Offener Brief von Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner an alle Heidelberger Bürgerinnen und Bürger Ostern 2020

DER OBERBÜRGERMEISTER DER STADT HEIDELBERG

OBEckartWuerzner 

Liebe Heidelbergerinnen, liebe Heidelberger,

uns erwartet ein Osterfest, wie wir es noch nie erlebt haben. Wir müssen in diesem Jahr auf vieles verzichten, was wir gerne tun. Auf Familienbesuche, auf Gottesdienste, auf das unbeschwerte Ostereiersuchen im Garten der Großeltern.

Aber, so traurig es ist, dass wir uns nicht im großen Familienkreis sehen, umarmen und besuchen können: In Corona-Zeiten ist soziale Distanz ein gelebter Akt der Nächstenliebe. Wir halten zusammen – auch, wenn wir dabei räumlich getrennt sein müssen.

Wir können das Coronavirus leider nicht einfach in die Ferien schicken und uns eine Pause von ihm gönnen. Eine Lockerung der Maßnahmen wäre daher aktuell ein falsches Signal. Gerade jetzt brauchen wir Ausdauer. Wir riskieren sonst Gesundheit und Leben unserer Familienangehörigen, unserer Nachbarn, unserer Mitmenschen.

Ich weiß, dass die Situation für viele immer schwerer zu ertragen ist. Ich denke besonders an Menschen, die alleine leben oder an Familien mit Kindern. Und ganz besonders denke ich an unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger in den Pflegeheimen.

Es sind gerade die Infektionen in Pflegeheimen, die zeigen, warum wir uns alle derart einschränken müssen. Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern kann das Virus sehr schwere Verläufe nehmen und zum Tod führen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir weiter achtsam sind.

Es gibt aber auch Grund für Zuversicht. Wir haben in Deutschland und besonders in Heidelberg ein exzellentes Gesundheitssystem. Danke an alle, die Höchstleistungen für unsere Gesundheit bringen: Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern, Pflegerinnen und Pfleger, Laborfachkräfte.

Danke besonders aber auch an alle, die unser tägliches Leben am Laufen halten: dazu gehören Postzustellerinnen und Postzusteller, Verkäuferinnen und Verkäufer in den Supermärkten, in den Apotheken, Fahrerinnen und Fahrer des öffentlichen Nahverkehrs und viele mehr.

Wir können uns zudem in Heidelberg über einen großartigen gesellschaftlichen Zusammenhalt freuen. Jeden Tag gibt es tolle Zeichen der Solidarität und der Kreativität. Es ist überwältigend, wie Menschen in Heidelberg dazu beitragen, die Krise zu bewältigen. Ich denke dabei an die vielen Online-Initiativen, zum Beispiel des Interkulturellen Zentrums, des Heidelberger Frühlings oder des Heidelberger Stadttheaters.

Ich denke aber auch an die vielen privaten Initiativen, zum Beispiel an die Balkonkonzerte oder an tolle Hausgemeinschaften, die eine alleinerziehende Mutter unterstützen oder einem Senior das Einkaufen abnehmen. Es gibt zudem zahlreiche Hilfsangebote in unseren Stadtteilen. Danke an alle, die sich so solidarisch engagieren.

Und Danke auch an die Glaubensgemeinschaften in Heidelberg. Gerade in diesen Zeiten lernen wir, dass wir einander nah sein können, auch wenn wir räumlich getrennt sind. Die Heidelberger Kirchen laden ihre Gemeinden an Ostern zu Online-Gottesdiensten ein. Kirche und Glaube sind jetzt für viele Menschen besonders wichtig, da sie ihnen Halt und Orientierung in einer unsicheren Zeit geben.

Liebe Heidelbergerinnen und Heidelberger, ich bin überzeugt davon, dass die Krise unsere Gesellschaft weiterbringt, wenn wir sie jetzt gemeinsam durchstehen. Vielleicht ist das in diesem Jahr die zentrale Osterbotschaft. Nämlich, wie entscheidend Zusammenhalt und Solidarität für uns alle ist.

Ich wünsche Ihnen allen frohe Ostern. Bleiben Sie gesund.

Ihr
Eckart Würzner