Neue Software der Notfallmedizin am Kreiskrankenhaus Bergstraße stärkt Prozessabläufe



Klinik in Heppenheim baut die digitale Infrastruktur der Zentralen Notauf-
nahme aus // Ärztlicher Leiter appelliert für Verständnis für klar festgelegte
Abfolge in der Patientenversorgung

KREIS BERGSTRASSE | 09. Januar 2023 | Ein Motorradunfall mit einem schwerverletzten Biker, Bän-
derriss eines Jugendlichen beim Sport, Sturz einer älteren Dame im Haushalt, Schmerzen eines Mannes
mittleren Alters in der Brust - in der Zentralen Notaufnahme des Kreiskrankenhauses Bergstraße in
Heppenheim werden die unterschiedlichsten Verletzungen und Krankheiten versorgt. Als größter Not-
fallstandort des Landkreises behandeln die Mediziner und Pflegekräfte hier alle Arten von Notfällen -
von leichten Blessuren bis hin zu lebensbedrohlichen Verletzungen und Erkrankungen. Im letzten Jahr
ist die Notaufnahme des zum Heidelberger Universitätsklinikum gehörenden Hauses technisch weiter
aufgerüstet worden, ein Plus für die Ausrichtung an internationalen Standards und damit für die Ver-
sorgung eines jeden einzelnen Patienten sowie der Patienten in der Gesamtheit. Die Investitionen in
die neue Technologie liegen im unteren sechsstelligen Bereich.
Im neuen Jahr zieht der Ärztliche Leiter des Bereichs, Dr. Fabian Wagner, eine erste positive Bilanz. In
Summe sind es jährlich über 200.000 Patienten, die von einem Spezialisten-Team in der Notaufnahme
versorgt werden. Mit dem kürzlich neu in Betrieb genommenen Epias-System ist die digitale Infrastruk-
tur ausgebaut worden, Abläufe und die Dokumentation sind verbessert. Und wenn das Herz der Neu-
erung auch im Verborgenen schlägt, ist die Technologie doch an einigen Stellen gut sichtbar. Zum Bei-
spiel an jeweils einem großen Monitor an zwei Stützpunkten der Notaufnahme. Unter anderem kön-
nen hier wichtige Messwerte der Patienten in den Untersuchungsräumen zentral überwacht werden.
Auch lassen sich mit der neuen Software schnell und unkompliziert vorhandene Patientendaten aus
dem Krankenhaus-Informationssystem abrufen und neue Daten einspeisen. Ebenso sind Schnittstellen
mit anderen Bereichen, zum Beispiel dem Labor, besser integrierbar. Die neue Software bildet alle
Abläufe in der Notaufnahme ab, von der Anmeldung des Patienten durch die Leitstelle beim Transport
durch den Rettungsdienst bis hin zur Versorgung im Haus.
Die Epias-Technologie hilft somit, schon vor dem Eintreffen des Patienten alle notwendigen Vorberei-
tungen für die Behandlung des diagnostizierten Krankheitsbildes oder der Unfallverletzungen zu tref-
fen. Schockraum oder auch Herzkatheterlabor können bei Bedarf entsprechend der Notwendigkeiten
vorbereitet werden. Auch trägt die Technologie dazu bei, die Zeitkorridore für die Behandlungsschritte
zu bestimmen, sodass keine wertvollen Minuten verloren gehen. Und selbstverständlich unterstützt
das System auch die Versorgung all jener Patienten, die nicht vom Rettungsdienst gebracht werden,
sondern die, oft selbst oder begleitet von Angehörigen, Freunden oder Bekannten, den Weg in die
Notaufnahme nehmen. Wobei auch nach dem Implementieren der Soft- und Hardware ein für in allen Notaufnahmen dieser
Welt geltendes Gesetz unumstößlich bleibt: Behandelt werden Patienten nach Dringlichkeit; aus-
schließlich medizinisch Belange sind ausschlaggebend. Der Grad der Verletzung oder Erkrankung ist
Indikator, nicht die Reihenfolge der Ankunft im Krankenhaus. Hier wirbt Dr. Wagner einmal mehr mit
großer Deutlichkeit um Verständnis, dass eine andere Abfolge undenkbar ist, auch wenn dies für ein-
zelne Patienten immer mal wieder längere Wartezeiten bedeutet.
Ebenso macht der Notfallmediziner deutlich, was sich auch in den Krankenhäusern deutschlandweit
insgesamt als Erfahrung widerspiegelt: Eine Notaufnahme ist ausschließlich für Notfälle konzipiert und
die Kapazitäten entsprechend dafür ausgelegt. Sie ist keine Alternative zum Hausarztbesuch oder, jen-
seits dessen Sprechzeiten, zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst. „Hier aber sind in jüngerer Zeit immer
mehr Zuläufe zu verzeichnen, teilweise in rasant ansteigender Anzahl, was wiederum das System und
das Personal an Belastungsgrenzen führt und die Versorgung echter Notfälle in Gefahr bringt“, so der
Leitende Arzt der Notaufnahme, dem nur ein Appell an die Einsicht in der Bevölkerung bleibt.
Größte Zentrale Notaufnahme im Kreis
Im Team der Zentralen Notaufnahme am Kreiskrankenhaus arbeiten Ärzte sechs unterschiedlicher
Fachrichtungen sowie Fachpflegekräfte interdisziplinär zusammen. Besetzt ist die als Cardic-Arrest-
Center zertifizierte Notaufnahme sieben Tage in der Woche rund um die Uhr. Neben den klassischen
Untersuchungs- und Behandlungsräumen ist eines der medizinischen Kernstücke der Infrastruktur der
Schockraum. Dort ist die klinische Erstversorgung von Patienten, die schwer- und lebensbedrohlich
verletzt oder erkrank sind. Ebenso arbeitet die Notaufnahme in direkter Anbindung an das Katheterla-
bor zur Versorgung von Menschen mit einem Herzinfarkt sowie mit der Stroke Unit zur Behandlung
von Schlaganfallpatienten. Absehbar ist eine bauliche Erneuerung der Notaufnahme am Kreiskranken-
haus im Zuge der laufenden Generalsanierung des Hauses, einhergehend mit strukturellen Verände-
rungen.

Notaufn
Fotocredit: Kreiskrankenhaus Bergstraße/ Thomas J. Zelinger

Dr. Fabian Wagner (2. v. hinten), Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme am Kreiskrankenhaus
Bergstraße, erklärt seinen Mitarbeitenden die neue Software, die schon vor Aufnahme eines Notfall-
Patienten vom Rettungsdienst wichtige Daten einspeist und die Behandlungsabfolge koordiniert.