Anerkannte Flüchtlinge in ein selbständiges Leben begleiten – Mannheim erhält knapp 1,1 Millionen Euro für acht Integrationsmanager

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Vor zwei Jahren kamen so viele Asylsuchende wie nie nach Europa und Deutschland. Nun kommen die Flüchtlinge mit Bleibeperspektive in den Kommunen an. Damit die Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt gelingt, werden in Baden-Württemberg künftig Integrationsmanager die anerkannten Flüchtlinge individuell begleiten. Mit ihrer Hilfe sollen sie in die Lage versetzt werden, vorhandene Strukturen und Angebote selbständig nutzen zu können. Finanziert werden die Stellen im Rahmen des Pakts für Integration vom Land. Mannheim möchte acht Integrationsmanager beschäftigen, hierfür stehen für dieses und das nächste Jahr insgesamt 1.063.562 Euro bereit. Der Wirtschafts- und Sozialausschuss der Stadt Mannheim hat sich klar für die Umsetzung der Maßnahme ausgesprochen. Entscheiden wird der Gemeinderat am 20. März.

„Diese gezielte Förderung der Integrationsarbeit begrüßen wir ausdrücklich. Bisher waren geflüchtete Menschen nach abgeschlossenem Verfahren auf sich allein oder das Ehrenamt angewiesen. Mit den Integrationsmanagern wird ihnen professionelle Hilfe zur Seite gestellt, die eine schnellere Eingliederung in die Stadtgesellschaft ermöglicht“, sagt Sozialbürgermeister Michael Grötsch. Für die landesweit rund 1.000 Integrationsmanager stellt das Sozialministerium in Stuttgart für die Jahre 2017 und 2018 insgesamt 116 Millionen Euro zur Verfügung.

Stimmt der Gemeinderat zu, wird die soziale Betreuung von Flüchtlingen in Mannheim zum 1. April 2018 neu geordnet. Nach Abstimmung mit der Liga der freien Wohlfahrtspflege sollen die acht Stellen der Integrationsmanager folgendermaßen verteilt werden: Je zwei Stellen erhalten der Caritasverband Mannheim e.V. und das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Mannheim. Je eine Stelle bekommen der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Mannheim e.V., das Deutsche Rote Kreuz und der Paritätische (Freundeskreis Asyl Karlsruhe e.V.). Für die Betreuung komplexer Einzelfälle mit Schnittstellen zu anderen Hilfesystemen wird eine Stelle beim Fachbereich Arbeit und Soziales der Stadt Mannheim eingerichtet.

Die Träger, bei denen die Stellen geschaffen werden, waren bislang mit der sozialen Betreuung von Flüchtlingen in den Erstaufnahmestellen beschäftigt. Da die Zahlen der dort Ankommenden weiter sinken, wird die Arbeit zurückgefahren. Dank der geplanten acht Stellen könnte diese bald in der kommunalen Anschlussunterbringung fortgesetzt werden. Für Flüchtlinge in der vorläufigen Unterbringung stellt die Stadt Mannheim die Sozialberatung mit eigenem Personal sicher. Hierfür wird im Fachbereich Arbeit und Soziales eine entsprechende Stelle geschaffen.

Zentrale Aufgabe der Integrationsmanager ist eine individuelle und niedrigschwellige Sozialberatung und -begleitung. Sie erarbeiten mit den Geflüchteten einen Integrationsplan, in dem Schulbildung und Berufsabschluss, persönliche Entwicklungen und Qualifikationen sowie die zu erreichenden Ziele festgehalten werden. Die Fortschritte werden in regelmäßigen Abständen gemeinsam überprüft, der Integrationsplan wird fortgeschrieben.

Gedacht ist der Integrationsplan als eine Vorstufe und Ergänzung der Eingliederungsvereinbarung des Jobcenters. Während diese vor allem auf die Handlungsfelder „Zugang zum Arbeitsmarkt“ und „Sprache“ abzielt, stehen beim Integrationsplan die Lebensbereiche „Wohnungssuche und Vermittlung von Strukturen des Wohnens in Deutschland“, „Kinderbetreuung“ und weitere kommunale Angebote wie Schuldner-, Sucht- oder Schwangerschaftskonfliktberatung im Mittelpunkt. Geplant ist, dass die Integrationsmanager an den Terminen im Jobcenter teilnehmen und sich mit den Mitarbeitern regelmäßig austauschen und abstimmen.

Hintergrund: Pakt für Integration mit den Kommunen

Um geflüchtete Menschen an die bestehenden Regelsysteme heranzuführen und Integrationsprozesse zu fördern, hat das Land mit den Kommunalen Landesverbänden im April 2017 den Pakt für Integration geschlossen. Hierfür werden Kommunen für die Jahre 2017 und 2018 insgesamt 320 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Davon werden 140 Millionen Euro in konkrete Integrationsförderprogramme und -maßnahmen investiert. 180 Millionen Euro erhalten die Kommunen als Unterstützung für die Integrationsarbeit vor Ort. Ein zentraler Bestandteil ist die Einführung eines kommunalen Integrationsmanagements zur sozialen Betreuung und Begleitung in der Anschlussunterbringung.