Projekt „Weidegemeinschaft“: mit Kühen, Schafen und Alpakas gegen Wildschwein & Co. Bürgermeister Erichson besuchte bei seiner Sommertour

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Philipp Rothe

die Alpakafarm Hirtenaue in Ziegelhausen

 

In den Wäldern rund um Heidelberg fühlen sich Wildschweine so „sauwohl“, dass dies ein Problem darstellt: Immer öfter werden die an die Wälder angrenzenden Grundstücke von Schwarzwild heimgesucht. Durchwühlte Gärten, umgepflügte Rasenstücke und verwüstete Beete sind die Folgen. Gerade für Wildschweine gestaltet sich die Futtersuche in den Gärten einfacher als im Wald – und ungepflegte Gartengrundstücke am Waldrand geben ihnen Deckung.

Die Stadt Heidelberg fördert seit dem Jahr 2015 in einem Modellprojekt Weidegemeinschaften, um es den Wildschweinen in der Nähe von Wohngebieten ungemütlicher zu machen. Die Idee ist, auf städtischen und privaten Grundstücken im Bereich von der Waldgrenze bis zur Wohnbebauung Kühe und Schafe weiden zu lassen. So will man verhindern, dass Wildschweine und andere Waldtiere in die Gärten vordringen. Die Stadtverwaltung ist dazu auf die Kooperation der Besitzerinnen und Besitzer von Gartengrundstücken am Waldrand angewiesen. Auf mehreren Flächen in Ziegelhausen und Handschuhsheim konnte es erfolgreich umgesetzt werden. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass in den beweideten Flächen die Aktivität der Wildschweine drastisch abgenommen hat.

Alpakafarm mit derzeit vier Tieren

Eine der jüngsten Kooperationen ist die Beweidung des Pferchelhangs mit Alpakas. Im Januar 2019 waren Grundstückseigentümer, Nachbarn und die Beweiderin auf die Stadt Heidelberg zugekommen. Aktuell werden rund 8.000 Quadratmeter beweidet, ab Herbst 2019/Frühjahr 2020 kommen weitere 8.000 Quadratmeter hinzu. Schrittweise will die Stadt dann die restlichen Flächen zusammenführen, beweiden und damit für den gesamten Bereich eine positive Entwicklung gestalten.

Bürgermeister Wolfgang Erichson informierte sich bei seiner Sommertour am Donnerstag, 8. August 2019, auf der Alpakafarm Hirtenaue über das Projekt. Derzeit beweiden vier Alpakas das Areal. Bürgermeister Wolfgang Erichson sagte: „Diese im Grunde sehr einfache und naturnahe Lösung der Wildschweinproblematik ist wirklich bestechend. Es ist bereits belegt, dass die Idee grundsätzlich funktioniert. Das beste Ergebnis erzielen wir dann, wenn alle Grundstücke beweidet und gepflegt sind. Die Beteiligung ist noch ausbaufähig. Ich lade deshalb alle Grundstücksbesitzerinnen und -besitzer zu der Kooperation ein.“

Das Projekt „Weidegemeinschaft“ im Detail

Der Heidelberger Gemeinderat stellt für das Modellprojekt jährlich 25.000 Euro zur Verfügung. Teilnehmen können alle Eigentümer, deren Heidelberger Grundstücke zwischen Wald und Wohnbebauung liegen und sich zur Beweidung eignen. Die Einzelheiten zu den Voraussetzungen können bei Thorsten Stephan von der Forstabteilung des städtischen Landschafts- und Forstamtes (Telefon 06221 58-28042, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) erfragt werden. Bislang stehen als Weidepartner die Neuner Alm mit Kühen und die Schäferei Braun zur Verfügung. Die Weidegemeinschaft kann aber auch eigene Vorschläge machen.

Das Modellprojekt hat die Stadtverwaltung gemeinsam mit der im Herbst 2014 gegründeten „Arbeitsgruppe zur Erhaltung der Kulturlandschaft in Ziegelhausen“ erarbeitet. Grundsätzlich ist für die Regulierung des Wildbestands zwar nicht die Stadt verantwortlich. Dennoch organisiert das städtische Landschafts- und Forstamt die Arbeitsgruppe. Es ist kein spezifisches Heidelberger Thema, dass Wildschweine in die bebauten Gebiete vordringen. Ähnliche Probleme gibt es überall entlang der Bergstraße und in den anderen Stadtkreisen Baden-Württembergs. In Heidelberg sind vor allem die waldnahen Stadtteile betroffen (Ziegelhausen, Peterstal, Handschuhsheim, Neuenheim, Schlierbach, Rohrbach, Boxberg und Emmertsgrund).

Die Stadt Heidelberg hat viele verschiedene Angebote, um die Offenhaltung der Kulturlandschaft zu fördern. Dazu zählen neben dem Projekt „Weidegemeinschaft“ unter anderem die Förderung von Wildbienenwiesen und die Beratung bei der Verwendung von Fördermitteln nach der Landschaftspflegerichtlinie (LPR).