Festival für Weltoffenheit und Toleranz

K1024 Andreas Botz

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„Weinheim bleibt bunt“ bündelt am 21. November mit einem riesigen Kulturfest die friedlichen Proteste gegen den NPD-Parteitag – Über zehn Stunden Programm

Weinheim. Der NPD-Parteitag im November und die gebündelte friedliche Gegenbewegung in Form eines riesigen Weinheimer Kulturfestes in Sichtweite zur Stadthalle mobilisiert sämtliche Kulturschaffende der Stadt. „Die Resonanz ist überwältigend, alle wollen helfen, dass sich Weinheim an diesem Wochenende als weltoffene, tolerante, ja bunte Stadtgesellschaft präsentiert“, sagt Weinheims Pressesprecher Roland Kern, bei dem die Fäden der Organisation zusammenlaufen.
Das Bündnis „Weinheim bleibt bunt“ organisiert das ganztägige „Bunte Festival“ am 21. November gemeinsam mit dem Stadtjugendring Weinheim; dieser kann als eingetragener Verein auch Spenden entgegennehmen und Spendenquittungen ausstellen (s. Textende).

Distanzierung von jeglicher Gewalt

Knapp sieben Wochen vor dem Termin gehen die Vorbereitungen in die heiße Phase, selbstverständlich in Abstimmung mit der Polizei und der Ordnungsbehörde sowie den Sicherheitskräften. „Wir bündeln an diesem Tag den friedlichen und demokratischen Protest gegen die NPD“, begründet Uli Sckerl, der dem Sprecherkreis des Bündnisses angehört. „Eine inhaltliche und räumliche Distanzierung von jeglicher Form von Gewalt, ist uns besonders wichtig“, ergänzt Stella Kirgiane-Efremidis.
Mit der Stadt ist mittlerweile auch der Standort für das Festivalzelt in der Werderstraße abgesprochen; dort werden sich in nicht weniger als knapp zehn Stunden am Stück die wichtigsten Kulturschaffenden der Stadt das Mikro in die Hand geben. Am Vormittag lädt das „Bunte Weinheim“ zu einer großen Kundgebung mit Akteuren aus Politik und Gesellschaft auf der Weschnitzbrücke an der Stadthalle ein. Auch die Bildenden Weinheimer Künstler planen Aktionen in der Werderstraße, die an diesem Tag für das Bunte Festival gesperrt sein wird.

Kultur als politische Botschaft

Jeder Programmteil ist eine politische Botschaft. Angesprochen werden alle Altersgruppen, so ist der Tag konzipiert. So treten zum Beispiel die Weinheimer Kult-Bands Soundition und Dr. Woogle and the radio mal wieder auf einem Festival auf. „Wir haben natürlich jede Menge Motivation, der NPD sowie dem gesamten rechten Spektrum unsere musikalischen Mittelfinger zu zeigen“, freut sich Joscha, Frontmann und Sänger von Soundition. Frieda Fiedler, eine der Sprecherinnen von „Weinheim bleibt bunt“ ergänzt: „Es ist wichtig, dass wir auch die Jugendlichen erreichen.“
Der Odenwälder Shanty-Chor unterbricht eigens seine schöpferische Pause dieses Jahr, um die Gelegenheit, Flagge zu zeigen, nicht zu verpassen. „Mit unserem einzigen Auftritt in diesem Jahr wollen wir zeigen, dass wir Fremdenhass, Ausländerfeindlichkeit, sowie jegliche Aggression gegen andere Kulturen, Religionen oder Weltanschauungen aus ganzem Herzen ablehnen und aufs Tiefste verurteilen“, erklärt Matz Scheid, der Profi-Musiker und musikalische Chorleiter der Seefahrer. „Ich mache mit, weil ich finde, dass einige Herausforderungen aus der großen Welt unserem Weinheimer Kosmos auch ganz gut tun können, beschreibt der Weinheimer Profi-Musiker und Musiklehrer Jochen Pöhlert, der für das Festival eine Band mit Flüchtlingen zusammenstellt.“
Ben Schmidt, Erziehungswissenschaftler, Weinheimer Urgestein und seit vielen Jahren bei den „Blues Busters“ sagt: „Als Musiker sind wir dem Alltag ein Stück voraus. Unsere Sprache – die Musik - versteht man überall auf der Welt. Wir wirken seit langem mit Menschen aus allen Kulturen zusammen. Daher nehmen wir mit unseren Freunden als „Blues Busters Family“ teil.“ Die „Blues Busters“ sind schon kräftig am Üben, wie andere Teilnehmer des Tages auch. Sie alle haben den Ehrgeiz, dass sie es sind, die das Interesse auf sich ziehen – nicht die NPD. „Das ist das Weinheim, das wir zeigen wollen“, so Monika Springer aus dem Sprecherkreis des Bündnisses.
Das Bunte Festival soll von 10 Uhr morgens bis 22 Uhr am Abend gehen, musikalische und literarische Teile aufweisen. Die namhaften Weinheimer Kabarettgruppen sind ebenso dabei wie die Schriftstellerin Ingrid Noll, die berühmteste Einwohnerin der Stadt. „Selbstverständlich stehe ich voll zu einem bunten Weinheim und bin am 21. November gern mit einer Kurzgeschichte dabei“, hat sie den Organisatoren mitgeteilt.

Spenden erwünscht

Alle Interpreten treten natürlich ohne Gage auf. Um die Unkosten zu decken, benötigt das Bündnis aber Spenden. Unter der IBAN-Nummer DE37670505050039521113 ist beim Stadtjugendring Weinheim, der ebenfalls Bündnismitglied ist, ein Konto eingerichtet, auf dem Spenden und Sponsoringgelder eingehen können, Verwendungszweck: „Weinheim bleibt bunt“. Der Stadtjugendring, der Erfahrung in der Ausrichtung von Kulturfestivals besitzt, ist auch berechtigt, Spendenquittungen auszustellen. Erste Spendenzusagen gibt es schon von der Bürgerstiftung, der Freudenberg-Stiftung sowie der Amadeu-Antonio-Stiftung sowie von Weinheimer Unternehmern und Geschäftsleuten. „Das bunte Weinheim, Zivilcourage und Weltoffenheit, das sind Prädikate für den Wirtschaftsstandort Weinheim“, findet Dirk Ahlheim aus dem Sprecherkreis des Bündnisses.