Neue Chance für Dürkheimer Gondelbahn

Gondelbahn in den 70er Jahren Titel
Seit 1981 ist sie nicht mehr im Betrieb: die Dürkheimer Gondelbahn, die von 1973 an den Wurstmarktplatz mit dem fast 200 Meter höher gelegenen Waldgebiet rund um den Teufelsstein verband und als Touristenattraktion galt. Eine gestern geschlossene Vereinbarung zwischen der Stadt Bad Dürkheim und der Dürkheimer Gondelbahn GmbH eröffnet eine neue Chance für den Betrieb einer modernen Gondelbahn auf dieser Trasse.
Bürgermeister Christoph Glogger und der Eigentümer der Dürkheimer Gondelbahn GmbH, Peter Schwab, unterzeichneten diese Vereinbarung gestern im Bad Dürkheimer Notariat und stellen deren Inhalte nun gemeinsam bei einem Pressegespräch vor.
„Wir haben eine Vereinbarung unterzeichnet, mit der Peter Schwab alles zur Verfügung stellt, was er in den letzten Jahren für die Gondelbahn erworben hat“, führt der Bürgermeister in die Details ein. „Alles in allem ist dies ein hervorragendes Starterpaket für einen Projektträger, der einen neuen Anlauf nehmen will, die Gondelbahn zum Laufen zu bringen“, zeigt sich Glogger überzeugt.

Zu diesem Paket gehöre
• das Grundstück der Talstation, auf dem heute noch das Gerippe steht,
• sowie 31 weitere Grundstücke in seinem Eigentum auf dem Weg zur Bergstation,
• die Überflugrechte für weitere 28 Grundstücke auf dem Weg,
• die in eine neugegründete „Seilschwebebahn Bad Dürkheim GmbH“ übertragen wurden.

Und schließlich
• alle Genehmigungen, vor allem aus dem Planfeststellungsbeschluss von 2006, in Kraft getreten am 30. April 2007.
Durch die Vereinbarung verpflichte sich Peter Schwab, den bereits ausgearbeiteten Kaufvertrag mit allen darin genannten „Zutaten“ zu einem festgelegten Kaufpreis abzuschließen, erläutert der Bürgermeister die Vereinbarungsinhalte. Kaufvertragspartner werde jedoch nicht die Stadt Bad Dürkheim selbst sein, sondern ein von der Stadt noch zu benennender Dritter.
Die Stadt ihrerseits rufe nun alle Interessenten für die Projektträgerschaft einer künftigen Dürkheimer Gondelbahn auf, sich innerhalb der nächsten Wochen zu melden. Wer sich an die Stadt wende, erhalte alle notwendigen Informationen, um ein erstes Konzept erstellen zu können. Der Stadtrat werde dann in der Sitzung am 29. August die ersten Konzepte sichten und entscheiden, wie es weitergehe mit der Dürkheimer Gondelbahn.

Klipp und klar benennt Glogger die Erwartungen an den künftigen Projektträger. „Er muss uns davon überzeugen,
• dass wir ihm zutrauen, eine solches Projekt zu planen, zu bauen und zu betreiben,
• dass er die nötigen finanziellen Mittel als Risikokapital einbringen kann,
• dass er oder ein Partner die Erfahrung mitbringt, eine Gondelbahn neu zu errichten,
• dass er in der Lage ist, ein schlüssiges und naturnahes Konzept für das „Bespielen“ des Bereichs um die Bergstation zu entwickeln.“
Insbesondere der letzte Punkt erscheine ihm wichtig, denn die Bergstation befinde sich im Biosphärenreservat Pfälzer Wald. Damit stehe die Stadt in einer besonderen Verantwortung, habe aber zugleich die Chance zu zeigen, wie ein solches Projekt ressourcenschonend, naturnah und gleichzeitig so attraktiv konzipiert werden kann, dass die Menschen gerne in den Wald gehen, die Biosphäre aktiv erleben und damit auch die Natur achten und schätzen lernen. „Dafür sollten wir dringend mit dem Naturpark Pfälzer Wald, mit Naturschutzverbänden und allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern zusammenarbeiten“, wirbt das Stadtoberhaupt für eine breite Beteiligung.

