Stadt fordert Aussetzung des Planfeststellungsverfahrens für die Östliche Riedbahn

Mannheim Aktuell

Das seit fast drei Jahrzehnten ungenutzte zweite Gleis der Östlichen Riedbahn zwischen Neuostheim und Neuhermsheim soll wiederhergestellt und befahrbar werden – so das Vorhaben der Deutschen Bahn (DB) Netz AG. Die Stadt Mannheim begrüßt grundsätzlich die damit verbundene Absicht, die Strecke der Östlichen Riedbahn perspektivisch für den S-Bahn-Verkehr zu nutzen. Dennoch fordert sie jetzt die Aussetzung des von der DB Netz AG beantragten Planfeststellungsverfahrens.

„Vor dem Hintergrund der Planungen zur Neubaustrecke Rhein-Main/Rhein-Neckar halten wir den Zeitpunkt des Planfeststellungsverfahrens für schlecht gewählt. Gleichwohl die Neubaustrecke und die Wiederherstellung der Zweigleisigkeit der östlichen Riedbahn zwei voneinander getrennte Projekte sind, besteht ein unmittelbarer kausaler Zusammenhang“, erläutert Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz die Position der Stadt Mannheim. „Wir fordern eine Aussetzung des Verfahrens bis die Ergebnisse zur Kapazitätsuntersuchung der Bahn und des Bundes zum Knoten Mannheim vorliegen sowie mögliche Trassenvarianten zur Durchleitung der Verkehre durch Mannheim abschließend geprüft wurden.“

Die Bahn plant neben der Ertüchtigung des zweiten Gleises auch den Neubau des Haltepunktes Mannheim-Neuostheim sowie die Erneuerung der drei Eisenbahnüberführungen über die Wilhelm-Varnholt-Allee, die Seckenheimer Landstraße und das Paul-Martin-Ufer.

„Wir begrüßen mit Hinblick auf den S-Bahn-Ausbau und die verkehrspolitischen Ziele der Stadt die geplante Maßnahme“, konstatiert Erster Bürgermeister und ÖPNV-Dezernent Christian Specht. „Unsere Befürchtung besteht jedoch darin, dass die Bahn mit der Ertüchtigung der zweigleisigen Befahrbarkeit der Riedbahn-Ost Fakten schafft und die Chance zur Realisierung anderer Alternativen, wie beispielsweise einer Tunnellösung, damit deutlich reduziert wird.“

Bislang wird das bestehende Gleis der Östlichen Riedbahn hauptsächlich für den Güterverkehr genutzt. Das aktuelle Verkehrsaufkommen von rund 100 Zügen pro Tag wird sich laut Prognose des Bundes für das Jahr 2025 nahezu verdoppeln. „Die Steigerung des Verkehrs bedeutet für die Bürgerinnen und Bürger entlang der Strecke eine deutlich höhere Lärmbelastung. Deshalb fordern wir, ebenso wie die Bürgerinitiativen, den bestmöglichen Lärmschutz“, so Baubürgermeister Lothar Quast. „Die Bahn plant bislang im Rahmen der Maßnahme die Erstellung einer Lärmschutzwand auf Höhe des Stadtteils Neuostheim und im Bereich der Neckarbrücke. Es stellt sich die Frage, ob dies im Hinblick auf Effektivität und städtebauliche Verträglichkeit die optimale Lösung ist.“

Aktuell untersuchen die Bahn und der Bund den Schienenverkehrsknoten Mannheim.
Dabei soll herausgefunden werden, welche Auswirkungen die Bestandsstrecken in der Region sowie die simulierte Neubaustrecke auf die Kapazitäten haben, um daraus den Infrastrukturbedarf abzuleiten. Die Knotenuntersuchungen sollen bis zum Sommer 2018 abgeschlossen sein.

Seit zwei Wochen führt das Regierungspräsidium Karlsruhe das entsprechende Anhörungsverfahren durch. Die Pläne liegen noch bis zum 10. Oktober im Technischen Rathaus in der Collinistraße 1 aus. Bis zum 24. Oktober können von der Maßnahme betroffene Anlieger, Bürgerinnen und Bürger ihre Einwände beim Regierungspräsidium Karlsruhe oder bei der Stadt Mannheim vortragen.