Gefahrgutunfall in Wieblingen

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Einsatz der Feuerwehr beendet
Messungen blieben deutlich unter Grenzwerten –
Kripo nimmt Ermittlungen auf

 

In einem Recyclingunternehmen im Gewerbegebiet Wieblingen kam es am frühen Samstagmorgen zu einem Gefahrgutunfall, bei dem Rauch- und Geruchsbelastungen bis in benachbarte Stadtgebiete zogen. Aufgrund der starken Rauchentwicklung wurde die benachbarte Autobahn A5 für mehrere Stunden gesperrt. Anwohner wurden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Binnen weniger Stunden konnten die Einsatzleitung in Abstimmung mit dem Leitenden Notarzt des Rhein-Neckar-Kreises Entwarnung geben: Umweltmessungen hatten keine überhöhten Werte ergeben. Im Zuge des Vorfalls wurden fünf Personen leicht verletzt. Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand soll es kurz vor 6 Uhr auf dem Gelände der Firma Rematec zu einer ungewollten chemischen Reaktion von 3.000 Litern eines Gemischs aus Chemierückständen gekommen sein. Dadurch soll sich ein Überdruckventil geöffnet haben, was in der Folge zum Austritt einer dichten Rauchwolke, begleitet mit einem beißenden Geruch führte. Zum Zeitpunkt der chemischen Reaktion wurden keine Arbeiten im Werk durchgeführt.

Die Berufsfeuerwehr Heidelberg und die Polizei sicherten das Betriebsgelände sowie die Autobahn ab. Die Feuerwehr richtete 13 Messstandorte im angrenzenden Stadtgebiet und im Rhein-Neckar-Kreis ein. Die Feuerwehr Heidelberg wurde dabei unter anderem durch die Analytische Task Force der Berufsfeuerwehr Mannheim sowie mehrere Freiwillige Feuerwehren aus dem Rhein-Neckar-Kreis und dem Kreis Bergstraße unterstützt. Die Umweltmessungen ergaben bislang keine erhöhten Werte.

Die chemische Reaktion klang nach circa 2,5 Stunden ab. Nach bisherigen Erkenntnissen war es bei der Aufarbeitung von Lösungsmitteln aus der Kunststoffindustrie zu dem Störfall gekommen. Dabei war von einem Rückstand von circa 3.000 Litern ein Teil entwichen. Der Prozess dient der Wiederverwendung des Lösemittels Toluol. Der Stoff kommt zum Beispiel in Lacken und Klebstoffen vor. Die Umweltmessungen bestätigten, dass es sich bei der Freisetzung hauptsächlich um Toluol handelt. Die gemessenen Werte lagen deutlich unter den Grenzwerten. Gemessen wurde eine Konzentration von 10 ppm (parts per million = ein Teil pro eine Million Teile), der Grenzwert beträgt dagegen 50 ppm.

Die Vollsperrung der A 5 zwischen den Anschlussstellen Heidelberg/Schwetzingen und Dossenheim konnte um 9.50 Uhr wieder aufgehoben werden.

Die Überprüfungen zum Unfall sind noch nicht abgeschlossen. Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen. Die Anlage, in der sich der Störfall ereignete, ist bis auf weiteres außer Betrieb. Der Aufarbeitungsprozess dieses Stoffes wird von dem Unternehmen nach eigenen Angaben seit sechs Jahren störfallfrei betrieben. Der Betrieb kooperiert eng mit der Heidelberger Berufsfeuerwehr, die dort bereits mehrfach Störfallübungen durchführte.

Im Zusammenhang des Störfalls wurden fünf Personen leicht verletzt: eine Feuerwehrfrau, drei Polizeibeamte und eine Passantin, die über Kopfschmerzen und Schwindelgefühl klagten. Im Einsatz waren rund 150 Kräfte vor Ort, an den Messstationen sowie in Einsatzstäben, die die Zusammenarbeit von Rettungskräften und Behörden im Gebiet von Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar-Kreis aller Beteiligten koordinierten.