Bundesbehindertenbeauftragter Jürgen Dusel informierte sich über Heidelberger Projekte Neue Routenplaner-App für Mobilitätseingeschränkte („Hürdenlos-Navi“) vorgestellt

 

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Philipp Rothe

Wie erhalten Menschen mit Behinderungen durch digitale Angebote bessere Teilhabe-Möglichkeiten? Die neue Routenplaner-App für Mobilitätseingeschränkte der Stadt Heidelberg („Hürdenlos-Navi“) macht es vor: Sie zeigt Nutzerinnen und Nutzern künftig einfach und schnell auf dem Smartphone, wie sie möglichst hürdenlos in der Heidelberger Innenstadt von einem Ausgangspunkt zum Ziel kommen. Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, und die Landesbehindertenbeauftragte Stephanie Aeffner haben sich am Montag, 30. September 2019, bei einem Besuch in Heidelberg über das Hürdenlos-Navi und weitere Heidelberger Projekte für Menschen mit Behinderungen informiert. Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner, Stadtdirektorin Nicole Huber und die kommunale Behindertenbeauftragte Christina Reiß stellten am Rathaus die App vor. Sie wird derzeit noch entwickelt und soll ab dem Frühjahr 2020 frei verfügbar sein.

„Barrierefreie digitale Angebote – genauso wie Barrierefreiheit insgesamt – sind ein wesentlicher Grundstein für mehr Teilhabe. Sei es für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Sinneseinschränkungen oder kognitiven Einschränkungen. Jede und jeder hat das Recht auf uneingeschränkte Teilhabe, deswegen muss bei allen digitalen Angeboten Barrierefreiheit von Beginn an selbstverständlich mitgedacht werden. Ich freue mich, in Heidelberg einige Best-Practice-Beispiele kennengelernt zu haben“, sagte der Bundesbehindertenbeauftragte Jürgen Dusel.

Oberbürgermeister Prof. Würzner: „Für Menschen mit Behinderungen ist es enorm wichtig, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. In Heidelberg haben wir hier in den vergangenen Jahren bereits viel erreicht – auch dank des großen Engagements von Menschen mit Behinderungen. Die Digitalisierung bietet uns eine große Chance für weitere Verbesserung. Mit der Routenplaner-App für Mobilitätseingeschränkte schaffen wir für viele Menschen ein hilfreiches und wertvolles digitales Angebot, um sich möglichst gut und selbstständig in Heidelberg fortbewegen zu können.“

Der Besuch des Bundesbehindertenbeauftragten in Heidelberg ist Teil der Veranstaltungsreihe „Alle dabei – gemeinsam unterwegs“, die Jürgen Dusel dieses Jahr in verschiedene Regionen Deutschlands führt. Bei seinem Aufenthalt erhielt er auch einen Überblick über weitere Projekte der Stadt und ihrer Kooperationspartner – etwa den Stadtführer www.heidelberg.huerdenlos.de und E-Learning-Angebote für Menschen mit Lernbehinderung. Bei einem Rundgang in Leichter Sprache erläuterte eine Vertreterin der Lebenshilfe Heidelberg, wie speziell für Personen mit kognitiven Einschränkungen attraktive Stadtführungen angeboten werden können.

Barrierefreie Navigation von A nach B

Wie komme ich als Rollstuhlfahrer in Heidelberg barrierefrei vom Rathaus zur Stadthalle? Welchen Weg gehen Menschen mit Rollatoren, Kinderwagen oder schwerem Gepäck, um Stufen, starke Steigungen oder hohe Bordsteine zu vermeiden? Hier wird künftig das Hürdenlos-Navi helfen: Mit ihm können sich Nutzerinnen und Nutzer in Deutsch und Englisch möglichst barrierefreie Wege von A nach B anzeigen lassen. Je nach Bedürfnis werden Bordsteinkantenhöhen, Steigungen, Gehwegbreiten und die Bodenbeschaffenheit berücksichtigt. Der ideale Weg wird auf dem Display angezeigt. Zunächst wird das Angebot auf die Altstadt und Bergheim begrenzt. Nach und nach soll die App ausgeweitet werden – zunächst 2020 auf die südlichen Stadtteile Weststadt, Südstadt und Rohrbach. Damit noch mehr Personen die App nutzen können, wird es sie auch in einfacher Sprache geben. So können auch Menschen mit Lernschwierigkeiten, Lese- und Rechtschreibschwäche, Hörbehinderte mit geringer Lautsprachkompetenz und Menschen mit eingeschränkten Deutschkenntnissen profitieren.

Potenzielle Nutzerinnen und Nutzer wurden bei mehreren Testläufen in die Entwicklung der App eingebunden und gaben Anregungen ab. Unter anderem sollen noch eine Sprachausgabe- und eine Spracheingabefunktion ergänzt werden, um mündlich Start und Ziel festlegen zu können. Das Hürdenlos-Navi inklusive des Zusatzangebots in einfacher Sprache wird nach Fertigstellung über die gängigen App-Stores und die Internetseite der Stadt Heidelberg frei verfügbar sein.

Die App wird durch das baden-württembergische Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration mit knapp 42.000 Euro gefördert. Die Stadt arbeitet bei der Entwicklung eng mit dem Bereich Geoinformatik (GIScience) der Universität Heidelberg, der kommunalen Behindertenbeauftragten sowie Gremien und Verbänden von Menschen mit Behinderungen zusammen. Das Landesministerium für Soziales und Integration fördert das Zusatzangebot in einfacher Sprache mit rund 18.000 Euro. Es wird in Kooperation mit der Lebenshilfe Heidelberg und weiteren Partnern erstellt.

Heidelberg unternimmt viel für Menschen mit Behinderung

Die Stadt Heidelberg tritt seit vielen Jahren für die Chancengleichheit aller Menschen und eine inklusive Gesellschaft ein. Viele Artikel der UN-Behindertenrechtskonvention sind seit dem Inkrafttreten vor zehn Jahren bereits umgesetzt. Eine Auswahl von Maßnahmen für Menschen mit Behinderungen:
 Seit über zehn Jahren vertritt der Beirat von Menschen mit Behinderungen der Stadt Heidelberg die Interessen von Menschen mit Behinderungen.
 Der Gemeinderat hat einen Grundsatzbeschluss zu barrierefreiem Bauen gefasst.
 Heidelberg fördert den barrierefreien Umbau von Wohnungen und öffentlich zugänglichen Gebäuden mit bis zu 50 Prozent der Kosten.
 Die Fachstelle Barrierefreies Planen, Bauen und Wohnen berät zu Barrierefreiheit in Gebäuden.
 Bei der Aktion „Hürdenlos rein“ wirbt die Stadt bei Inhaberinnen und Inhabern von Geschäften und Gastronomiebetrieben für die Anschaffung mobiler Rampen.
 Der Inklusions-Atlas (www.heidelberg.de/inklusionsatlas) führt Angebote für Menschen mit Behinderungen auf, die zum Beispiel Kontakte zu einer Freizeitgruppe knüpfen wollen.
 Die Kommunale Behindertenbeauftragte ist als Stabsstelle beim Oberbürgermeister angesiedelt, um deutlich zu machen, dass Inklusion ein Querschnittsthema ist.
 Heidelberg ist die erste Stadt, die eine systematische Bestandsaufnahme zum Umsetzungsstand der UN-Behindertenrechtskonvention vorgelegt hat. Diese wurde von der Kommunalen Behindertenbeauftragten erarbeitet. Mehr online unter www.heidelberg.de/inklusionslabor.