Gulliver kann auch HipHop

K1024 P1030506Ferientheaterreise schließt mit zwei Vorführungen am 20. und 21. August ab – Eintritt frei

Weinheim. Gulliver kann reisen, wohin er will – immer ist er anders. Zu groß, dass man ihn für einen Riesen hält. Oder zu klein, so dass ihn alle für einen Zwerg halten. Er ist immer fremd. Ein Gefühl wiederum, dass gerade in Deutschland in den letzten Monaten weit verbreitet sein dürfte. Unsere Gesellschaft muss mehr als je zuvor mit Fremdheit und Verschiedenheit umgehen lernen, fanden die beiden Theaterpädagoginnen Nina Weber und Miriam Lemdjadi – und sie machen im Moment in Weinheim daraus ein Theaterprojekt für Kinder.
Mit mehr als einem Dutzend Kindern zwischen acht und 14 Jahren bereiten sie im Rahmen der Ferienspiele des Stadtjugendrings ein Theaterstück vor, das sich an Jonathan Swifts berühmten Jugendroman „Gullivers Reisen“ anlehnt. Die Proben und das gemeinsame Basteln von Kostümen und Requisiten findet schon seit rund zwei Wochen Tag für Tag auf dem Areal der „Aquarianer“ ganz im Westen Weinheims statt. Die Vorbereitungen münden in zwei Aufführungen am kommenden Wochenende. Am Samstag, 20. August, führen die Kinder mit den beiden Theaterprofis das Stück auf der Wiese im Sepp-Herberger-Stadion auf, sonntags auf der Wiese im Schlosspark, beide Male um 16 Uhr. Besucher sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei (eine Spende jedoch erwünscht)!
Die Gruppe probt intensiv und konzentriert. Die Kinder üben tanzen, kämpfen und alles, was ein Mensch in den Ländern der Zwerge und Riesen braucht – dazu gehören bei einer modernen Interpretation auch ein HipHop-Tanz. Andere basteln die Requisiten, viele davon überlebensgroß. Das junge Ensemble ist bunt gemischt. Es sind geflüchtete Kinder, Weinheimer Kinder mit und ohne Migrationshintergrund. Das Sprachgewirr ist eher babylonisch. „Aber wir verstehen uns alle“, schmunzelt Miriam Lemdjadi – und das ist in doppelter Bedeutung gemeint. Jeden Mittag sorgt jeweils ein Elternpaar für das Essen, auch das verbindet und hilft, andere Speisen und andere Länder zu verstehen. Nina Weber und Miriam Lemdjadi haben bereits in der Vergangenheit im Projekt „BewegGründe“ zusammengearbeitet – einem interaktiven Stadtrundgang zum Thema Flucht mit Geflüchteten und ansässigen Bürgern aus Montabaur.
Der Weststadtverein Pro West, die Freudenberg-Stiftung, der Stadtjugendring, der Kopierpoint Seydel fördern das Projekt und ermöglichen, dass die Teilnahme für die Kinder, inklusive eines täglichen gemeinsamen Mittagessens, komplett kostenlos ist. Im Hintergrund werkeln Fritz Weber und Andreas Kränzle aus dem Vorstand des Weststadtvereins mit und bauen mit ihrem bekannten handwerklichen Geschick weitere Requisiten wie riesengroße Möbel.

 

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