Geschichten von der Nähe und der Ferne

FamilyBusiness 1 gr
Stadt Weinheim

Der Film „Familiy Business“ am Freitag, 19. Oktober erzählt das Leben einer polnischen Pflegekraft bei einer demenzkranken Frau – Info-Gespräch im Anschluss

Weinheim. In Deutschland können zwei Töchter ihre Mutter nicht länger pflegen. In Polen verlässt eine Mutter ihre Familie, um für die fremde Frau zu sorgen. Es ist eine Situation, die in Deutschland und im östlichen Nachbarland hundertfach vorkommt. Der Kino-Dokumentarfilm „Family Business“, mit dem sich Weinheim am „Europäischen Filmfestival der Generationen“ beteiligt, greift genau dieses Thema auf. Gezeigt wird der Film am Freitag, 19. Oktober, 15 Uhr im Kino „Modernes Theater“ in der Hauptstraße. Im Anschluss an den 90-minütigen Film ist ein Info-Gespräch mit betroffenen Angehörigen und Expertinnen anberaumt.
Der Film handelt von der 88-jährigen Anne, die ihr Leben in Bochum vom Sofa aus regiert. Vor Kurzem ist ihr Mann gestorben. Er hatte im Alltag gekonnt überspielt, was nun für die Töchter erschreckend deutlich wird: Anne wird dement. Sie kann nicht mehr alleine leben.
Da gibt es aber auch Jowitas Familie im polnischen Lubin. Dort wohnt man seit Jahren in der Baustelle ihres Hauses, weil das Geld ausgegangen ist. Die Küche fehlt, die Schlafzimmer sind noch im Rohbau. Die 13-jährige Tochter wartet sehnsüchtig auf ein eigenes Zimmer. Jowita braucht dringend Arbeit. Sie geht nach Deutschland, Anna pflegen.
Zwei Familien, die eine scheinbar perfekte Win-win-Situation zufällig zusammenführt. Indem Jowita als Betreuerin bei Anne einzieht, übernimmt sie die Aufgabe, die Annes berufstätige Töchter nicht leisten können: Rund um die Uhr für die Mutter da zu sein. Aber Anna kann Jowita in ihrem Leben nicht einordnen. Die beiden Frauen verstehen sich nicht gut. Sie mögen sich auch nicht besonders. Die Tage werden zäh und lang für Jowita, die sich nun weit weg von der eigenen Familie in den Routinen einer alten Frau wiederfindet.
Der Film im Kino „Modernes Theater“ startet am Freitag um 15 Uhr. Teilnehmer der Gesprächsrunde im Anschluss sind Karola Marg, die Leiterin des Rhein-Neckar-Pflegestützpunktes in Weinheim, Bärbel Morsch vom Diakonischen Werk und als betroffener Angehöriger Peter Lichtenthäler. Im Gespräch mit dem Weinheimer Pressesprecher Roland Kern werden sie das Thema von verschiedenen Seiten beleuchten, aber auch Anregungen geben und Fragen beantworten. Der Eintritt beträgt 7 Euro (inklusive einem Begrüßungstrunk).
Der nächste Weinheimer Beitrag zum Europäischen Filmfestivial der Generationen folgt dann am Sonntag, 28. Oktober, bei einer Matinee mit dem Film „Quartett“ und dem Auftritt eines besonderen Generationen-Ensembles.