„Kommunales Engagement macht wesentlichen Unterschied“ - Mannheimer Delegation schließt Reise nach Israel und die Palästinensischen Gebiete erfolgreich ab

Mannheim aktuell

„Kommunales Engagement macht wesentlichen Unterschied“ - Mannheimer Delegation schließt Reise nach Israel und die Palästinensischen Gebiete erfolgreich ab

Auf ihrer Reise durch Israel und die palästinensischen Gebiete war die Mannheimer Delegation unter der Leitung von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz nach dem Besuch ihrer israelischen Partnerstadt Haifa auch in der geteilten Stadt Hebron im Westjordanland. Auf dem Programm standen die Einweihungen der beiden aktuell wichtigsten Kooperationsprojekte zwischen Mannheim und Hebron: der Hebron Business Incubator und der Anschluss der Bevölkerung des Stadtteils Al Sindas an die Kanalisation.
 
Die Projekte gehen auf eine Kooperationsvereinbarung zurück, die die beiden Städte 2013 „zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger beider Städte“ schlossen. Die Schwerpunkte liegen auf Existenzgründungen, Abwasserwirtschaft, alternativen Energien, Verkehr und E-Government.
 
Bei dem feierlichen Festakt im Korea Palestine Center betonten sowohl Governor Kamel Humeid als auch der Oberbürgermeister von Hebron, Prof. Dr. Daoud Zatari, ausdrücklich die produktive Beziehung zwischen den beiden Städten, die so rasch zu solch greifbaren Ergebnissen geführt habe. Zatari unterstrich: „Die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Mannheim, die auf die Unterstützung zahlreicher Projekte, wie etwa im Bereich Abwassermanagement und Existenzgründerförderung fokussiert ist, wird mit Sicherheit wichtige Impulse geben und Prosperität fördern.“

Städte haben globale Verantwortung
 
Der Mannheimer Oberbürgermeister hob die große Gastfreundschaft und hohe Verlässlichkeit der Beziehungen zu Hebron hervor, die sich zukünftig noch auf weitere Projekte ausdehnen werde. Wie seine Vorredner sieht er angesichts der aktuellen politischen Spannungen in der internationalen Zusammenarbeit zwischen Städten die Möglichkeit einen wesentlichen Beitrag für die Bevölkerung vor Ort zu leisten: „Städte haben eine globale Verantwortung und müssen diese auch übernehmen. Was international passiert, hat unmittelbare Auswirkungen in die Städte hinein. Wegen der Vielfältigkeit unserer eigenen Stadtgesellschaft ist es um der inneren Glaubwürdigkeit willen notwendig, dass wir uns auch nach außen orientieren. Es ist meine tiefe Überzeugung, dass das internationale Engagement der Kommunen einen wesentlichen Unterschied machen kann sowohl was die Verbesserung der Lebensqualität als auch das Aufzeigen von Entwicklungsperspektiven angeht.“
 
Dr. Kurz sprach auch den Wunsch nach mehr internationalen Kooperationen aus, die die Kompetenzen der Städte mit nationalen und internationalen Geldgebern verbinden. Er plädierte außerdem für eine europäische Initiative für die Zusammenarbeit zwischen europäischen Städten und den Städten im Nahen Osten und den Maghreb Staaten.
 
In Mannheim und Hebron gehört die Förderung von Innovationen und neuen Technologien zu den wichtigsten strategischen Zielen. Die Mannheimer Gründungszentren GmbH sowie das MAFINEX Technologiezentrum haben die Gründung des Hebron Business Incubators von den ersten Planungen an eng begleitet. Das Existenzgründungszentrum bietet Hochschulabsolventen und Unternehmensgründern Unterstützung durch die Bereitstellung von Arbeitsräumen und Beratung. Im vergangenen Jahr nutzte eine dreiköpfige Delegation aus Hebron die Kompetenz der Mannheimer Kollegen, um in der Erfinder- und Gründerstadt Mannheim ein umfangreiches Trainingsprogramm in den Bereichen Wirtschaftsförderung und Unterstützung von Unternehmensgründungen zu absolvieren.
 
Beide Städte wollen sich weitere gemeinsame Ziele setzen. Geplant sind dabei u.a. ein Sommer-Campus in Hebron sowie Hilfe bei der Bewerbung Hebrons als UNESCO City of Crafts und Folk Art – basierend auf der eigenen Erfahrung als UNESCO City of Music.

„Jeder Tropfen zählt“ – Wasserprojekt verbessert Lebensbedingungen
 
Direkt vor Ort im Hebroner Stadtteil Al Sindas informierten sich die beiden Oberbürgermeister gemeinsam mit Gemeinderatsvertretern, Fachleuten beider Stadtentwässerungen und zwei Mitgliedern des Bundestags über den Baufortschritt des gemeinsamen Wasserprojekts.
 
