Bildung bleibt für Kommunen ein Top-Thema

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Bildung bleibt für Kommunen ein Top-Thema

Der Übergang von Schule-Beruf und die zentrale Rolle, die kommunale Akteure und insbesondere die Kommune als Koordinator dabei spielen, war Thema des Jahresforums der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative. Nach dem Eröffnungstag am Ort ihrer Gründung – 2007 in Weinheim – fand der zweite Tag des Treffens in Mannheim statt, wo Bildungsbürgermeister Dr. Ulrike Freundlieb die Teilnehmer aus über 20 Kommunen und Landkreisen im Ratssaal des Stadthauses N1 im Namen der Stadt willkommen hieß. „Mannheim ist nicht nur eines der Gründungsmitglieder der Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative, sondern hat sich schon lange die Themen Bildung, aktive Gestaltung des Übergangs zwischen Schule und Beruf und kommunale Koordinierung auf die Fahnen geschrieben“, stellte sie fest und unterstrich die Bedeutung eines funktionierenden kommunalen Netzwerks insbesondere für junge Menschen mit erhöhtem Förderbedarf. Es gelte, für jeden Schüler, für jede Schülerin unabhängig von deren sozialer Herkunft einen qualifizierten Schulabschluss zu erreichen sowie Potenziale zu erkennen und zu entwickeln. „Kein Kind darf dabei verloren gehen, alle werden gebraucht“, so Freundlieb. Dazu zähle auch die Zielgruppe der jungen Geflüchteten und die Kinder von Zuwanderern. „Jugendliche in Risikolagen bleiben eine zentrale Herausforderung“, heißt es dazu auch in der zur Jahrestagung herausgegebenen „Weinheim-Mannheimer Erklärung“, die Dr. Ulrike Freundlieb gemeinsam mit Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard, Bürgermeister der Stadt Hoyerswerda, Thomas Delling, sowie Dr. Wilfried Kruse, Organisator der Arbeitsgemeinschaft, erarbeitet hat.
 
Bildung als Schlüssel
Doch gehört Bildung auch wirklich zu den Top-Themen in den Kommunen? „Welchen Stellenwert hat sie angesichts der Finanzlage in den Städten und Landkreisen tatsächlich?“, wollte Dr. Kruse im Rahmen einer Podiumsdiskussion von Spitzenvertretern aus fünf Kommunen wissen. „Bildung hat eine hohen Stellenwert“, lautete die übereinstimmende Antwort. Allerdings würden sich die Problemlagen junger Menschen immer differenzierter darstellen. „Angesichts dieser zunehmenden Heterogenität stehen die Pädagogen vor der Herausforderung, eben diese individuellen Bedarfe ihrer Schüler frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren“, so Dr. Freundlieb. Und ja, Bildung genieße in Mannheim einen sehr hohen Stellenwert. Denn sie sei Schlüsselfunktion für Integration und diene der Gewinnung von Talenten und qualifiziertem Nachwuchs, was wiederum für den Wirtschaftsstandort von zentraler Bedeutung sei. „Sozialpolitisch geht es außerdem darum, das Scheitern von Berufskarrieren und die damit verbundenen gesellschaftlichen Folgekosten zu vermeiden“, sprach sie einen weiteren Aspekt an.
 
Bildung und gelingende Bildungsbiografien seien jedoch nicht das alleinige Thema der Schule sondern bezögen sich auf die gesamten Bildungseinrichtungen einer Stadt. „Bibliothek, Museum, Jugendhaus, Theater, Sportverein – sämtliche Potenziale müssen entdeckt und synergetisch vernetzt werden, um eine möglichst lückenlose Bildungskette aufzubauen“, unterstrich Dr. Freundlieb. Frühe Hilfen, Kindergarten, Schule, Jugend- und Erziehungshilfe zu verzahnen sei die zentrale Aufgabe eines kommunal koordinierten Bildungsnetzwerkes.
 
„Wichtig ist, sie auf Augenhöhe miteinander ins Gespräch zu bringen“, meinte Anne Janz, Dezernentin der Stadt Kassel und Vorsitzende des Bildungsausschusses des Hessischen Städtetages. Schule beispielsweise sei Ländersache, beschrieb die Dezernentin der Stadt Dortmund, Daniela Schneckenburger, eine vorgegebene Struktur.
 
„Aber wir haben schon viel erreicht und in Mannheim ein pädagogisches Rahmenkonzept für den Ausbau von Ganztagesschulen und die Schulkindbetreuung erarbeitet oder beispielsweise die Jugendhilfe in den Schulen verortet“, ging Dr. Ulrike Freundlieb auf konkrete und erfolgreiche Maßnahmen ein. Ähnlich wie vom Chemnitzer Bürgermeister Philipp Rochold beschrieben, hätten sich auch in Mannheim alle Akteure im Handlungsfeld Übergang Schule-Beruf, insbesondere Arbeitsagentur, Kammern, Staatliches Schulamt, Schulen und Stadt Mannheim auf ein gemeinsames und abgestimmtes Handlungskonzept verständigt, das zusammen mit Bildungsträgern und weiteren Kooperationspartnern umgesetzt werde.
 
Damit die Kommunen ihrer Aufgabe als Koordinierungsstelle jedoch gerecht werden und die Verantwortung für die Gestaltung der Bildungskette übernehmen könnten, bedürfe es einer landesrechtlichen Regelung, wonach diese Aufgabe nicht als „freiwillige Leistung“, sondern fest als Teil des Gestaltungsaufrags der Kommunen definiert und langfristig in eine Steuerungsfunktion überführt werde – so das übereinstimmende Fazit der Fachleute.