Es sei selbstverständlich, dass die Stadt den Projektträger nach Kräften unterstützen werde. Gleichzeitig wolle er aber von Anfang an deutlich machen, dass die Stadt weder finanzielle Mittel, noch Bürgschaften für den Bau und den Betrieb der Gondelbahn und der zugehörigen Gebäude zur Verfügung stellen werde. „Ein neuer Projektträger braucht unser Vertrauen und soll dann das Projekt eigenverantwortlich betreiben“, weist Glogger hin.
Möglicherweise stelle sich die Frage, ob sich so jemand finden lasse. „Mein Eindruck aus ersten Vorgesprächen ist: es wird Interessenten geben“, damit macht der Bürgermeister deutlich, dass es bereits Anfragen gab.
„Noch ist die Gondelbahn nicht gebaut. Aber mit dem heutigen Tag sind wir diesem Ziel einen großen Schritt nähergekommen. Sie wissen, ich habe gesagt: es ist die letzte Chance für die Gondelbahn. Wenn dieser Anlauf nicht fruchtet, dann wird es dauerhaft nichts werden. Aber für heute sind Peter Schwab und ich der festen Überzeugung: in Bad Dürkheim wird wieder eine Gondelbahn fahren“, ist das Stadtoberhaupt zuversichtlich.
Er dankt Peter Schwab für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, ohne die ein solch ungewöhnlicher Schritt nicht möglich gewesen wäre. „Wir können uns alle vorstellen, dass es für Peter Schwab ein großer Schritt war, sein Projekt Dürkheimer Gondelbahn nun in die Hände eines anderen zu geben“, so das Fazit des Bürgermeisters.

Keine neun Jahre in Betrieb
Otto Schwab, der Vater des heutigen Eigentümers, gründete die Dürkheimer Gondelbahn GmbH im Jahr 1964. Mit einem geringen Betrag war damals auch die Stadt Bad Dürkheim in der Gesellschaft vertreten, diese verkaufte ihren Anteil jedoch später wieder an den damit alleinigen Eigentümer.
Die GmbH versuchte zunächst, die auf der Fahrstrecke liegenden Grundstücke zu erwerben oder die Überflugrechte zu sichern. Nachdem sich manche der betroffenen Eigentümer weigerten, wurden die Grundstücke schließlich im Jahr 1968 durch einen Enteignungsbeschluss mit den nötigen Grunddienstbarkeiten belastet und die Eigentümer entsprechend entschädigt. Der Bau der Gondelbahn begann 1969, im gleichen Jahr zogen einige der betroffenen Eigentümer vor Gericht, da sie dieses Vorgehen nicht hinnehmen wollten.
Am 30. September 1973 nahm die Gondelbahn ihren Betrieb auf, der Rechtsstreit ging indessen weiter. Als das Bundesverfassungsgericht schließlich mit Urteil vom 10. März 1981 die Enteignungsbeschlüsse aufhob, wurde der Betrieb der Bad Dürkheimer Gondelbahn eingestellt und ruht seither.
Ein weiterer Rückschlag für die Gondelbahn war der durch Brandstiftung verursachte Brand der Bergstation im Jahr 2000, bei dem diese ausbrannte und die zahlreichen dort gelagerten Gondeln zerstört wurden.
Eigentümer Peter Schwab bemühte sich jedoch weiterhin darum, die Gondelbahn wieder zum „Laufen“ zu bringen. Unterstützt wurden seine Bemühungen Anfang des neuen Jahrtausends von der Bürgerinitiative „Pro Gondelbahn“, die unter anderem mit einer Unterschriftenaktion darauf hinweisen wollte, dass der Betrieb der Gondelbahn dem Allgemeinwohl diene (siehe auch www.gondelbahn.de).
Auch der Stadtrat verabschiedete im Februar 2000 einstimmig eine Resolution, mit der der Wunsch zum Ausdruck gebracht wurde, dass die Gondelbahn möglichst schnell wieder in Betrieb genommen werde.
Im Jahr 2001 schaffte es Peter Schwab, die Überflugrechte für sämtliche zu überfliegende Grundstücke zu sichern.
Den Weg für den Gondelbahnneubau endgültig frei machte der Planfeststellungsbeschluss des Landesbetriebs Straßen und Verkehr Rheinland-Pfalz vom 28.12.2006, der am 30. April 2007 Bestandskraft erlangte.
Dennoch wurde nicht gebaut. Jahrelang dauerte die Auseinandersetzung Schwabs mit seiner Versicherung, mit der er um eine angemessene Entschädigung für die Verluste durch den Brand stritt.
Im Jahr 2012 schien es voranzugehen: Kurz vor Ablauf der Fünf-Jahresfrist nachdem der Planfeststellungsbeschluss Bestandskraft erlangt hatte, begannen die vorbereitenden Arbeiten an der Talstation auf dem Wurstmarktplatz, was vom Landesbetrieb Straßen und Verkehr als Baubeginn anerkannt wurde. Die Aktivitäten waren jedoch nur von kurzer Dauer.
In der Bevölkerung wuchs indessen der Widerstand gegen das inzwischen sehr unansehnliche Gerippe der Talstation auf dem Wurstmarktplatz. In den sozialen Medien entstand eine andere Form der Bürgerbewegung, sie forderte den Abriss des Gebäudes (https://de-de.facebook.com/gondelbahnruine/). Kaum jemand glaubte noch an eine Wiederinbetriebnahme der einstigen Touristenattraktion.

