Hilfe für den Wald im Klimawandel – Bodenschutzkalkung im Stadtwald Eberbach:

 

Gesunde Wälder und belebte Böden sind natürliche Wasserfilter und Garant für sauberes Trinkwasser. Bodenschutzkalkung stärkt die Lebensgemeinschaft Wald

„Die bundesweite Bodenzustandserhebung hat gezeigt, dass eine gezielte Kalkung von Waldflächen die vom Menschen verursachte Versauerung der Waldböden abmildert, die Bäume in Ihrer Vitalität und Widerstandskraft gegenüber Trockenheit stärkt und ein reiches Bodenleben fördert. Gesunde Waldböden sind eine Grundvoraussetzung für ein vielfältiges Bodenleben und stabile Waldbestände. Aus diesen beziehen wir auch einen Großteil unseres Trinkwassers.“ erläutert Manfred Robens, Leiter des Kreisforstamtes in Neckargemünd.

Wie Kreisforstamt und Stadtförsterei mitteilen, findet ab 15. Juli 2023 in den Forstrevieren Lautenbach, Itterberg-Imberg und Gretengrund eine Bodenschutzkalkung statt. Die zu kalkenden Waldgebiete reichen vom Hirschberg (Curt Brand-Hütte), bis zum Waldbereich westlich des Breitensteins und dem Scheuerberg (zwischen Umspannstation und Alter Dielbacher Str). Hinzu kommen Wälder zwischen Gaimühle und der B 45. Im Gretengrund werden die Wälder zwischen B45, Waldklassenzimmer, Igelsbach und Landesgrenze gekalkt. Zum Abschluss folgen noch Stadtwaldflächen um Brombach.

„Die Ausbringung von Kalk wirkt der wurzelschädigenden menschengemachten Versauerung der Waldböden entgegen und unterstützt die natürlichen Regenerationsprozesse der Böden. Waldböden sind eine entscheidende Grundlage für klimastabile Wälder. Sie haben viele wichtige Funktionen, beispielsweise als Wasserfilter, Rohstofflieferant und Erholungsraum“ betont Robens.

In Baden-Württemberg werden seit rund zehn Jahren Gemische aus natürlichem Dolomitgestein, Holzasche und Wasser für die Bodenschutzkalkung eingesetzt. Wegen der engen Verzahnung von Kalkungs- und Ausschlussflächen im Stadtwald Eberbach wird das Material mit dem Hubschrauber ausgebracht. Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen und Tiere durch das Kalkmaterial besteht nicht. In den o.g. Waldgebieten kommt es während der Dauer der Ausbringungsarbeiten zu Wegesperrungen.

Waldbesucherinnen und Waldbesucher werden gebeten, die Sperrhinweise zu beachten, denn gelegentlich herabfallende Klumpen verbackenen Kalkstaubs aus dem Streukübel des Helikopters können nicht ausgeschlossen werden. Auf Waldwegen muss mit einem erhöhten LKW-Verkehr wegen der Materialanlieferungen gerechnet werden. Auch kann es zu einer gewissen Staubentwicklung kommen. Aber schon der nächste Regenschauer wird den Kalkstaub in den Boden spülen.

Von den Waldsperrungen sind - je nach Arbeitsfortschritt - unter anderem auch die stark von Erholungssuchenden genutzten Bereiche am Wildgehege, Neckarsteig, Pfad der Flussgeschichte, sowie die MTB-Trails am Scheuerberg und am Itterberg betroffen. Die Stadtförsterei Eberbach wird die Waldsperrungen auf das Notwendigste beschränken und an den Arbeitsfortschritt anpassen. Je nach Wetterlage wird die gesamte Maßnahme rund 20 Arbeitstage dauern.
Hintergrundinformationen:

Die Waldböden in Baden-Württemberg wurden durch die Industrialisierung insbesondere im 20. Jahrhundert stark beeinträchtigt. Säureeinträge aus der Luft in den Boden – insbesondere aus Schwefel- und Stickstoffverbindungen - haben dazu geführt, dass Bodennährstoffe ausgewaschen wurden. So entstand ein für viele Bodenlebewesen zu saures Milieu. Als Folge sind viele Waldböden in ihrer Funktion als Trinkwasserfilter, Pflanzenstandort und Lebensraum beeinträchtigt. Die Schäden durch die Bodenversauerung aus der Vergangenheit können die Waldböden nur zu Teilen selbständig regenerieren. Mit dem Kalkungskonzept der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg soll daher der Bodenzustand – als Grundlage für einen Wald mit hoher Biodiversität, der den Herausforderungen des Klimawandels standhält - wieder verbessert werden.

Die Planung und Überwachung der Durchführung im Rhein-Neckar-Kreis übernimmt die untere Forstbehörde. Für die Planung der Bodenschutzkalkung wurden zahlreiche in einem GIS-System erfasste Informationen über den Bodenzustand und die vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sowie Schutzgebiete durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg herangezogen und durch Bodenproben aus den betroffenen Waldflächen ergänzt. Auf diesen Grundlagen wurden Karten erstellt, die als Planungsgrundlage der Kalkung dienten. Darin sind die vorgesehenen Kalkungsflächen, die geeignete Materialmischung, aber auch kalkungsempfindliche Ausschlussbereiche dargestellt. Auf Grundlage dieser Karten erfolgte eine intensive Abstimmung mit den Naturschutz- und Wasserbehörden. Die Kalkungsmaßnahme wurde anschließend zentral von der landesweit zuständigen höheren Forstbehörde beim Regierungspräsidium Freiburg ausgeschrieben. Die Durchführung der Maßnahme wird von den Forstleuten vor Ort überwacht.

Die Europäische Union fördert die Bodenschutzkalkung von Waldflächen mit 90 Prozent der Nettokosten. Die Stadt Eberbach trägt somit lediglich 10 Prozent der Kosten.

 

Hubsc
Huber
Kalkausbringung mit dem Hubschrauber (Bildquelle: A. Huber)