Mannheim. Der Marathon der Töne ist vorüber.

Wolf H. Goldschmitt

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Wolf H. Goldschmitt

Auf ein Neues im kommenden Jahr! Eine Woche lang hat die Stadt Mannheim als "Unesco City of Music" Eigenwerbung betrieben. Einige Konzerte an den außergewöhnlichsten Orten werden vom klingenden Jahrmarkt der über 650 Kulturschaffenden in Erinnerung bleiben.

Schauplatz Herschelbad. Bei 29 Grad Wassertemperatur tummelt sich die Rheumaliga bei ihrer wöchentlichen Gymnastik im Becken als fremde Klänge die Aufmerksamkeit der älteren Menschen weckt. In bunten Gewändern und stimmgewaltig gibt ein Chor aus Heidelberg sein Debüt in der historischen Schwimmhalle. Die zwölf Damen und Herren haben allerdings einen weiteren Weg hinter sich als die paar Kilometer in die Nachbarstadt. Der Lesedi-Show-Choir stammt aus der gleichnamigen Kommune in Südafrika. "Voices and Water" nennt sich treffend ihr Gastspiel in der ungewöhnlichen Kulisse des fast 100 Jahre alten Stadtbades. Die rund 50 Schwimmer zu Füßen der Musiker drehen während der Lieder fleißig ihre Runden. Am Ende jedes Titels jedoch gibt es von allen im Niedrigwasserbecken Standing Ovations mit Badekappe. Und dass Übermütige während der Performance "Bauchplatscher" ins Publikum machen, quittieren die Sänger mit einem lauten Lachen.

Schauplatz Luisenpark. Es schnattert und piepst, die Wasservögel heben zum Start an und inmitten dieser paradiesischen Stimmung erklingt eine Sopranstimme. "Music and Nature" nennen sich die Darbietungen in der Grünen
Lunge Mannheims. Opernsängerin Nadja Kaiserseder gleitet untermalt von Saxophonklängen und Lautenmusik in einer kleinen Gondel singend über den Kutzenweiher. Während das Kunststoffbootchen nahezu lautlos über das Wasser fährt, hören die verdutzten Besucher vom Ufer aus unter anderem Louis Armstrongs "What a wonderful World". Die Melodie hätte für das Klagerlebnis inmitten der Natur nicht besser gewählt sein können. Fünf Künstler, darunter die Singer/Songwriterin Laura Volk sorgen bei Kaiserwetter für ein angenehm überraschtes, aber vollauf zufriedenes Publikum.

Schauplatz Paradeplatz. Hier rattern die Straßenbahnen um die Kurve und der Lärmpegel erreicht Großstadtniveau. Doch auch am Knotenpunkt Mannheims geht Musik. Wer häufig über den Paradeplatz läuft, kennt sie: die Sounds aus
den Containern. Entstanden aus dem Protest von Musikhochschülern gegen Stuttgarter Reformpläne haben sich die Container-festivals längst zu einer festen Einrichtung gemausert. Auch im Rahmen der Music Week wirken die Konzerte als Zuschauermagnet. Neben Klassik schallt auch moderner Beat aus den Metallboxen. Beim öffentlichen Unterricht gibt´s sogar einen kleinen Einblick in den Hochschulalltag. Bei Live-Acts in der Dekoration der Galeria Kaufhof machen sich Nachwuchsbands und Solokünstler freiwillig und mit Begeisterung zu lebenden Schaufensterpuppe.
Nach sieben Tagen Musik unterschiedlichster Genres und an nicht alltäglichen Locations zieht Pascal König vom Clustermanagement Music Commission Mannheim gegenüber unserer Zeitung eine erste Bilanz:"Wir sind sehr zufrieden mit der
Resonanz und freuen uns schon auf die zweite Music Week im kommenden Jahr."