Jugend-sozialarbeit unterstützt in Krisensituationen Neues sozial-pädagogisches Angebot an den beruflichen Schulen

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Heidelberg

Seit Januar 2015 gibt es in Heidelberg Schulsozialarbeit auch an den beruflichen Schulen. „Jugendsozialarbeit“ heißt das Angebot hier. Die Stadt setzt damit weiter auf präventive Jugendhilfe. „Unser Ansatz ist es, junge Menschen in ihrem sozialen Umfeld zu unterstützen und zu stabilisieren, um Problemen und Fehlentwicklungen frühzeitig vorzubeugen“, erklärt Sozialbürgermeister Dr. Joachim Gerner. Die Stadt investiert dafür jährlich zusätzlich 160.000 Euro. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Schulsozialarbeit auf rund eine Million Euro pro Jahr.

Der einzelne Schüler steht im Fokus

In den fünf beruflichen Schulen – der Carl-Bosch-Schule, der Johannes-Gutenberg-Schule, der Marie-Baum-Schule, der Julius-Springer-Schule und der Willy-Hellpach-Schule – ist jeweils eine pädagogische Fachkraft mit einer halben Stelle eingesetzt. Ihre Arbeit unterscheidet sich von der an anderen Schulen. „Wir haben es an den beruflichen Schulen hauptsächlich mit Jugendlichen über 16 zu tun, die sich zwischen einem und maximal drei Jahre an der Schule aufhalten“, erläutert Hans-Ulrich Nollek vom Kinder- und Jugendamt der Stadt Heidelberg. „Bei diesen Jugendlichen geht es um Themen wie Selbstverantwortung oder auch bereits um die Bewältigung größerer Lebenskrisen.“ Die Schulsozialarbeit, so Nollek, habe deshalb einen anderen Fokus: „Sie ist auf den einzelnen Jugendlichen und nicht auf Klassenverbände ausgerichtet.“ Das zeigt auch die Terminologie: An den beruflichen Schulen heißt die Schulsozialarbeit bewusst „Jugendsozialarbeit“.

Private und berufliche Orientierung

Die ersten Kontakte zwischen den Sozialarbeitern, dem Lehrerkollegium der beruflichen Schulen und den Schülern sind bereits geknüpft. Anlässe sind vor allem familiäre Probleme, Trennung nach längerer Partnerschaft, Schicksalsschläge im nahen Umfeld wie Tod oder Krankheit, aber auch Schulunlust und Leistungsprobleme. „Krisen verschiedenster Art in der Jugend haben oft dramatische Auswirkungen auf das spätere Leben. Somit ist es ein großer Teil des Arbeitsbereiches, die Schülerinnen und Schüler zu beraten, zu unterstützen und zu begleiten. Unser großes Ziel ist es, eine positive Lebensperspektive zu entwickeln, die auch den Schul- oder Berufsabschluss beinhaltet“, erläutert Birgit Krudewig, die seit Anfang Januar als Jugendsozialarbeiterin an der Julius-Springer-Schule tätig ist.

Hilfe bieten die Jugendsozialarbeiter an den Heidelberger Schulen auch bei der beruflichen Orientierung und beim Kontakt zum Arbeitsamt und dem Jobcenter an. Zudem binden die Schulen die sozialpädagogischen Fachkräfte bei der Frage der Integration von jungen Flüchtlingen, die an den beruflichen Schulen unterrichtet werden, ein.

Entlastung für das Kollegium

Für die Schulleitung bringt die Jugendsozialarbeit eine erhebliche Entlastung. Uli Richard Liebler, Rektor der Julius-Springer-Schule, ist überzeugt: „Die Jugendsozialarbeiterin ist eine echte Verstärkung für die Lehrerinnen und Lehrer an unserer Schule. Sie kann sich mit ihrer sozialpädagogischen Kompetenz um die Schülerinnen und Schüler kümmern, die Probleme haben und besondere Unterstützung benötigen.“

Flächendeckend und wirksam: Schulsozialarbeit in Heidelberg

Heidelberg ist seit Jahren eine der führenden Kommunen in der Schulsozialarbeit. Insgesamt arbeiten derzeit 25 sozialpädagogische Fachkräfte, angestellt bei sieben freien Trägern der Jugendhilfe, an 28 Heidelberger Schulen. Seit 2002 hat die Stadt das Angebot der präventiven Jugendhilfe flächendeckend zunächst an Heidelberger Haupt- und Förderschulen erfolgreich umgesetzt. Ab 2005 erfolgte die kontinuierliche Ausweitung auf alle Grundschulen sowie Realschulen. Seit Januar 2015 wird Schulsozialarbeit auch an den fünf beruflichen Schulen angeboten. Zum Schuljahr 2015/2016 soll die Schulsozialarbeit auch auf die Gymnasien ausgedehnt werden.

Dass die Schulsozialarbeit in Heidelberg wirksam ist, haben Wissenschaftler der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg bestätigt: Weniger unentschuldigte Fehlzeiten, weniger Nichtversetzungen, Abnahme der Gewaltbereitschaft, deutliche Entlastung der Lehrkräfte, Minderausgaben bei den Erziehungshilfen – so liest sich die bisherige Erfolgsbilanz. Die kontinuierliche wissenschaftliche Begleitung der Schulsozialarbeit ist einzigartig im Land.