Rhein-Neckar-Kreis und Stadtverwaltung ziehen bei der Flüchtlingsunterbringung an einem Strang

Erster Landesbeamter Joachim Bauer, Stadtspitze und Fraktionssprecher informierten sich vor Ort über die Flüchtlingsunterbringung in Sinsheim

Zwei Wochen nach der Eröffnung der Flüchtlingsunterkunft in der Steinsbergstraße machte sich nun die Verwaltungsspitze der Stadt Sinsheim, allen voran Oberbürgermeister Jörg Albrecht, gemeinsam mit dem Ersten Landesbeamten des Rhein-Neckar-Kreises, Joachim Bauer, den Fraktionssprechern des Gemeinderates und den Mitarbeitern des Landratsamtes Rhein-Neckar einen Eindruck von den Verhältnissen vor Ort:
120 Personen aus Syrien, Albanien, Pakistan, Nigeria, Irak, Algerien und Mazedonien leben nun gemeinsam im ehemaligen Gebäude der Bodenseewasserversorgung. Neben Sanitärräumen und Gemeinschaftsküchen gibt es einen Aufenthaltsraum, in welchem Unterricht und Sprachkurse angeboten werden. Nach den Sommerferien werden die Flüchtlingskinder in die städtischen Kindertageseinrichtungen und Schulen integriert – weitere ehrenamtliche Betreuungsangebote könne man sich vorstellen.
Albrecht merkte die sehr hohe Akzeptanz der insgesamt drei Flüchtlingsunterkünfte in der Sinsheimer Bevölkerung an. „Das Verständnis und die Unterstützung für die Probleme der Flüchtlinge überwiegt bei der Bevölkerung“, so Albrecht.
Im Dialog mit den Mitarbeitern des Rhein-Neckar-Kreises werden aber auch die Problemfelder der Flüchtlingsunterbringung deutlich: „Oftmals viel zu spät werden wir von der Landesregierung informiert, wie viele Flüchtlinge der Landkreis im nächsten Monat unterzubringen habe. Dies erfordere maximale Flexibilität von allen Beteiligten“, so Frau Diemer, zuständige Wohnheimbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises. Erst am Tag der tatsächlichen Unterbringung bekommen die Sozialarbeiter vor Ort Informationen über die Nationalität und die Schicksale der Personen. Man bekommt keinerlei Einblick über die körperliche und seelische Verfassung der Flüchtlinge und müsste deshalb oftmals zeitnah reagieren. Umso wichtiger ist es, dass der Rhein-Neckar-Kreis und die Stadt ein sehr enges und vertrauensvolles Verhältnis pflegen, denn „nur wenn jeder an seiner Stelle das veranlasst was nötig ist, kann eine menschenwürdige Unterbringung funktionieren“, ist sich Bauer sicher. Aus diesem Grund haben sich auch die Landräte in einem offenen Brief an die Landesregierung gewandt. Neben einer verbesserten Informationspolitik wünschen sich die Landkreise bei der Anschlussunterbringung, dass Flüchtlinge aus den Balkanstaaten gesondert behandelt werden. Deren Aussicht auf Bleiberecht ist häufig unsicher – das Asylverfahren gestaltet sich oft jedoch zäh und nimmt Monate bis Jahre in Anspruch. Gut integrierte Familien müssten dann letztlich doch abgeschoben werden. Ein Dilemma, welches immer auch mit falschen Hoffnungen und menschlichen Schicksalen verbunden ist.
Der gemeinsame Vororttermin zeigt die Vielschichtigkeit dieses schwierigen Themas und unterstreicht, dass nur im gemeinsamen Dialog aller Beteiligten Lösungen gefunden werden können.

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Verwaltungsspitze und Fraktionssprecher im Dialog mit dem Ersten Landesbeamten des Landratsamtes Rhein-Neckar Joachim Bauer (4. v.l.)