Schneller Gründen in Baden-Württemberg: Förderzusage für „Life Science Accelerator Baden-Württemberg“

Mannheim Aktuell

Der „Life Science Accelerator Baden-Württemberg“ hat eine Förderzusage vom Europäischen Sozialfonds und Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg erhalten. Der Accelerator unterstützt in Baden-Württemberg wissenschaftliche und technologische Startups und entstand durch das gemeinsame Engagement der Technologiepark Heidelberg GmbH als Gründungsmitglied des Heidelberg Startups Partners e.V., der Wirtschafts- und Strukturförderung der Stadt Mannheim als Geschäftsstelle des MAFINEX Gründerverbunds e.V. und der gemeinnützigen Stiftung für Medizininnovationen mit Sitz in Tübingen. Das Programm startet im Juli 2017 und hat eine Laufzeit von drei Jahren. Die Fördersumme wird am 14. Juli im Rahmen des Startup-Gipfels in Stuttgart bekannt gegeben, dann wird auch der Förderungsbescheid offiziell übergeben.

Gründer aus der Bio- und Medizintechnologie sowie der wissens- und technologiebasierten Gesundheitswirtschaft – den „Life Sciences“ – benötigen neben ihrer wissenschaftlichen Kompetenz oftmals spezielle Unterstützung bei ihrem unternehmerischen Vorhaben. Mit dem Projekt soll daher eine Brücke zwischen der wissenschaftlichen Idee und der betriebswirtschaftlichen Umsetzung geschlagen werden. Unabhängig von der Phase, in der sich die Teilnehmer befinden, werden sie mit dem Acceleratoren-Programm bei der Umsetzung ihrer Gründungsprojekte unterstützt. Die Experten-, Mentoren-, und Investorennetzwerke aller drei Partner werden dabei gemeinschaftlich genutzt. Bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim wird eine Vollzeitstelle als Projektmanager/in eingerichtet. Dem stimmte der Gemeinderat bereits im Dezember 2016 zu. Insgesamt sollen über den Zeitraum von drei Jahren rund 280 bis 300 Gründungswillige im Bereich Life Science erreicht werden.

Die Zusammenarbeit der Gründerverbünde und Forschungseinrichtungen im Life Science Accelerator BW soll die Gründerszene nachhaltig stärken. „Wir freuen uns über die Förderung des Landes, die hilft, aussichtsreiche Biotech- und Medtech-Startups in Baden-Württemberg zu unterstützen. Die Standorte Heidelberg, Mannheim und Tübingen mit ihren exzellenten Forschungseinrichtungen, Kliniken sowie aktiver Wirtschaftsförderung bieten in den Themenfeldern Biotechnologie, Pharma und Medizintechnologie genau das richtige Umfeld“, sagt Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch. Nach wie vor ist die Gründungsintensität in Baden-Württemberg in wissens- und technologiebasierten Branchen jedoch ausbaufähig: „Es gibt weiterhin Handlungsbedarf, verborgene Gründungspotenziale in den Life Sciences stärker zu fördern – zudem sind wissenschaftliche Ausgründungen meist langwierig und riskant. Der Life Science Accelerator BW kann entscheidend dazu beitragen, diese Prozesse zu beschleunigen“, betont Christiane Ram, Fachbereichsleiterin der Wirtschafts- und Strukturförderung.

Welche Bedeutung hat das Konzept für Mannheim und die Region?

Mit der Förderzusage können die Städte Heidelberg, Mannheim und Tübingen nun ein Programm mit landes- und bundesweiter Strahlkraft umsetzen. Der Bereich der Life Sciences wird den beteiligten Regionen zugeordnet, die damit noch attraktiver für Startup-Ansiedlungen dieser Zielgruppe werden. Für Mannheim wird zusätzlich ein bedeutender Beitrag im Ausbau des Clusters Medizintechnologie geleistet.

