Der 18-Punkte-Aktionsplan zum Klimanotstand

 

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Philipp Rothe

Entwickelt hat den 18-Punkte-Plan die von der Stadt initiierte Klima-Aktionsgruppe. Sie besteht aus
den Leitungen der städtischen Ämter und Akteuren außerhalb der Stadtverwaltung (Stadtwerke, Vertreter wissenschaftlicher Institute, Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, Industrie- und Handelskammer). Sie haben sich Leitziele für die verschiedenen Handlungsfelder gesetzt; hier einige Beispiele des Aktionsplans:

Plusenergie-Quartiere: Patrick-Henry-Village (PHV) und alle Neubauquartiere ab dem Jahr 2020 werden Plusenergie-Quartiere, für die mehr Energie erzeugt als vor Ort verbraucht wird. Dezentral in den Quartieren sollen die Potenziale der erneuerbaren Energien, vor allem die Solarenergie, genutzt werden. Aus heutiger Sicht ist aber bei städtischen Quartieren eine Vollversorgung im Gebiet nicht erreichbar. Das bedeutet, dass zur Versorgung neuer Quartiere im Zuge der Gebietsentwicklung erneuerbare Potenziale an anderer Stelle erschlossen werden müssen.

Positive Erfahrungen hat Heidelberg damit in der Bahnstadt gemacht. Hier wurde ein Nullemissionsstadtteil errichtet. Das heißt, dass die Energie (Strom und Wärme), die vor Ort benötigt wird, aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Im Fall der Bahnstadt benötigen die Passivhäuser sehr wenig Energie und den Restbedarf an Strom und Wärme deckt das Holzheizkraftwerk im Nachbarstadtteil Pfaffengrund klimaneutral.

Altbausanierung: Die Altbausanierungsrate soll bis 2030 verdoppelt werden. Der CO2-Ausstoß durch den Strom- und Wärmeverbrauch in privaten Haushalten ist groß. Durch energetische Sanierungen des Gebäudebestands lassen sich mehr als 50 Prozent CO2 einsparen. Derzeit liegt die Sanierungsrate bei rund 1 Prozent – es dauert also etwa 100 Jahre, bis alle Gebäude energetisch saniert sind. Die Steigerung auf 2 Prozent bedeutet, dass in rund 50 Jahren alle Gebäude der Stadt energetisch hochwertig saniert sind. Nötig sind hierzu verstärkte Beratungs- und Informationsangebote sowie noch bessere Förderbedingungen. Auch energetische Quartierskonzepte können das Thema voranbringen, wie aktuell zum Beispiel im Hasenleiser.

Verkehr: Im öffentlichen Nahverkehr sollen die Fahrgastzahlen bis 2025 um 20 Prozent steigen. Ebenfalls bis zum Jahr 2025 soll bei 50 Prozent der Heidelberger Unternehmen das Job-Ticket eingeführt werden. Bislang haben nur Firmen mit mehr als zehn Mitarbeitenden Zugang zum Jobticket. Der VRN arbeitet derzeit an einem zweiten Finanzierungsmodell, bei dem die Arbeitgeber anders als im bisherigen Modell direkt beteiligt werden. Der Pendlerverkehr in die Stadt und aus der Stadt hat einen großen Anteil an den Verkehrsemissionen. Zur Reduzierung des Anteils an motorisiertem Individualverkehr am Pendlerverkehr sollen vier Sonderbuslinien eingerichtet werden. Per Sonderbus sollen die Pendlerinnen und Pendler am Stadtrand abgeholt werden, die dort ihr Auto stehen lassen. Vorgesehen ist außerdem der Ausbau von vier weiteren Radschnellwegen in die Region sowie der Ausbau einer Hauptradachse im Neckartal.

„Klimawäldchen“: Ein „Klimawäldchen“ für jeden Heidelberger Stadtteil: Bis zum Jahr 2025 sollen insgesamt 3.000 Bäume (jährlich 500 Bäume) gepflanzt werden, insbesondere auf derzeit versiegelten Flächen. Konkrete Orte sind noch nicht bestimmt, sollen aber in nächster Zeit festgelegt werden. Die Flächensuche wird eine Herausforderung darstellen, da innerstädtische Flächenreserven nur eingeschränkt verfügbar sind. Die „Klimawäldchen“ verbessern das Mikroklima in den Stadtteilen und bieten innerstädtischen Lebensraum. Aufgrund der zunehmenden Mediterranisierung wird die Stadt auf hitzeverträglichere Baumarten setzen. Durch die beiden letzten, sehr trockenen Sommer sind innerstädtisch rund 380 Bäume verlorengegangen.

