14. Würth-Preis 2024 für Europäische Literatur an Colm Tóibín vergeben

DR0806245 Die Würth Stiftung hat am 04.05.2024 den irischen Schriftsteller Colm Tóibín mit dem 14. Würth-Preis für Europäische Literatur der Stiftung Würth ausgezeichnet. Im Rahmen einer feierlichen Verleihung im Carmen Würth Forum in Künzelsau wurde ihm von C. Sylvia Weber, Aufsichtsrätin der Stiftung Würth, sowie Johannes Schmalzl und Maria Würth, Mitglieder des Vorstands der Stiftung Würth, der renommierte Preis überreicht. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Mit dem Würth Preis werden Autoren geehrt, die literarisch zur Verwirklichung der kulturellen Vielfalt Europas beigetragen haben.

Colm Tóibín wurde 1955 in Enniscorthy im County Wexford geboren und erlangte internationale Bekanntheit mit seiner 2004 erschienen Henry-James-Erzählung „The Master“ (dt. „Porträt des Meisters in mittleren Jahren“, 2005). Mit seinen Romane „Brooklyn“ (2009, dt. 2010), „Nora Webster“ (2014, dt. 2016) und der Thomas-Mann Roman „Der Zauberer“ wurde er zu einem der wichtigsten Schriftsteller der Gegenwart.

Sein Auswandererepos „Brooklyn" erlangte in der Spielfilmadaption drei Oscarnominierungen. Colm Tóibín verfasste als Drehbuchautor mit Volker Schlöndorff zudem das Skript zum Film „Rückkehr nach Montauk“ (2017). Seit er 1994 seine Schriftstellerkarriere begann, erhielt Colm Tóibín zahlreiche Preise. Darunter waren auch drei Nominierungen für den Man-Booker-Preis. Am 13. Mai 2024 erschien in Deutschland „Long Island“, die Fortsetzung von „Brooklyn“, im Hanser Verlag.

In seiner Laudatio würdigte der Literaturkritiker und Journalist Prof. Dr. Lothar Müller, Mitglied der Jury, Tóibín als als „Kosmopoliten mit fester Ortsbindung“ sowie als „public intellectual“ und auch als großen Erzähler, Essayisten und Hochschullehrer: „Die Jury hat Colm Tóibín den Preis nicht nur für seine Kunst der Menschendarstellung in Roman und Erzählung zugesprochen, sondern auch ausdrücklich für seine luziden Interpretationen und Vorlesungen.“
Maria Würth hob heraus: „Die europäische Ausrichtung des Preises bekommt in diesen Zeiten eine ganz besondere Bedeutung“, denn der Preisträger setze sich „in seinen Büchern mit der starken Bindung an die Heimat auseinander, ungeachtet der Geschichte, der Religion und des Nationalismus.“
In ihrem Grußwort betonte Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, dass der Würth-Preis für Europäische Literatur die Bedeutung und Vielstimmigkeit eines Schreibens, das von Europa geprägt sei, würdige, aber auch darüber hinaus strahle. „Mit all dem Wissen um das, was uns hier in Europa verbindet und was uns trennt – in dieser so unglaublich faszinierenden Welt der europäischen Kunst und Kultur, in die sich auch das Schaffen von Colm Tóibín tief eingeschrieben hat.“
Colm Tóibín sagte in seiner Dankesrede: „Ich bin dankbar, dass die Emotionen in diesen Büchern, so ungelöst und aufgewühlt sie auch sein mögen, eine Struktur und eine Form bekommen haben und von den Lesern irgendwie geteilt wurden“, und ergänzte „Ich hoffe, dass diese Romane dem Leser eine Art Trost spenden, oder zumindest ein Wiedererkennen ermöglichen, wie es sich einstellt, wenn wir das Licht in einem Ra999um herunterdrehen, so dass ein Bild, das zunächst flackernd, schemenhaft und ungenau ist, langsam sichtbar wird,
Der Würth-Preis für Europäische Literatur wird alle zwei Jahre vergeben, ist mit 25.00 Euro dotiert und "würdigt literarische Bemühungen um die kulturelle Vielfalt Europas".

Der Jury gehören neben der Vorsitzenden C. Sylvia Weber, Geschäftsbereichsleiterin Kunst und Kultur der Würth-Gruppe und Aufsichtsrätin der Stiftung Würth, Prof. Dr. Lothar Müller, Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Raulff, Denis Scheck, Marie Schmidt, Prof. Dr. Jürgen Wertheimer und die ausgezeichnete Schriftstellerpersönlichkeit der vorigen Preisverleihung, die Preisträgerin des Würth-Preises für Europäische Literatur 2022, Annie Ernaux, an. Die Liste der Preisträger seit 1998 umfasst 2024 Colm Tóibín, 2022 Annie Ernaux, 2020 David Grossman, 2018 Christoph Ransmayr, 2016 Peter Handke, 2014 Péter Nádas, 2012 Hanna Krall, 2010 Ilija Trojanow, 2008 Peter Turrini, 2006 Herta Müller, 2004 Harald Hartung, 2002 Claude Vigée, 2000 Claudio Magris, 1998 Hermann Lenz, drei von ihnen wurde später der Nobelpreis für Literatur zuerkannt: Herta Müller, Annie Ernaux und Peter Handke.

Text und Foto: Diana Rasch