Theaterfestival Schwindelfrei 2020

Schwindelfrei2016AudeRroseTechnikLysYSeng12
Lys Y Seng

Für das Theaterfestival Schwindelfrei 2020 stehen drei regionale Gruppen fest, die eine Residenz für künstlerische Experimente umsetzen. Aus zahlreichen Bewerbungen von freien Künstler*innen der Metropolregion Rhein-Neckar wurden durch die künstlerische Leiterin Olivia Ebert drei Konzepte zum Thema „FABULATIONEN – more than a single story“ aus den Bereichen Tanz und Performance ausgewählt:

 

Amsbeck&Konsorten (Speyer/Lingen), Edan Gorlicki / INTER-ACTIONS (Heidelberg), und Tala Al Deen, Vincent Bababoutilabo, Chana Dischereit, Laura Frey (Mannheim/Berlin) nutzen eine dreiwöchige Residenzzeit zur szenischen Recherche, erproben neue künstlerische Formate und suchen den öffentlichen Austausch.

Während des Theaterfestivals Schwindelfrei vom 2. – 5. Juli 2020 erhält das Publikum Einblicke in die künstlerische Arbeit der Residenzgruppen. Ergänzend setzt ein Gastspielprogramm aus regionalen und überregionalen Positionen vielschichtige Impulse für Zuschauer*innen und Künstler*innen. In Kooperation mit lokalen Akteur*innen entsteht zudem ein facettenreiches Rahmenprogramm. Das Festival wird in den freien Theaterhäusern EinTanzHaus, Theater Felina-Areal, theater/haus G7 und zeitraumexit ausgerichtet.

„Das Theaterfestival Schwindelfrei ist Teil der städtischen Förder- und Entwicklungsstrategie für die Szene der freien Darstellenden Künste“, betont Kulturbürgermeister Michael Grötsch. „Mit frischem Blick auf das Festival ist es der neuen künstlerischen Leiterin Olivia Ebert gelungen, ein Konzept zu entwickeln, das auf die aktuellen Bedarfe der freien Darstellenden Künste abgestimmt ist und die Szene in ihren Strukturen kontinuierlich und nachhaltig fördert.“

Erstmals begleitet ein Beirat die Vorbereitung und Programmauswahl des Festivals. Die Mitglieder des Beirats beraten die künstlerische Leitung insbesondere hinsichtlich eines diskriminierungssensiblen Umgangs mit Diversität, diskutieren Fragen der Zugänglichkeit und unterstützen die lokale Vernetzung des Festivals. Der Beirat setzt sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: Charlotte Arens / Dramaturgin, Mannheim; Anne-Marie Geisthardt / Kulturparkett Rhein-Neckar; Sandra Regina de Oliveira e Silva, Berryl Émêfa Carine Amedegnato, Amarachi A. Igboegwu / UMOJA!; Seda Keskinkilic-Brück / Autorin, Künstlerin, Mannheim.

Drei Perspektiven auf das Thema: „FABULATIONEN – more than a single story“
Mit dem Thema „FABULATIONEN - more than a single story“ begibt sich die siebte Ausgabe des Festivals auf die Suche nach den ausgeschlossenen, vergessenen oder noch zu erfindenden Geschichten. Die eingeladenen Projekte und Stücke untersuchen die Bedeutung von Narrativen für unsere Meinungen und Handlungen. Sie befragen und überzeichnen die Muster, in denen wir die Welt schreiben und lesen. Dabei reagieren die ausgewählten Künstler*innen mit je eigenen Fragen und ästhetischen Formen auf das Festivalthema:

„UNEASY“
von Amsbeck&Konsorten (Speyer/Lingen)
Aus verschiedenen Generationen kommend arbeiten vier Theaterpädagoginnen, Schauspielerinnen und Regisseurinnen an einer feministischen Positionierung zwischen Privatem und Politischem, Hashtags und Theorie, Generationenkonflikt und Begriffshoheit. Mit „UNEASY“ blicken sie nicht zuletzt auf sich selbst: Welche patriarchalen Erzählungen reproduzieren wir im täglichen Tun? Und wie lassen sich unsere Geschichten selbst in die Hand nehmen?

