UNESCO Welterbe Kloster Lorsch Internationale Auszeichnung für das Freilichtlabor Lauresham Wissenschaftliches Projekt gewinnt einen erstmals verliehenen Forschungspreis

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LORSCH. Das Freilichtlabor Lauresham gewinnt einen erstmals verliehenen internationalen Forschungspreis für Experimentalarchäologie. Der dem UNESCO Welterbe Kloster Lorsch angegliederte Modell-Herrenhof wurde am Mittwoch mit dem EXARC-Twinning Award ausgezeichnet. Der Preis ist mit 2.500 € dotiert und würdigt einen gemeinsamen Projektvorschlag des University College Dublin UCD/Zentrum für Experimentelle Archäologie und Materialkunde und des Experimentalarchäologischen Freilichtlabors Karolingischer Herrenhof Lauresham. Dabei dreht es sich um die gemeinsame Rekonstruktion und Erprobung eines frühmittelalterlichen irischen Pfluges. Lauresham ist seit dem Jahr 2015 Mitglied des internationalen Netzwerks EXARC, das mit 300 Mitgliedern in 40 Ländern wissenschaftliche Initiativen zum Thema experimenteller Archäologie zusammenschließt.

Das deutsche Freilichtlabor und die Universität in Irland profitieren beispielhaft voneinander: Während Lauresham über Zugtiere verfügt und frühmittelalterliche Landwirtschaft praktisch erprobt, besitzt das UCD Forschungslabore. In Lauresham widmen sich die Mitarbeiter unter der Leitung von Claus Kropp dem Alltag und der Arbeit auf einem fiktiven Herrenhof, wie er der karolingischen Lorscher Abtei zugeordnet gewesen sein könnte. Hierzu fließen wissenschaftliche Erkenntnisse zur bäuerlichen Viehwirtschaft, Anbau- und Fertigungstechniken ein. Die Experimentalarchäologie am UCD CEAMC ist dagegen universitär begründet und an die Möglichkeiten der Lehre geknüpft. Der besondere Schwerpunkt liegt jedoch ebenfalls auf der Archäologie des Frühen Mittelalters.

Die beiden Partner wollen der Frage nach frühmittelalterlichen Pflügen theoretisch und praktisch nachgehen. Pflugtechniken sind ein grundlegendes Thema, um die Eigenschaften und die Produktivität der frühen Landwirtschaft, insbesondere vom 7. und 8. Jahrhundert an, zu erforschen. Damals begann sich der Getreideanbau quer durch Europa zu intensivieren, um eine wachsende Bevölkerung zu versorgen.

Pflüge waren ein wichtiges Werkzeug, um die Böden für den Getreideanbau vorzubereiten, etwa für Weizen, Gerste und Dinkel. Im Hinblick auf deren Effektivität und die typologische Entwicklung der Pflüge gibt es noch viele offene Fragen. Kropp zufolge gibt es für Irland des 8. und 9. Jahrhunderts zahlreiche archäologische Zeugnisse für Pflugscharen und -messer aus Eisen. Für den Südwesten Deutschlands, in dem Lauresham angesiedelt ist, seien diese metallenen Bestandteile hingegen kaum belegt.

Mit einem weiteren EXARC-Twinning Award wurde der Vorschlag von Wissenschaftler aus Russland und Griechenland zur Rekonstruktion und Erprobung eines Bogen-Modells aus der Bronzezeit prämiert.