Ausbau des Campus-Projekts schafft mehr Bildungsangebote für Kinder aus der Neckarstadt-West

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Annette Mück

Der Betrieb in den neuen Räumen in der Gartenfeldstraße 42 ist gut angelaufen: Im November hat das Bildungs- und Teilhabeprojekt Campus Neckarstadt-West hier seinen zweiten Standort eröffnet. Im Februar 2020 zunächst mit 23 Grundschulkindern im Bürgerhaus am Neumarkt gestartet, wurde die Zahl der Betreuungsplätze für Grundschüler*innen mit einem Schlag fast verdreifacht: für perspektivisch 60 Kinder aus der Neckarstadt-West ist das Campus-Projekt mittlerweile ausgelegt.

„Wir können heute einen Blick auf diesen wichtigen Ort für die Bildung und Teilhabe von Kindern aus der Neckarstadt-West werfen, einen weiteren Standort für den Campus Neckarstadt-West. Er steht exemplarisch für viele Orte, die den Kindern aus der Neckarstadt als Bildungs- und Entwicklungsorte geöffnet werden“, erklärt Bildungsbürgermeister Dirk Grunert. „Denn das ist das Grundanliegen von Campus Neckarstadt-West: Den Kindern am Nachmittag viele Möglichkeiten zu bieten, die sie für sich, für ihre Interessen und für ihre Entwicklung als einzelne Personen und in Gemeinschaft gewinnbringend nutzen können.“

Der Campus Neckarstadt-West ist das Ergebnis eines beispielhaften Zusammenschlusses von zahlreichen Akteuren und engagierten Bürger*innen. Durch die Lokale Stadterneuerung (LOS) angestoßen, wird das Projekt unter Federführung des Jugendamts und Gesundheitsamts der Stadt Mannheim und in Zusammenarbeit mit der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP durchgeführt.

„Die inhaltliche und räumliche Umsetzung des Campus-Projektes ist von zentraler Bedeutung für das Handlungsfeld „Bildung & Jugend“ eines der 2017 definierten Handlungsfelder der Initiative LOS und beispielgebend für gesamtstädtisches Handeln“, ergänzt MWSP-Geschäftsführer Achim Judt.

Von Montag bis Freitag gibt es hier ein attraktives Nachmittagsangebot für die Grundschüler*innen des Stadtteils – beginnend mit einem herzlichen Empfang und dem gemeinsamen, gesunden Mittagessen. Hausaufgabenbetreuung sowie verschiedenste kreative, sportliche und weitere Bildungsangebote strukturieren die freie Bildungszeit am Nachmittag. Mit Neckar- und Humboldtschule sind die beiden Grundschulen des Stadtteils ebenso in das Projekt involviert wie der städtische Fachbereich Bildung, das Quartiermanagement Neckarstadt-West und weitere stadtteilbezogene Arbeitskreise. Über das Campus-Projekt wird die Vernetzung der Schulen mit vielfältigen, außerschulischen Bildungsakteuren hergestellt und der fließende Zusammenhang von Leben und Lernen im Alltag realisiert.

Hauptaspekt aller Angebote ist die ganzheitliche Sprachförderung. Heterogene Gruppen ermöglichen wertvolle Sprachimpulse durch Gleichaltrige untereinander. „Ob beim Malen, Singen, Erzählen, Zuhören, Tanzen oder Musizieren – Sprache wird stets mit allen Sinnen gefördert. Die Kinder erweitern so spielerisch ihre Sprach- und Lebenskompetenzen“, erklärt Gabriele Wurl, Leiterin des Campus-Projektes. Eine wichtige pädagogische Basis bilden gemeinsam mit dem Team der Jugendförderung außerdem die Schülermentor*innen der Marie-Curie-Schule und Studierende, die sich in der Hausaufgabenbetreuung engagieren; sie fungieren darüber hinaus als wichtige Rollenvorbilder für die Kinder im Viertel. In Zeiten des Lockdowns sind mit geringerer Kinderanzahl ausschließlich die hauptamtlichen Mitarbeiter in der pädagogischen Bildungsarbeit tätig.

Am Zweitstandort Gartenfeldstraße gibt es einen neuen, musischen Schwerpunkt. Das Bildungsprogramm der Musikschule Mannheim wird von montags bis donnerstags angeboten und beinhaltet neben vielfältiger musikalischer Förderung auch Bewegungs- und Tanzelemente. Es bietet den Grundschüler*innen neue Möglichkeiten, ihre Talente selbst zu entdecken und in pädagogischer Begleitung weiterzubilden.

Auf dem Weg zu mehr Teilhabe- und Bildungsmöglichkeiten für die Kinder im Stadtteil wird der Campus Neckarstadt-West bis zur Eröffnung einer Ganztagsgrundschule weitergeführt. Dringend benötigter Raum für weitere Bildungs- und Freizeitangebote entsteht derzeit im Kaisergarten, der von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBG saniert und umgebaut wird. So leistet das Campus-Projekt kurz- und mittelfristig einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Bildungssituation und zur Integration in der Neckarstadt-West.

