf verschiedensten Ebenen und mit verschiedensten Ansätzen gearbeitet wird, und dem Bekräftigen, dass man die Menschen „mitnehmen“ müsse, merkte Ministerpräsident Winfried Kretschmann u.a. an, das größte Hemmnis sei das Sprachproblem, man solle hier offener sein, Vertrauen in die Technik haben, sie für Übersetzungen nutzen, er sagte: " Es müssen sich auch die Feuerwehrleute begegnen können, nichr nur die akademische Elite".

Matthias Knecht, Oberbürgermeister der Stadt Ludwigsburg beendete die Feierstunde mit abschließenden Überlegungen. Er betonte, dass es wichtig sei, Vertrauen zu haben und miteinander zu kommunizieren, man müsse "Europa erleben", man müsse Deutschland und Frankreich erleben, sagte: „ So wächst Vertrauen und Begeisterung“.

Die Städte Ludwigsburg und Montbéliard waren Pioniere, sie gründeten 1950 die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft, das war damals „visonär“ - gerade einmal 5 Jahre nach dem II. Weltkrieg und noch vor dem Elysée-Vertrag. Inzwischen existieren ca. 2.500 deutsch-französische Städtepartnerschaften.

Das Deutsch-Französische Institut hat das Ziel, eine bessere Kenntnis des anderen Landes zu vermitteln, hilft beim Bereitstellen verlässlicher Informationen übereinander, mit dem Ziel, Verständnis für die jeweiligen nationalen Perspektiven zu wecken. Als Plattform unterstützt das dfi den Dialog und die Zusammenarbeit von Projektpartnern aus verschiedensten Bereichen. Dank seiner Unterstützung sind Vertreter von Gewerkschaften und Arbeitgebern, von Verwaltungen, aus Politik und Gesellschaft sowie Studierende und Lehrkräfte ins Gespräch gekommen. Zudem hat es eine Frankreich-Bibliothek.

Ursprünglich hätte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron am Festakt anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Deutsch-Französischen Instituts am 03.07.2023 in Ludwigsburg teilnehmen sollen. Präsident Macron hatte wegen der Unruhen in Frankreich abgesagt und den Besuch verschoben. Die Teilnahme am Festakt wäre Bestandteil des ersten Staatsbesuchs eines französischen Präsidenten in Deutschland nach 23 Jahren gewesen.

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Diana Rasch
 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
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 Francois Delattre, Botschafter der französischen Republik
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Diana Rasch
 Sylvie Goulard, Präsidentin des dfi
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Diana Rasch
 v. l. Prof. Dr. Frank Baasner, Direktor des dfi mit zwei jungen Menschen, die im Rahmen der Deutsch-Französischen Zukunftskonferenz Fragen an das Podium herausgearbeitet hatten, Sylvie Goulard, Präsidentin des dfi, Laurence Boone, Europaministerin Frankreichs, Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Dr. Eberhard Veit, Gesellschafter der Robert Bosch Industrietreuhand KG, Mitglied im Vorstand des dfi sowie Anna Lührmann, Staatsministerin für Europa im Auswärtigen Amt, Beauftragte der Bundesregierung für die deutsch-französische Zusammenarbeit

Text und Foto: Diana Rasch