„Das Projekt ‚Jeder Tropfen zählt - Verbessertes integriertes Abwassermanagement durch kommunalen Wissenstransfer‘ ist das einzige von der Bundesregierung geförderte deutsch-palästinensische Projekt auf kommunaler Ebene“, erläuterte Dr. Kurz. „Der Abwasserkanal wird die Lebensbedingungen der 2.500 Anwohner, die bisher nicht an die Kanalisation angeschlossen waren, deutlich verbessern.“
 
Das Wasserprojekt basiert auf zwei Säulen: Palästinensische Ingenieure lernen von den Kollegen der Mannheimer Stadtentwässerung, wie man die international finanzierte, geplante erste Kläranlage in Hebron betreibt; zudem wird der Stadtteil Al Sindas erstmals an das Abwassersystem der Stadt Hebron angeschlossen.
 
Zu der Delegation gehörten auch die Mannheimer Abwasser-Experten, die die Kollegen aus Hebron geschult haben. Ihre Aufgabe vor Ort: mögliche Probleme der Abwasserklärung zu identifizieren und gemeinsam Lösungen zu finden.
 
Die Einrichtung eines gut funktionierenden Abwassermanagements ist für Hebron unter ökologischen, sozialen und ökologischen Aspekten von vitaler Bedeutung. Aktuell fließen die Abwässer in einem offenen Kanal ab. Diese ungeklärten Abwässer gefährden Gesundheit, Umwelt und Versorgung mit sauberem Trinkwasser.
 
Erster Bürgermeister Christian Specht bot der örtlichen Feuerwehr ebenfalls Unterstützung aus Mannheim an: Zunächst müsse der konkrete Bedarf geklärt werden, dann könnten gezielt Beratungsangebote entwickelt werden. Daraus wird vielleicht eine weitere Kooperation zwischen den beiden Städten entstehen.
 
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz: „Die Forderung nach der Bekämpfung von Fluchtursachen ist für Mannheim keine leere Formel. Die Kooperation zwischen Mannheim und Hebron verbessert ganz konkret lokale Strukturen vor Ort und gibt Hoffnung für eine bessere Zukunft. Zu dieser Hoffnung gibt es keine Alternative. Deshalb arbeiten wir ebenso an der Verbesserung des Alltags wie für den Frieden.“
 
Bildmaterial finden Sie hier.
 
Hintergrund:
 
Vom 16. bis 20. April reiste besuchte eine Delegation der Stadt Mannheim unter der Leitung des Oberbürgermeisters Dr. Peter Kurz Haifa, israelisches Hightech-Zentrum und seit 2009 Partnerstadt Mannheims, sowie Hebron. Mit der geteilten Stadt im Westjordanland wurde 2013 eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Mannheim ist eine von nur drei deutschen Großstädten, die im Rahmen ihrer Eine-Welt-Politik sowohl nach Israel als auch in die Palästinensischen Gebiete aktive und stabile Kooperationsbeziehungen unterhält.
 
In der israelischen Hafenstadt Haifa, dem Hightech-Zentrum des Landes, lag der Schwerpunkt des Besuchs auf den Themenfeldern innovative Medizintechnologie, moderne Stadtverwaltung sowie Zusammenleben in Vielfalt. In Hebron standen der Startschuss für die Baumaßnahmen im Rahmen des internationalen kommunalen Kooperationsprojekts „Jeder Tropfen zählt -Verbessertes integriertes Abwassermanagement in Hebron durch kommunalen Wissenstransfer“ sowie die Einweihung des Existenzgründungszentrums Hebron Business Incubator im Mittelpunkt.
 
Der Delegation gehörten an: Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, Erster Bürgermeister Christian Specht, Vertreter der Hochschule und der Mannheimer mg: Gründungszentren GmbH sowie Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Zwei Mitglieder des Bundestags, Prof. Dr. Egon Jüttner, MdB, und Stefan Rebmann, MdB, beide zuständig für den Wahlkreis Mannheim und Mitglieder des Ausschusses für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, begleiteten die Reise ebenfalls.
 
Ralf Eisenhauer, Steffen Ratzel, Elke Zimmer und Prof. Dr. Achim Weizel vertraten die Fraktionen des Mannheimer Gemeinderats.
 
Am Festakt in Hebron waren ebenfalls anwesend der Leiter des deutschen Vertretungsbüros in Ramallah, Peter Beerwerth, und der Landesdirektor der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Martin Homola.
 
Organisiert wurde die Delegationsreise vom städtischen Büro für europäische und internationale Angelegenheiten unter der Leitung von David Linse.