Besondere Unterstützung erhält das Projekt durch den Förderkreis Campus Neckarstadt-West e.V. Neben der kompletten Finanzierung der hochwertigen Inneneinrichtung des neuen Standorts, wurde auch die Entwicklung des Campus-Logos als ehrenamtlicher Beitrag einer Grafikerin aus diesem Kreis erstellt. „Die Aussage „Mein Platz in der Welt“ und die grafische Weltkugel zeigen, dass Kinder aus aller Welt ihren Platz hier in Mannheim finden“, freut sich Gabriele Wurl über das gelungen neue Logo und ist sehr dankbar ob des vielfältigen ehrenamtlichen Engagements.


Hintergrund zum Campus Neckarstadt-West
Campus Neckarstadt-West ist ein an den Interessen der Grundschulkinder orientiertes Angebot mit hohem Vernetzungscharakter. Seit Februar 2020 können Kinder das Nachmittagsangebot mit Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und Förder- und Freizeitangebot nutzen. Es handelt sich um ein freiwilliges schulergänzendes Angebot.

Im Netzwerk, das die Angebote für die Campuskinder umsetzt, sind aktuell die beiden Grundschulen (Humboldt-Grundschule, Neckarschule) sowie Neckarstadt Kids e.V, Musikschule Mannheim, Jugendhaus Erlenhof, Junges Nationaltheater Mannheim, Bürgerhaus Neckarstadt e.V.,
Quartiersmanagement Neckarstadt, Jugendarbeit Mobil der Jugendförderung, Interkulturelles Bildungszentrum (IKUBIZ), Stadtbibliothek Mannheim, Freudenbergstiftung, 1. Qwan Ki Do e.V. und die Museumspädagogik der Reiss-Engelhorn-Museen (rem) Mannheim vertreten. Die Kooperation mit Schulen und mit allen außerschulischen Angebotspartnern ist zentral für den Erfolg des Projekts.

Das Konzept für das Campus-Projekt wurde im Rahmen der lokalen Stadterneuerung Neckarstadt-West (LOS) von verschiedenen Fachbereichen der Stadt entwickelt. Das Projekt ist ein wichtiger Bestandteil in der Prävention von Kinderarmut und wird im Rahmen von LOS kontinuierlich weiterentwickelt. Federführend beteiligt waren das Jugendamt und Gesundheitsamt und der Fachbereich Bildung, aber auch der Fachbereich Demokratie und Strategie (Büro des Integrationsbeauftragten). Die beiden ersten Fachbereiche sind Teil des Bildungsdezernats. Die Federführung übernimmt das Jugendamt und Gesundheitsamt in enger Abstimmung mit der MWSP und dem Quartiersmanagement.

Das Projekt Campus Neckarstadt-West wird im Rahmen des Landesprogramms „Starke Kinder – chancenreich“ als Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut durch das Ministerium für Soziales und Integration des Landes Baden-Württemberg gefördert. Finanzielle Unterstützung leisten auch die Mannheimer Rotary Clubs, die für jedes teilnehmende Kind ein „Stipendium“ von 50 Euro pro Monat ermöglichen, das zur Deckung der Kosten beiträgt. Die Freudenbergstiftung stellt derzeit eine Mitarbeiterin mit dem Schwerpunkt Elternarbeit zur Verfügung. Das schon aktive Netzwerk zur Förderung von Kindern in der Neckarstadt-West soll im Laufe des Projekts durch weitere Partner erweitert werden. Ein Initiativkreis beschäftigt sich intensiv mit der Bildungssituation im Stadtteil und unterstützt das Projekt Campus Neckarstadt-West. Hier finden Gespräche mit der Stadtverwaltung statt. Gespräche mit dem Land zur weiteren Unterstützung werden derzeit auf unterschiedlichen Ebenen geführt.

Im Bereich der Tagesbetreuung für Kinder engagiert sich die Stadt Mannheim in fünf städtischen Einrichtungen, die in der Neckarstadt-West angesiedelt sind. Insgesamt werden in den verschiedenen Kinderhäusern 120 Kinder im Krippenbereich, 268 Kinder im Kindergarten und 80 Kinder in Horten betreut. In den Einrichtungen werden die Kinder dabei unterstützt ihre motorischen, kognitiven, sozialen und sprachlichen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Dabei wird besonders darauf geachtet, dass die Sprachbildung durch eine alltagsintegrierte Förderung der Kinder unterstützt wird. Um den Übergang der Kinder in die Grundschule zu erleichtern und ihnen einen guten Start zu ermöglichen, findet eine intensive Zusammenarbeit mit den Grundschulen statt. Besondere Unterstützung bieten die Tageseinrichtungen den Familien auch in der intensiven Arbeit mit Eltern. Es finden viele Gespräche mit ihnen statt, um Unterstützungsmöglichkeiten für deren Kinder oder auch die Familien selbst frühzeitig zu vermitteln.