Kinder besser vor Missbrauch schützen – Repräsentative nationale Dunkelfeldstudie startet

ziMannheim

Das Ausmaß sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Deutschland ist nicht hinreichend bekannt. Auch das Wissen um die jeweiligen Tatkontexte und die aus solchen
frühen Kindheitsbelastungen resultierenden Folgen für Betroffene sind bisher unzureichend erforscht. Um dieses Dunkelfeld zu beleuchten, starten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG), des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, des Universitätsklinikums Ulm
und der Universität Heidelberg mit Unterstützung der WEISSER RING Stiftung, des Vereins Eckiger Tisch sowie des Kinderschutzbunds eine repräsentative nationale Dunkelfeldstudie.
Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, der Dimension der Problematik im Kinderschutz besser gerecht zu werden.

Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist nach wie vor weit verbreitet. In der Kriminalstatistik werden allerdings nur die der Polizei bekannt gewordenen Straftaten und
Tatverdächtigen erfasst. Ein erheblicher Teil der begangenen Straftaten bleibt unerkannt. Hier spricht man von einem sogenannten Dunkelfeld. Zudem ist nicht nur das Wissen über das
Ausmaß des Missbrauchsgeschehens, sondern auch das Wissen über die sehr unterschiedlichen Tatkontexte und die jeweiligen Folgen des Missbrauchs unzureichend.
Ausmaß und Tatkontexte
Das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG), das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am
Universitätsklinikum Ulm sowie das Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg starten deshalb gemeinsam eine repräsentative nationale Dunkelfeldstudie zur Häufigkeit,
dem situativen Kontext und den Folgen sexualisierter Gewalt zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen. „Eine deutschlandweite Dunkelfeldstudie, die diese Themen in einer hinreichend großen und
repräsentativen Stichprobe untersucht, ist überfällig“, sagt Prof. Dr. Harald Dreßing, Leiter der Forensischen Psychiatrie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, der die Studie
koordiniert. Den Wissensstand zu sexualisierter Gewalt in Bezug auf Häufigkeiten, den situativen Kontext und die Folgen für Betroffene zu erweitern, ist gerade auch in Zeiten
multipler Krisen (Corona, Krieg in der Ukraine etc.), die zu einer „Mental Health Crisis“ (EU-Parlament) geführt haben, von besonderer Bedeutung, da erlebte frühe Belastungen auch
entscheidend für den Umgang mit diesen Krisen sind.


Fördermittel eingeworben
Neben den Mitteln der beteiligten Institutionen konnten Fördermittel eingeworben werden. So wird die Studie von der WEISSER RING Stiftung, dem Verein Eckiger Tisch und dem
Bundesverband des Kinderschutzbunds unterstützt. Die Untersuchung wird gemeinsam mit dem Umfrageinstitut Infratest dimap durchgeführt.
Der Kontakt zu den ausgewählten Personen erfolgt auf schriftlich-postalischem Weg. Diese können individuell entscheiden, ob sie einen Papier-Fragebogen oder den Fragebogen auf
einer Webseite online ausfüllen möchten. Insgesamt findet die Befragung in 92 auf Basis einer Zufallsstichprobe ausgewählten Gemeinden in Deutschland statt, die ein repräsentatives
Abbild der deutschsprachigen Wohnbevölkerung im Alter zwischen 18 und 59 Jahren sicherstellt. In jeder Gemeinde werden jeweils 100 Bürgerinnen und Bürgern Fragebögen
zugeschickt. Die Daten werden in anonymisierter Form von den beteiligten Forschungsinstituten ausgewertet.