An wen richtet sich das Konzept „Life Science Accelerator Baden-Württemberg“?

Mit dem Life Science Accelerator BW sollen gezielt Gründungsinteressierte – Einzelpersonen oder Teams – in und an Hochschulen sowie junge Startup-Teams aus den Life Sciences angesprochen werden, die eine existenzsichernde, gewerbliche Tätigkeit in Baden-Württemberg anstreben. Zudem muss die Geschäftsidee wachstumsorientiert sein und einen überdurchschnittlichen Innovationsgrad aufweisen. Durch das Konzept werden Gründungen mit hohem wirtschaftlichem und gesamtgesellschaftlichem Potential identifiziert. Ihnen kann je nach Vorhaben ein abgestimmtes Acceleratoren-Programm an drei Standorten in Baden-Württemberg angeboten werden. Ziel ist es, marktfähige Prototypen oder Dienstleistungen aufzubauen und Geschäftsmodelle zu entwickeln.

„Es ist immens wichtig, Potenziale rechtzeitig zu erkennen, da viele Gründungen in der initialen Phase scheitern. Daher wollen wir Startups bereits beim Aufbau intensiv fördern und Mentoren bereitstellen, die sie gezielt beraten. So kurbelt der Accelerator die Entwicklung tragfähiger Geschäftsmodelle an und steigert die Rate erfolgreicher wissenschaftlicher Ausgründungen. Durch den Life Science Accelerator BW und das gemeinsame Engagement der Partner können wir unsere Unterstützung vervielfachen“, so André Domin, Geschäftsführer der Technologiepark Heidelberg GmbH und Vorstand des Heidelberg Startup Partners e.V.

Die drei Stufen des Programms

Der Life Science Accelerator BW ermöglicht eine ganzheitliche Gründungsunterstützung in drei Stufen: In einem „Needs Identification“-Modul sollen zunächst medizinische Problemstellungen an Forschungseinrichtungen und Kliniken identifiziert werden. Die „MedTech Startup School“ als zweites Modul unterstützt Studierende und Wissenschaftler bei der Transformation von innovativen Ideen in validierte Geschäftsmodelle. Bereits hier erfolgt eine Unterstützung durch Ärzte, Wissenschaftler, Mentoren und Industriepartner. Das intensive Qualifizierungsprogramm „Life Science Accelerator“ hilft als drittes Modul bestehenden Startup-Teams in der Pre-Seed oder Seed-Phase, ihren Entwicklungsprozess weiter zu beschleunigen und zu optimieren. Dabei stehen den Teams Experten aus Industrie und Forschung zur Seite und helfen ihnen, geeignete Partner zu finden, nachhaltige Geschäftspläne zu entwickeln und vor Investoren zu präsentieren. Im begleitenden Seminarprogramm geht es unter anderem um die nötigen betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, Präsentationstraining und „Business Model Innovation“-Grundlagen.

„Als Arzt und Gründer habe ich selbst mehrfach erlebt, wie schwierig es sein kann, aus der Forschung heraus ein Technologie-Unternehmen zu gründen. Die MedTech Startup School Tübingen dient als Katalysator, der die Gründung aus einem wissenschaftlich-technologischen Kontext heraus erleichtert und beschleunigt. In nur 100 Tagen erstellen die teilnehmenden Ärzte, Wissenschaftler, Studierenden und Hochschulabsolventen Geschäftsmodelle nicht nur auf dem Papier, sondern in erster Linie durch das Gespräch mit den zukünftigen Kunden und Anwendern. Nebenbei knüpfen sie wertvolle Kontakte zu Kollegen, Mentoren und Investoren“, so Eberhart Zrenner, Senior-Professor für Ophthalmologie an der Universität Tübingen und Vorsitzender der Stiftung für Medizininnovationen. Aussichtsreiche Startups können sich im Anschluss – neben anderen – auf das nächste Modul, den „Life Science Accelerator“, bewerben.