„Heidelberg hilft!“: Bürger spendeten 110.000 Euro für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

Im Oktober 2015 fiel der Startschuss. Mit der großartigen Spendensumme von 110.000 Euro wurde die Spendenaktion „HD hilft!“ für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge jetzt beendet. Unser Foto zeigt (v.l.): Mario Lehmann und Eva-Maria Rössy vom Lions Club Heidelberg-Altstadt, Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner und Myriam Feldhaus, Leiterin des Kinder- und Jugendamts der Stadt Heidelberg.  Bildnachweis: Philipp RotheMit der beeindruckenden Spendensumme von 110.000 Euro ist die Spendenaktion „HD hilft!“ der Heidelberger Service-Clubs jetzt offiziell abgeschlossen worden. Die Spendengelder kommen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Heidelberg zugute. „Mein großer Dank gilt den Bürgerinnen und Bürgern aus Heidelberg und dem Umland. Sie haben mit ihren Spenden ermöglicht, dass wir über die Möglichkeiten der Jugendhilfe hinaus Integrationsprojekte für Kinder und Jugendliche realisieren können, die hier ganz ohne familiäres Netz ein neues Leben beginnen müssen“, sagte Schirmherr Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner. Unterstützer der Spendenaktion „HD hilft!“ waren alle Heidelberger Lions- und Rotary-Clubs, die beiden Heidelberger Zonta Clubs, Round Table, Ladies‘ Circle, Soroptimisten und der Deutsch-Amerikanische Frauenclub.

Initialzündung für weiteres Engagement

Den Organisatoren dankte Dr. Würzner: „Was Sie hier ehrenamtlich geleistet haben, ist wirklich außerordentlich. Sie haben nicht nur sehr viel Geld zur Unterstützung der Kinder und Jugendlichen gesammelt, die hier bei uns eine bessere Zukunft suchen. Sie haben auch das Miteinander in der Stadtgesellschaft gestärkt.“ Für viele, die sich an der Aktion beteiligt hätten, sei die Aktion eine Initialzündung für weiteres ehrenamtliches Engagement gewesen. „Das ist das Beste, was man mit einer Hilfskampagne erreichen kann“, so der Oberbürgermeister.

Auf Initiative des Lions Clubs Heidelberg Altstadt hatten Mitte Oktober alle Heidelberger Service-Clubs ihre Unterstützung für die Spenden-Aktion zugesagt. Ursprünglich sollten die Spendengelder über den Verkauf von bunten Buttons mit dem Aufdruck „HD hilft!“ eingeworben werden. „Wir konnten aber um die Weihnachtszeit mehr und mehr Bürgerinnen und Bürger und auch Unternehmen von der Spendenaktion begeistern, die sich mit großen Beträgen finanziell engagiert haben“, erklärte Mario Lehmann vom Organisationsteam „HD hilft!“. Alle Spenden flossen in den Fonds „HD hilft!“, den das Kinder- und Jugendamt der Stadt Heidelberg verwaltet.

Spende schafft Spielräume für individuelle Unterstützung

Myriam Feldhaus, Leiterin des Kinder- und Jugendamtes der Stadt Heidelberg, freut sich über die zusätzlichen Gelder: „Wir haben damit größere Spielräume, die Jugendlichen individuell zu unterstützen. Mit der Spende ist es uns beispielsweise möglich, unbürokratisch Sprach- und Förderkurse anzustoßen, kostenpflichtige Freizeitangebote zu übernehmen oder zusätzliche Lernmaterialien zu beschaffen. All das hätte es ohne ‚HD hilft!‘ nicht gegeben“, so Feldhaus. Ganz wichtig sei, dass die Aktion dazu beigetragen habe, die Situation der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Derzeit betreut das Kinder- und Jugendamt Heidelberg mehr als 60 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Sie kommen überwiegend aus Afghanistan und Syrien. Ein Großteil ist zwischen 15 und 17 Jahre alt. Die Jugendlichen leben in der Regel in Heimen oder betreuten Wohnformen, im Einzelfall konnten Jugendliche in Pflegefamilien untergebracht werden. Bei den Kindern und Jugendlichen, die als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Heidelberg kommen, überprüft das Kinder- und Jugendamt sehr individuell die schulischen Kompetenzen. „Die Unterschiede sind hier sehr groß“, berichtet Myriam Feldhaus. „Manche Jugendlichen haben keine Schule in ihrem Herkunftsland besucht oder nur wenige Jahre. Andere haben eine sehr gute schulische Vorbildung und sprechen sogar eine zweite Fremdsprache. Allen ist aber gemeinsam, dass sie sehr gewillt sind, sich hier zu integrieren.“ Für die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen besteht Schulpflicht, ein Großteil besucht ein sogenanntes Berufsvorbereitendes Bildungsangebot (VAB-O-Klasse) an einer beruflichen Schule in Heidelberg. Nachhilfe und Alphabetisierungskurse sind häufig notwendig, werden aber über die reguläre schulische Ausbildung nicht abgedeckt.

Was „HD hilft!“ möglich macht

Eines der großen Projekte, das dank „HD hilft!“ realisiert werden soll, ist ein „Mentoring-Projekt“, bei dem ehrenamtliche Paten nachhaltig als Integrationsbegleiter für jugendliche Flüchtlinge fungieren. Die Paten sollen den Jugendlichen helfen, einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz zu finden und sie im Alltag begleiten. Kooperationspartner der Stadt bei diesem Projekt soll die Jugendagentur Heidelberg sein.

Auch ein Projekt zur besonderen sprachlichen und schulischen Förderung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ist in Planung. Es soll dort greifen, wo die Kinder derart deutliche Defizite aufweisen, dass diese im schulischen Kontext und durch die vorhandenen Unterstützungssysteme nicht aufgefangen werden können.

Die Spende macht außerdem die Anschaffung von Alltagsgegenständen möglich, die über die vorgegebene Mindestversorgung hinausgehen. So können beispielsweise mehrere Jugendliche nun Laptops nutzen, die nicht nur beim Lernen helfen, sondern via Internet auch den Kontakt mit den Eltern im Heimatland ermöglichen. Möbel, Küchenutensilien und Kleidung wurden bereits angeschafft. Einige Jugendliche freuten sich über eine komplette Sportausrüstung, die es ihnen ermöglichte, aktives Mitglied in einem Sportverein zu werden.

Nachhaltig Zeichen gesetzt

Dass „HD hilft!“ über den Aktionszeitraum hinaus nachhaltig Zeichen gesetzt hat, zeigt das Engagement derer, die durch die Spendenaktion motiviert sind, sich weiter im Bereich der Flüchtlingshilfe einzubringen. So haben der Direktor und Schülervertreter des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums angekündigt, sich über den Unterricht hinaus im Registrierungszentrum des Landes in Patrick Henry Village zu engagieren. Die nächste Ausgabe der Schülerzeitung steht thematisch ganz im Zeichen von Menschen auf der Flucht. Der Olympiastützpunkt der Metropolregion Rhein-Neckar möchte ein offenes Training für Kinder und Jugendliche auf der Flucht absolvieren. Ziel ist es, die Kinder dauerhaft in einen für sie geeigneten Sportverein zu vermitteln.

„Wir haben noch viele solcher Beispiele, die zeigen, dass es uns gelungen ist, Menschen nachhaltig zu motivieren, sich für eine gelingende Integration dieser Kinder und Jugendlichen zu engagieren“, berichten Eva-Maria Rössy und Ulrike Heß-Emmerich vom Organisationsteam „HD hilft!“. „Darauf sind wir wirklich stolz“.