Ein Rekordgebäude, das jahrzehntelang in Vergessenheit geraten war, rückt momentan in Mannheim wieder in den Blickpunkt. Die Multihalle im Herzogenriedpark gilt nicht allein für Architekten als ein Meisterwerk der Baukunst. Bis zur Bundesgartenschau (Bug

Mannheim.

Seine erste Buga hat das Kuppelgebäude bereits hinter sich. Errichtet zur Mannheimer Pflanzenausstellung 1975 hatte sich der Mannheimer Architekt Carlfried Mutschler für die Dachkonstruktion etwas Gewagtes vorgestellt. Der Pionier wollte zunächst, dass die Dachelemente an überdimensionalen Ballons befestigt werden. Das hat allerdings nicht funktioniert. Mutschlers Ziel war es danach, einen stützfreien Raum zu erhalten. Und da kommt "Kollege" Frei Otto ins Spiel. Der hatte die Überdachung der Kampfbahnen im Olympiagelände von München statisch möglich gemacht. Otto entwarf nun für Mannheim eine Gitterschalenkonstruktion aus Holz – damals weltweit einmalig. Das Mustergebäude schmückte die Titel von Fachzeitschriften rund um den Globus. Die Dachkonstruktion wurde mit einer Folie bespannt, die von außen schwarz, aber von innen hell war. Das bringt der Multihalle im Volksmund den Spitznamen "Schwarzer Wal" ein.
Das Gebäude misst an ihrer höchsten Stelle 20 Meter, an der breitesten 85 Meter. Insgesamt handelt es sich um 7500 Quadratmeter überdachte Fläche. Eigentlich war das Gebilde nur als temporärer Bau gedacht, der nach der Bundesgartenschau wieder abgerissen werden sollte, doch das Rathaus hatte den "Schwarzen Wal" als Veranstaltungshalle für sich entdeckt. Es fanden Ausstellungen, politische Veranstaltungen und Autoschauen statt - sogar die Rockband AC/DC lässt es in der Halle krachen.es Fernsehsendungen werden aufgezeichnet und Rassekatzen gezeigt. Auch bei Hochzeiten und Kinderfeste ist das Gebäude ein gefragter Treffpunkt.

 

Doch im Laufe der Zeit geht das Interesse der Bürger verloren, die Veranstaltungen werden immer weniger - nicht zuletzt, weil der "Wal" wegen der Brandschutzrichtlinien inzwischen nicht mehr den Standards entspricht. Zudem wachsen die Ansprüche der Besucher: Kulturveranstaltungen wollte wegen der schlechten Akustik bald niemand mehr dort machen. Zu laut durfte es wegen der angrenzenden Anwohner auch nicht sein. Das Kleinod und seine Einzigartigkeit verschwinden aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. 1989 erhält die Multihalle überraschend das Prädikat "Kulturdenkmal". Doch dann fangen die Probleme erst richtig an. Die Statik sorgt mittlerweile für Kopfzerbrechen. Bald werden Verformungen der Schalenkonstruktion entdeckt, dann müssen Stützen an den Rändern angebracht und die Kuppel gesichert werden, die bis heute Stabilität garantieren. Die Baugenehmigung erlischt und das Denkmal wird zum Sanierungsfall. Niemand im Stadtparlament war bereit, eine Halle, in der keiner Veranstaltungen plant, für mehrere Millionen Euro wieder fit zu machen. Sogar der Abriss kommt ins Gespräch. Die Lösung: ein Verein Multihalle wird gegründet. Der kämpft so lange für den Erhalt bis der Gemeinderat nachgibt und die Sanierung des Bauwerks doch noch anleiert. Inzwischen fließen Fördermittel des Bundes und ein Rettungsplan mit neuer Holzschalenkonstruktion sowie sicherer Schutzfolie liegt vor. Dass die Arbeiten zur Buga 2023 fertig werden, ist laut Stadtverwaltung jedoch ebenso illusorisch wie eine Wiederinbetriebnahme zum 50-jährigen Bestehen im Jahr 2025.

Multih
gol

wolf h. goldschmitt