Nachhaltig feiern: Geplant ist ein nachhaltiges Veranstaltungsmanagement und klimafreundliches Catering bei Stadtfesten, Sportveranstaltungen und Bürgerfesten. Dazu gehört die Wahl klimafreundlicher Veranstaltungsorte inklusive klimafreundlicher Energieversorgung. Beim Catering werden ein hoher Anteil an pflanzlichen, regionalen, saisonalen und Bio-Produkten angestrebt sowie die Vermeidung von Verpackungen. Klimafreundliche Angebote sollen stärker beworben werden.

Der 18-Punkte-Aktionsplan in der Übersicht – Ziel: klimaneutral bis 2030

 1. Plusenergie-Quartiere: Patrick-Henry-Village (PHV) und alle Neubauquartiere ab dem Jahr 2020 werden Plusenergie-Quartiere, für die mehr Energie erzeugt als verbraucht wird.
 2. „Grüne“ Wärme: Die Stadtwerke Heidelberg stellen allen Fernwärme-Kundinnen und -Kunden bis 2020 insgesamt 50 Prozent „grüne“, CO2-neutrale Wärme zur Verfügung.
 3. Fernwärme: Die Stadtwerke Heidelberg wollen bis 2025 ein Drittel der Fernwärme in Heidelberg selbst erzeugen.
 4. Photovoltaik: Die Photovoltaik in Heidelberg soll bis 2025 so ausgebaut werden, dass sie zehn Megawatt zusätzliche Leistung bringt.
 5. „Grüner“ Strom: 100 Prozent „grüner“, CO2-neutraler Strom für die Stadtwerke-Kundinnen und
-Kunden.
 6. Altbauten: Verdoppelung der Altbausanierungsrate bis 2030.
 7. Bus und Bahn: Steigerung der Fahrgastzahlen im ÖPNV um 20 Prozent bis 2025.
8. Bio-Essen: Stufenweise Aufstockung des Bio-Anteils an der Mittagsverpflegung in Heidelberger Schulen und Kindertageseinrichtungen von 30 Prozent auf 50 Prozent bis 2022.
 9. Nachhaltig feiern: Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement und klimafreundliches Catering bei Stadtfesten, Sportveranstaltungen und Bürgerfesten; Wahl klimafreundlicher Veranstaltungsorte inklusive klimafreundlicher Energieversorgung, beim Catering hoher Anteil an pflanzlichen, regionalen, saisonalen und Bio-Produkten, Vermeidung von Verpackungen; Kommunikation klimafreundlicher Angebote.
 10. Job-Ticket: Einführung des Job-Tickets in 50 Prozent der Heidelberger Unternehmen bis 2025. Bislang haben nur Firmen mit mehr als zehn Mitarbeitenden Zugang zum Jobticket.
 11. Radschnellwege: Ausbau von vier weiteren Radschnellwegen in die Region sowie Ausbau einer Hauptradachse im Neckartal.
 12. Sonderbuslinien: Einrichtung von vier Sonderbuslinien zur Reduzierung des Anteils an motorisiertem Individualverkehr am Pendlerverkehr. Per Sonderbus sollen Pendlerinnen und Pendler am Stadtrand abgeholt werden, die dort ihr Auto stehen lassen.
 13. „Klimawäldchen“: Pflanzung eines „Klimawäldchens“ in jedem Stadtteil – insgesamt 3.000 Bäume bis zum Jahr 2025 (jährlich 500 Bäume), insbesondere für derzeit versiegelte Flächen.
 14. „Grüner Gürtel“: Ausweitung des „Grünen Gürtels“ in Heidelberg, also der Flächen, auf denen sich Tier- und Pflanzenarten ansiedeln können und die der Biotopvernetzung und der biologischen Vielfalt im urbanen Raum dienen.
 15. Öffentliche Gebäude werden „klimafit“: Realisierung von Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen an öffentlichen Gebäuden und Plätzen bis 2025.
 16. Konzepte mit Fokus Klimaschutz: Alle Entwicklungs- und Planungskonzepte stehen zukünftig unter dem Fokus Klimaschutz, Klimaanpassung und Erhalt der Biodiversität. Die Flächen mit hoher ökologischer Wertigkeit müssen verbindlich im Modell räumliche Ordnung, im Flächennutzungsplan und im Stadtentwicklungskonzept fixiert werden. Hierdurch könnte ein sogenannter Grüngürtel für Heidelberg festgelegt werden.
 17. Nachhaltig wirtschaften: Teilnahme von 20 Prozent aller kleinen und mittleren Heidelberger Unternehmen am Netzwerk „Nachhaltiges Wirtschaften“.
 18. Klimaschutzprüfung: Etablierung einer Klimaschutzprüfung in den Gemeinderatsvorlagen.