„RE-COVER“ (Arbeitstitel)
von Edan Gorlicki und seiner Compagnie INTER-ACTIONS (Heidelberg)
Edan Gorlicki und INTER-ACTIONS forschen zu den körperlichen Auswirkungen von traumatischen Erfahrungen und begeben sich hierzu in einen intensiven Austausch mit Therapiewissenschaften und Tanztherapie. Wie reagiert der Körper auf den Schock, wie wirken sich psychologische Prozesse von Verarbeitung und Reintegration körperlich aus? Wie geht das Umfeld, die Gesellschaft mit den Traumatisierten um und wie erzählt sie das Geschehen weiter?

„Unser Land. Punkt“
von Tala Al Deen, Vincent Bababoutilabo, Chana Dischereit und Laura Frey (Mannheim/Berlin)
Wie lässt sich der Wunsch, ohne Angst verschieden sein zu können, gegen Erzählungen nationaler und kultureller Reinheit verteidigen? Was der Qual entgegensetzen, auf ein Volk, eine Ethnie, ein Geschlecht oder einen Ort festgeschrieben zu werden? Mit Impulsen aus Schauspiel, Musik, Videokunst und politischer Arbeit verstärkt das interdisziplinäre Projekt „Unser Land. Punkt“ Stimmen und lädt dazu ein, einen gemeinsamen Raum zu schaffen.


Ergänzend zu den Residenzen wurde für die regionale Szene das Transfer-Programm ins Leben gerufen – ein Austauschformat, das Künstler*innen mit ausgewählten Expert*innen zusammenbringt. Freie Gruppen und Häuser aus Mannheim konnten sich einmalig für eine finanzielle Unterstützung zu einem künstlerischen oder fachlichen Austausch bewerben. Qualifiziert hat sich das EinTanzHaus, das mit Thomas Schmidt, Professor für Theatermanagement, zusammenarbeiten wird.
Die Residenzen werden vom Kulturamt der Stadt Mannheim mit jeweils 7.800 € finanziert und von der künstlerischen Leitung wie auch dem Festivalteam inhaltlich und organisatorisch unterstützt.

Neukonzeption des Theaterfestivals Schwindelfrei 2020

Für die siebte Ausgabe des Theaterfestivals Schwindelfrei hat Olivia Ebert die Programmstruktur im Austausch mit dem Kulturamt Mannheim weiterentwickelt und neu konzipiert. Kuratorisch zielt sie darauf ab, das Theaterfestival Schwindelfrei in seiner Konzeption als Plattform für die regionale freie Szene zu stärken. „Im Rahmen des Festivalthemas soll Schwindelfrei 2020 einen intensiven künstlerischen Austausch ermöglichen und sich gleichzeitig weiter in die vielfältige Stadtgesellschaft Mannheims öffnen“, erklärt Olivia Ebert. „Mit einer Öffnung für künstlerische Prozesse lade ich das Publikum zu einem direkten Austausch mit den Künstler*innen ein. Die Zuschauer*innen können ästhetische Arbeiten in ihrem Entstehen kennenlernen, ein überregionales Gastspielangebot wahrnehmen und in Workshops künstlerische Arbeitsweisen selbst ausprobieren“.

Sabine Schirra, Leiterin des Kulturamts, sieht in Neukonzeption und Themensetzung einen großen Gewinn für Künstler*innen und Publikum: „Das Thema FABULATIONEN lädt die Künstler*innen dazu ein, künstlerische, visionäre und gesellschaftliche Fragestellungen in freier Form miteinander zu verbinden. Gleichzeitig fördert das Theaterfestival Schwindelfrei bewusst Konstellationen, die überregionale Arbeitsbeziehungen aufgreifen oder neu stiften und trägt damit der wachsenden Bedeutung überregionaler Kooperationen im Rahmen künstlerischer Produktion Rechnung. Dem Publikum bietet es abwechslungsreiche Einblicke in die vielen verschiedenen Facetten der Darstellenden Künste.“

www.theaterfestival-schwindelfrei.de