Verkehrsgutachten zur Straße am Aubuckel zeigt: Ersatzlose Sperrung der Straße bringt keine Entlastung und belastet Fußgänger und Radfahrer

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Verkehrsgutachten zur Straße am Aubuckel zeigt: Ersatzlose Sperrung der Straße bringt keine Entlastung und belastet Fußgänger und Radfahrer

Der mehr als 230 Hektar große Grünzug Nordost ist eines der wichtigsten ökologischen Stadtentwicklungsprojekte in Mannheim. Er sollte – laut Beschluss - ohne die ihn durchtrennende Straße „Am Aubuckel“ realisiert werden. Um das zu bewerkstelligen, hat die Verwaltung in den Jahren 2013 und 2014 verschiedene Alternativen zur Verlagerung der Straße geprüft. Schließlich erhielt die Verwaltung den Auftrag des Gemeinderates, eine ersatzlose Sperrung der Straße im Hinblick auf deren verkehrliche Auswirkungen, insbesondere auf die Leistungsfähigkeit verschiedener Kreuzungen hin zu überprüfen. Das aus den Reihen des Gemeinderats vorgeschlagene Planungsbüro R + T aus Darmstadt hat dazu ein Gutachten verfasst, in dem nicht nur geprüft wurde, welche Effekte sich durch einen ersatzlosen Rückbau eines Teilstücks der Straße ergeben sondern auch nach Lösungen gesucht wurde, um mögliche Überlastungen zu vermeiden oder sie gegebenenfalls abzumildern.
 
Ersatzlose Sperrung der Straße nicht sinnvoll machbar
Dieses Gutachten zeigt deutlich: Eine ersatzlose Sperrung der Straße ist - weder dauerhaft noch temporär – sinnvoll machbar und zwar aus folgenden Gründen:
Sperrt man die Straße ersatzlos, verteilen sich die Verkehrsströme von gut ausgebauten und wohngebietsfreien Straßen, wie zum Beispiel vom Rhein-Neckar-Schnellweg (B 381) weiträumig hin zu kleineren Straßen in verschiedenen Wohngebieten. Ohne begleitende Maßnahmen würde zudem eine solche Sperrung dazu führen, dass die Verkehrsmengen an den Knotenpunkten nicht mehr bewältigt werden könnten: Das Mannheimer Verkehrsnetz würde kollabieren.
Um das zu verhindern, müssten die Lichtsignalanlagen zum Teil extrem angepasst werden, um die Verkehrsströme zu lenken. Eine Anpassung ist in einigen Fällen allerdings nur möglich, wenn die Grünphasen für den Autoverkehr verlängert werden. Das ginge aber klar zu Lasten der Fußgänger und des Radverkehrs, sowie des öffentlichen Personennahverkehrs. Busse und Bahnen hätten deutlich längere Fahrzeiten und Fußgänger und Radfahrer müssten länger auf Grünphasen warten. Damit würden die „umweltbewussten“ Verkehrsteilnehmer benachteiligt, was eindeutig im Widerspruch zu den klimaökologischen Zielen der Stadt Mannheim steht.
Darüber hinaus bleiben, selbst bei Optimierung der Lichtsignalanlagen, vier Knotenpunkte überlastet und es kann nicht gewährleistet werden, dass der Verkehr zügig abfließen kann. In Folge müssten diese Kontenpunkte baulich angepasst werden, was bei mindestens zwei Kreuzungen aufgrund räumlicher oder eigentumsrechtlicher Einschränkungen nicht möglich ist.
 
Grünzugs- und Buga-Planung mit Straße
Zusammengefasst kommen die Gutachter zu folgenden Schluss: „Die Straße „Am Aubuckel“ ist durch ihre Tangentiallage ein wichtiges Bindeglied im Straßensystem der Stadt Mannheim. Eine ersatzlose Sperrung würde Verkehrsverlagerungen zur Folge haben, die die angrenzenden Wohngebiete zusätzlich mit Mehrverkehr (und somit mit daraus resultierenden Emissionen) belasten würden. Gleichzeitig werden Straßenabschnitte außerhalb von Wohngebieten entlastet. Innerstädtische Knotenpunkte würden Kapazitätsengpässe aufweisen, die teilweise nur mit hohem baulichen Aufwand und zusätzlich auf Kosten einer verringerten Verkehrsqualität für den Umweltverband (Fuß- und Radverkehr sowie Öffentlicher Nahverkehr) beseitigt werden können.“
 
Hintergrund:
Mit dem Abschluss des zweistufigen Wettbewerbsverfahrens „Grünzug Nordost und Bundesgartenschau 2023„ und der Aufnahme der Bietergespräche mit dem Büro RMP – Stephan Lenzen aus Bonn sind die vorbereitenden Arbeiten für die Beauftragung weiterer planerischen Leistungen für den Grünzugs Nordost abgeschlossen.
Der jetzt vorliegende freiraumplanerische Entwurf ist kein unverbindliches Konzept. Er basiert auf einer Reihe von Informationen, die während einer fast zwei Jahre dauernden Planungsphase gewonnen wurden. Dazu gehören landschafts-, stadt- und verkehrsplanerische Aspekte genauso wie klimatologische, geologische, hydrologische und artenschutzrechtliche Fragestellungen oder Aspekte von Sport- und Freizeitnutzung.
Eine Reihe von Gutachten, Machbarkeitsstudien und Bestandserfassungen wurde erarbeitet. Die Bürgerschaft wurde über vier Planungsgruppen in zwölf Terminen und einem abschließenden Bürgerforum in die Planung eingebunden. Die Ergebnisse der Bürgerschaftlichen Planungsgruppen wurden von der Fachverwaltung fachlich geprüft, in Eckpunkten zusammengefasst und 2014 vom Gemeinderat verabschiedet. Diese Eckpunkte bildeten die Grundlage für die Auslobung des zweistufigen Wettbewerbs. Sie wurden von drei öffentlichen Kolloquien begleitet. Der ganze Prozess zeichnet sich durch ein extrem hohes Maß an Transparenz aus.
Mit 21 Vorlagen wurden der Gemeinderat laufend informiert und eingebunden. Alle Aufträge wurden in Abstimmung mit dem Gemeinderat erteilt. Mit der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft wurde ein Vertrag über die Ausrichtung einer Buga geschlossen, ebenfalls mit Zustimmung des Gemeinderates. Insgesamt hat dieser Prozess bereits Kosten in Höhe von 1,7 Millionen Euro verursacht. Ergebnis dieses Prozesses sind Entwürfe zur Realisierung des Grünzugs Nordost, die von Fachpreisjuroren als richtungsweisend bezeichnet wurden. Diese richtungsweisenden Entwürfe leben von der Stärkung des durchgehenden Grünzugs ohne die ihn durchtrennende Straße.