Modernes Büro zwischen alten Balken Dach und Dachausbau im Weinheimer Schloss sind fertig – Arbeiten an der Fassade gehen weiter

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Stadt Weinheim

Weinheim. Die alten Holzbalken, die das Dach im Südflügel des Weinheimer Schlosses stützen, stammen von Bäumen, die in den Jahren 1711 bis 1723 gefällt worden sind. So genau können Bauhistoriker heute arbeiten, berichtet der Weinheimer Architekt Norbert Eimann. Das passt auch geschichtlich zusammen, denn auf das Jahr 1725 ist die Errichtung des Barockbaus datiert. Fast 300 Jahre später, jetzt vor Ostern 2021, ist die Sanierung des Weinheimer Schlosses in diesem Bereich so weit abgeschlossen, dass modernes Arbeiten inmitten der historischen Bausubstanz möglich ist. Die dicken Stützbalken prägen nach wie vor die Räumlichkeiten; sie stehen fast für die Ewigkeit.
Jedenfalls ist der Ausbau des Dachgeschosses nun plangemäß abgeschlossen, wie Eimann jetzt bei einem Rundgang mit Vertretern der Stadt mit Erstem Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner an der Spitze anschaulich zeigen konnte.
Nach Ansicht der Architekten und Hochbauexperten der Stadtverwaltung ist daraus ein sehr gelungenes Beispiel für modernes Leben und Arbeiten im historischen Umfeld geworden. Ganz wesentlich: Es ist eine wichtige Erhaltungsmaßnahme für das historisch besonders wertvolle Denkmal.
Im gleichen Zuge verlief auch die Deckung des Dachs mit genagelten Naturschieferziegeln reibungslos, berichtete Eimann. Dabei wurden – mit dem Denkmalschutz abgestimmt – auch über 30 neue Dachflächenfenster eingebaut, um mehr Licht in die Büroräume zu bekommen. Weiterhin belichten große Fenster und bautypische runde Bullaugenfenster im Kniestock das Dachgeschoss. Rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Personal- und Organisationsamtes können nun noch vor Ostern moderne Arbeitsplätze im altehrwürdigen Schloss beziehen. Fußboden und Wände sind hell und freundlich.
Unter dem nun isolierten Dach des Schlosses bieten 460 Quadratmeter Fläche Platz für Büros und Nebenräume, die Räume haben ganz unterschiedliche Größen. Der geräumigste von 75 Quadratmeter wird als Großraumbüro genutzt; bis zu acht Personen können dort ihre Schreibtische nutzen. In diesem Raum sind die alten Holzbalken besonders markant; sie bilden aber auch natürliche Raumteiler. Im großen Zimmer kann man sehr gut die Bauphasen des Schlosses nachvollziehen: 1725 wurde es erbaut, 1840 durch einen Kniestock erhöht.
Modernisiert wurde das Dachgeschoss in besonderem Maße auch energetisch. Es ist gut gedämmt, was auch den sommerlichen Wärmeschutz gewährleistet und die Beleuchtung wurde auf energiesparende LED-Leuchten umgestellt. 5,4 Kilometer Datenkabel haben die Elektriker verlegt, um den heutigen Anforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden.
Der Brandschutz wurde deutlich verbessert, was sogar einer der Gründe für die Sanierung war. Nun gibt es zwei bauliche Rettungswege. Die Decken entsprechen den Sicherheitsvorschriften, Brandschutztüren wurden eingebaut. Und darüber
hinaus sind auch ästhetische Verbesserungen gelungen, wie zum Beispiel die Restaurierung einer alten Holztreppe vom ersten Ober- ins Dachgeschoss.
Während die Büros nach rund 14 Monaten Bauzeit auf den Punkt fertig geworden sind, werden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Personalamtes noch eine Weile mit einem Gerüst vor den Fenstern abfinden müssen. Denn die Arbeiten an der Fassade gestalten sich schwieriger als gedacht: Es wurden teilweise Zwischenräume zwischen Putz und Mauerwerk entdeckt, so dass der Putz an diesen Stellen abgetragen und erneuert werden musste. Auch der Sandstein wird zum Schutz mit einer neuen Lasur versehen. Selbstverständlich kann der historische Farbton überall nachempfunden werden.
Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner zeigte sich beim Rundgang nicht nur mit der Ausführung der Arbeiten sehr zufrieden; er freute sich auch über diese Nachricht des Architekten: „Wir bleiben innerhalb der geplanten Gesamtkosten von 3,019 Millionen Euro.“