Schicksalhafte Beziehungen

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Schicksalhafte Beziehungen
Zimmertheater der Freilichtbühne inszeniert Horvath

Donnernder, befreiender Applaus beim Premierenpublikum setzte den Schlusspunkt unter den rundum gelungenen Auftakt der diesjährigen Herbstinszenierung im Zimmertheater der Freilichtbühne in der Mannheimer Gartenstadt.

Keine leichte Kost hatte das Amateurtheater mit Ödön von Horvaths "Geschichten aus dem Wiener Wald" aufgetischt. In der eng an des Autors eigener Inszenierungsidee angelehnten Einstudierung des 1931 uraufgeführten Volkstückes hat Spielleiter Markus Muth auf jeden verklärenden Naturalismus verzichtet und ließ seine Protagonisten in gewollt spartanischem Bühnenbild, mit einer umso dichteren Spielweise, die Geschichte von Liebe und Hass, Leidenschaft und Oberflächlichkeit vor den Zuschauern im ausverkauften kleinen Theater sich entfalten.
 
Marianne, Tochter des als "Zauberkönig" bekannten Betreibers eines Spielwarenladens, wird von ihrem Vater an den benachbarten Metzgereibesitzer verkuppelt. "Eine gute Partie, gefressen wird immer" lautet die einfache Gleichung des Witwers.
Noch während der Verlobungsfeier auf einer Landpartie in den Donau-Auen bricht die junge Frau aus ihrer Fremdbestimmung aus und stürzt sich in eine folgenschwere Beziehung mit Alfred, einem sich mit Pferdewetten über Wasser haltenden Hallodri, den es vom Land, aus der Wachau, in die Stadt getrieben hat. Das Schicksal spinnt seine Fäden, die von Oberflächlichkeit getragene Bürgerlichkeit bricht Szene für Szene mehr in sich zusammen und steuert unaufhaltsam der Katastrophe entgegen. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Dem Ensemble von Amateurschauspielern gelingt es immer wieder, in einem ständig wechselnden Auf und Ab der Gefühle, das Publikum von einer auf die andere Minute vom herzhaften Lachen in tiefe Betroffenheit zu stürzen. Atemlose Stille, bleierne Momente in denen man die sprichwörtliche Stecknadel hätte fallen hören können, dann wieder schallendes Gelächter, wenn sich einmal mehr bürgerliche Moral und Spießertum selbst entlarven.
Ein feines Kabinettstückchen des 18köpfigen Ensembles, für dessen Vorstellungen bis Mitte Dezember die Karten rasch vergriffen sein dürften.