Widerstand gegen geplante Neubauten der Universität

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Wolf H. Goldschmitt

Mannheim . Die Weichen für das Millionenprojekt sind längst gestellt. Die Universität Mannheim plant im Friedrichspark hinter dem Schloss einen Neubau. Bis 2026 soll modernes Ensemble hochgezogen werden, sobald das alte Eisstadion abgerissen ist. Aber nun lautet die Frage: ist das ökologisch zu verantworten? Gegen das Vorhaben regt sich nämlich Widerstand in Stadt. Der Werbering Mannheim City, der Verein Stadtbild, der Bürger- und Gewerbeverein Östliche Innenstadt und das katholische Stadtdekanat haben sich zum Aktionsbündnis "Rettet den Friedrichspark" zusammengeschlossen. Die Allianz hat nun seine Einsprüche zum Vorentwurf des Bebauungsplans bei der Stadtverwaltung eingereicht.
Das Aktionsbündnis beruft sich dabei auf ein von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebenes Klimagutachten und hebt vor allem diese Passage hervor: "Mit dem Abriss der Eissporthalle besteht die Möglichkeit, die klimatische Ausgleichsleistung des Friedrichsparks nachhaltig zu verstärken. Aus klimaökologischer Sicht wäre daher ein Verzicht auf zusätzliche Baumaßnahmen im Bereich des Friedrichparks das Beste. Dies wäre umso wichtiger, weil sich durch einen weiteren Anstieg der Temperaturen insbesondere in den Sommermonaten die Lebensqualität in der dicht bebauten westlichen Innenstadt merklich verschlechtert."
Das Rektorat der Universität Mannheim, winkt ab und verweist auf eine andere Stelle aus der Expertise: Demnach entstehen durch die Neubauten "keine klimaökologischen Negativeffekte, die einer Realisierung entgegenstehen", und "unvermeidbare Beeinträchtigungen können durch geeignete Maßnahmen aufgefangen werden". Solche Maßnahmen – nämlich Dach- und Fassadenbegrünung, helle Fassadenfarbe, Baumpflanzungen und Parkgestaltung – seien seitens des Landes, der Stadt und der Bildungseinrichtung berücksichtigt. Fazit: "Die im Klimagutachten beschriebenen thermischen Zusatzbelastungen für das gesamte Bauvorhaben sind sowohl tagsüber als auch nachts lokal sehr begrenzt."
Die Gegner sehen mit dem Neubau auch die barocke Architektur aus Schloss, Sternwarte und Jesuitenkirche beeinträchtigt. Damit "verfügt die Stadt über ein einmaliges identitätsstiftendes Gestaltungsmerkmal", findet das Aktionsbündnis. "Die Bebauung des Friedrichsparks würde die unverstellte Sichtachse nachhaltig beeinträchtigen, dem Schloss und damit auch dessen Bedeutung und Rolle für die Universität würde ein weiterer herber Verlust seiner Alleinstellung gegenüber der Stadt und seines historischen Umfelds entstehen", heißt es im Schreiben der Projektgegner.
Die Universität selbst sieht durch die geplanten Neubauten keine Beeinträchtigung der Bedeutung oder Rolle des Schlosses oder der Universität. Dass die Universität weitere Räumlichkeiten benötigt, ist für die Mitglieder des Aktionsbündnisses unstrittig. Sie schlagen vor, auf Freiflächen in der Innenstadt und im Hafengebiet zurückzugreifen. "Bedingt durch die Folgen der Coronakrise werden sich innerstädtisch andere und neue Möglichkeiten ergeben. Eine intensive Nutzung des Hafengeländes am Verbindungskanal böte zudem die Chance, ein zurzeit stadtplanerisch vernachlässigtes Gelände durch universitäre Bebauung nachhaltig aufzuwerten", schreibt das Bündnis.
"Das Areal am Verbindungskanal kam als Erweiterungsstandort für Lehr- und Büroräume der Universität nicht in Betracht, weil es wegen der Entfernung zum Schloss und des viel befahrenen Parkrings zu stark vom restlichen Campus abgetrennt ist", kontert das Rektorat. Das Studierendenwerk, die Universität, die Stadt und das Land prüfen nun, ob das Areal am Verbindungskanal für andere Zwecke – wie Wohnen und Uni-Sport – geeignet ist. "Flächen in der Innenstadt haben in der Regel den Nachteil, dass sie zu klein sind oder ihre Raumstruktur für Universitätszwecke nicht geeignet ist", heißt es weiter. Insbesondere Brandschutz, Barrierefreiheit und Fluchtwege reichten für den Uni-Betrieb kaum aus. Anmietungen seien daher selten möglich, und im Fall eines Gebäudekaufs wären in der Regel langwierige und teure Sanierungen notwendig.

 

wolf h. goldschmitt