Letzte Chance für die Gondelbahn
Beim Neujahrsempfang 2017 schließlich berichtete Bürgermeister Christoph Glogger von seinen Gesprächen mit dem Eigentümer, der nach seiner Einschätzung über sehr lange Jahre versucht habe, das Projekt wieder zu beleben. Die Stadt könne das Thema neu anstoßen und durch die Suche nach einem Investor, der das Projekt in die Hand nimmt und zum Erfolg führt, unterstützen.
Gleichzeitig setzte er ein Ultimatum: „Wir nehmen uns dafür keine zehn Jahre Zeit und auch keine drei: wir wollen dieses Jahr ein Ergebnis. Entweder das Projekt kommt ins Laufen oder es war die letzte Chance und dann muss die Bauruine auch weg.“ Sein Ziel sei jedoch und er glaube auch daran, „dass die Gondelbahn wieder fährt.“

Persönliches Statement von Bürgermeister Christoph Glogger
„Die Gondelbahn ist ein heißes Thema in Bad Dürkheim und ich erzähle gerne, dass ich selbst noch in meiner Kindheit mit meiner Großmutter eifrig Gondelbahn gefahren bin.
Als ich dann das Bürgermeisteramt übernahm, hörte ich ringsum nur mahnende Stimmen zur Gondelbahn: das wird eh nichts mehr, lass lieber die Finger weg. Ganz ehrlich: das hat meinen Ehrgeiz geweckt.
Ich habe mich ein paar Mal mit Peter Schwab getroffen und wir haben versucht, dem Problem auf den Grund zu gehen. Wir haben einen Draht gefunden und wir wollten beide, dass Bewegung in die Sache kommt. Peter Schwab glaubte schon immer an die Gondelbahn – und ich bestand darauf, dass die Dürkheimer den Glauben daran verloren haben, dass er es nach all den Jahren tatsächlich noch hinbekommt.
Deshalb gab es im Grunde nur eine Lösung: wir suchen gemeinsam nach einem neuen Investor, der die Gondelbahn zum Laufen zu bringen - und wenn es nicht klappt, kommt das Gerippe weg. So habe ich es dann beim Neujahrsempfang verkündet. Zugegeben: das war etwas wagemutig.
Ich rechne es Peter Schwab hoch an, dass er sich auf diese Verhandlungen eingelassen hat. Denn es ging darum, mit den Grundstücken, Genehmigungen und Überflugrechten die Ergebnisse vieler Jahre zäher Arbeit zur Verfügung zu stellen. Seit gestern haben wir das Ergebnis: eine unterschriebene Vereinbarung, die Sie in Ihrer Pressemappe finden. Der dazugehörige Kaufvertrag umfasst 36 Seiten, für deren Verlesen der Notar gestern 70 Minuten gebraucht hat.
Damit sind wir einen sehr großen Schritt weiter.“

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