Die Ästhetik der Abweichung

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Veranstaltungshinweis zum Workshop „Auf Spurensuche – Diskriminierung im Alltag behinderter Frauen“ am 9.3.2017

„Und wirklich jeden Tag eine mitfühlende, völlig fremde Passantin, die mir sagt, dass ich schrecklich aussehe mit meinen Verbrennungsnarben im Gesicht, dass das heutzutage doch nicht mehr sein braucht und wie schrecklich das alles ist.“
Denkt man an Frauen mit Behinderungen, so können es viele Assoziationen sein, oft Assoziationen von Hilflosigkeit, Schwäche, besonders schwierigen Lebensumständen oder auch besonderen Vorteilen aufgrund bestimmter Quotenregelungen, die sich aufdrängen. Was uns hingegen selten in den Sinn kommt, sind Assoziationen von Stärke, Mut und vor allem von Attraktivität.
Das BiBeZ (Bildungs- und Beratungszentrum für Frauen und Mädchen mit Behinderungen/chronischen Erkrankungen) führte aktuell eine Umfrage zu Diskriminierungserfahrungen im Leben behinderter Frauen durch. In den Ergebnissen dieser Umfrage wird deutlich, dass Diskriminierung auch heute noch ein fester Bestandteil im Alltag behinderter Frauen ist, insbesondere dann, wenn eine Behinderung und mit ihr eine Abweichung sichtbar ist. Sichtbare Behinderung von Frauen stellt geradezu eine Provokation dar in einer Gesellschaft, in der die Weiblichkeit nach wie vor verunstaltet wird durch ihre Reduktion auf ein tadelloses Erscheinungsbild. Ästhetik ist wichtig, um als Frau anerkannt zu werden, doch vor allem ist mit Ästhetik ein besonders angepasstes Erscheinungsbild gemeint, eine Attraktivität, die dadurch anzieht, dass sie gleichförmig und angepasst ist. Was dabei untergeht, ist die besondere Lebendigkeit all dessen, das eigenwillig und unangepasst ist, das sich nicht von Normen fesseln lässt und sich befreit vom Diktat einer unscheinbaren Weiblichkeit.
Diese Wahrnehmung von gefesselter Weiblichkeit gilt es zu ändern. Im Workshop „Auf Spurensuche – Diskriminierung im Alltag behinderter Frauen“ am 9.3.2017 stellt das BiBeZ die Ergebnisse seiner Umfrage vor mit dem Ziel, Frauen mit Behinderungen selbst zu Wort kommen zu lassen mit ihren Geschichten und Erfahrungen. Gemeinsam sollen hier Überlegungen angegangen werden, wie und ob gegen Vorurteile und Diskriminierung anzukommen ist. Selbsterfahrung von Behinderung wird ebenso Teil des Programms sein. Eingeladen sind alle, die gerne über Grenzen hinweg denken und eine Gesellschaft erst dann für eine freie Gesellschaft halten, wenn keines ihrer Teile unterdrückt wird. Der Eintritt ist frei!

Wann & Wo:

Donnerstag, den 09. März 2017
18:00 – 20:30 Uhr
Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma e.V. Heidelberg
Bremeneckgasse 2, 69117 Heidelberg

Mehr Info unter: www.bibez.de