Stefan Rebmann: „Rente mit 71 ist für uns kein Thema – Sachverständigenrat ist realitätsfern“

Stefan RebmannDer Mannheimer Bundestagsabgeordnete Stefan Rebmann (SPD) spricht sich entschieden gegen die neuesten Rentenvorschläge der sogenannten Wirtschaftsweisen aus. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat sich in seinem aktuellen Jahresgutachten für eine Koppelung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung ausgesprochen, was längerfristig eine Erhöhung des Rentenalters auf 71 Jahre bedeuten würde. Gleichzeitig propagieren die Ökonomen weiter den Niedriglohnsektor.
Stefan Rebmann weist diese Vorschläge als „unsozial, reine Theorie und völlig fern der bundesdeutschen Durchschnittsrealität“ zurück: „Dass wir alle älter werden, heißt doch keineswegs, dass wir auch länger arbeitsfähig bleiben. Körperlich fordernde Berufe (die sprichwörtlichen Krankenschwestern und Dachdecker) sind keineswegs eine Randerscheinung, vielmehr ist ein großer Teil der Erwerbsbevölkerung jeden Tag geistig und körperlich gefordert.“ Darüber hinaus würden jetzt und künftig nur wenige Betriebe altersgerechte Arbeitsplätze anbieten: „Die Arbeitgeber sind auf massenhaft ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht eingestellt und machen auch keine sichtbaren Anstrengungen, dies bald zu ändern.“
Der Sozialdemokrat weist zudem darauf hin, dass der von den Sachverständigen propagierte Niedriglohnsektor nur dazu führe, dass Menschen trotz jahrzehntelanger Arbeit keine ausreichenden Rentenansprüche erwerben könnten. „Niedriglohn führt – ebenso wie Teilzeitarbeit und Phasen der Arbeitslosigkeit – für viele Beschäftigte direkt in die Altersarmut. Ist das wirklich die Gesellschaft, in der wir alt werden möchten?“
Eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit würde letztlich für viele den Schritt in die Erwerbsminderungsrente oder eine Frühverrentung mit größeren Abschlägen bedeuten, „faktisch eine deutliche Rentenkürzung“, empört sich Rebmann. Insgesamt müssten die Herausforderungen, die sich aus dem demografischen Wandel ergeben, von der Gesamtgesellschaft und nicht nur von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gestemmt werden, fordert der Abgeordnete: „Der Niedriglohnsektor muss das bleiben, was er ist: lediglich eine Möglichkeit, in den Arbeitsmarkt einzusteigen.“ Die Einführung des Mindestlohns sei ein richtiger Schritt hin zur Stabilisierung der Rente und gegen drohende Altersarmut gewesen. Rebmann betont: „Nur gut bezahlte reguläre Arbeitsverhältnisse für die breite Masse können eine Basis für eine langfristig stabile Rentenversicherung schaffen – nur so können die Beschäftigten auskömmliche Rentenansprüche erwerben, ohne auf die Grundsicherung zurückgreifen zu müssen.“