2 Jahre Mindestlohn: Zehn Prozent mehr Gastro-Jobs im Kreis Germersheim

K1024 Mindestlohn Geld 884 Schein high
Montage: NGG/Tobias Seifert

2 Jahre Mindestlohn: Zehn Prozent mehr Gastro-Jobs im Kreis Germersheim

Unter 8,84 Euro geht nichts mehr –
„Januar-Lohn-Check“ lohnt sich

Keine „Null-Tarif-Überstunden“: NGG warnt vor Lohn-Tricksereien durch Chefs

Ein „Cent-Lohn-Plus“ quer durch alle Jobs und Branchen, das einer Vollzeitkraft unterm Strich aber weit über 50 Euro pro Monat bringt. Egal, ob Küchenhilfe oder Verkäuferin im Backshop: Wer im Landkreis Germersheim vom Chef nur den gesetzlichen Mindestlohn bekommt, verdient im Januar mehr Geld – und zwar 34 Cent pro Stunde. „Genau zwei Jahre gibt es den gesetzlichen Mindestlohn. Und jetzt ist er zum ersten Mal geklettert – auf 8,84 Euro“, sagt Holger Winkow von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Die NGG Pfalz ruft alle Mindestlohn-Beschäftigten im Kreis Germersheim auf, einen „Januar-Lohn-Check“ zu machen. „Sobald die Lohnabrechnung vorliegt, sollte jeder seinen Stundenlohn bis auf den letzten Cent nachrechnen. Die tatsächlich geleisteten Stunden und das Geld müssen dabei am Ende passen“, so Winkow. Der NGG-Geschäftsführer warnt zudem vor „Lohn-Tricksereien durch die Hintertür“: „Es ist eine beliebte Chef-Masche, die Menschen länger arbeiten zu lassen, die Überstunden dabei aber nicht zu bezahlen. Das ist illegal.“

Vom „Schreckgespenst Mindestlohn“ spricht keiner mehr, so die NGG Pfalz. „Auch Arbeitgeber, die vor dem gesetzlichen Mindestlohn als ‚Job-Killer‘ und ‚Konjunktur-Bremse‘ gewarnt haben, sind in der Realität angekommen und kleinlaut geworden. Der absolute ‚Pflichtlohn für den Chef‘ ist auch von den Arbeitgebern akzeptiert. Mehr noch: Er hat sich bewährt und dazu beigetragen, die ruinöse Dumpinglohnspirale nach unten zu stoppen“, sagt Holger Winkow.

Als Zwei-Jahres-Bilanz zum Mindestlohn hat die NGG jetzt eine Beschäftigungsanalyse vorgelegt. Dazu hat das Pestel-Institut in Hannover Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag der Gewerkschaft untersucht. Im Fokus dabei steht auch die Job-Entwicklung im Kreis Germersheim.

Gerade Hotels, Pensionen, Restaurants und Gaststätten im Kreis Germersheim haben, so die NGG Pfalz, in der Mindestlohn-Phase mehr Personal eingestellt: Hier arbeiteten vor einem halben Jahr rund 710 Menschen mit einem sozialversicherungspflichtigen Job. Im Vergleich zu 2014 macht das ein Plus von 9,5 Prozent.

Die NGG Pfalz hatte sich für den gesetzlichen Mindestlohn stark gemacht. Der Gewerkschaft ging es dabei insbesondere auch um die Situation der Frauen. „Denn viele von ihnen wurden mit Niedrigstlöhnen abgespeist. Jetzt profitieren gerade sie von einem steigenden Mindestlohn“, sagt Holger Winkow.

Doch für Holger Winkow ist beim Mindestlohn noch „deutlich Luft nach oben“. Der NGG-Geschäftsführer spricht sich für eine rasche Anhebung des untersten Lohnsockels aus: „Wir müssen Richtung 10 Euro pro Stunde – und dann weiter. Da werden wir dranbleiben. Denn alles unter einem Stundenlohn von 11,50 Euro ist Niedriglohnbereich. Und der bedeutet später Altersarmut.“

Bildunterzeile
Der „8,84-Euro-Zehner“ – als neuer „Mindestlohn-Schein“: Der unterste Lohnsockel liegt jetzt bei 8,84 Euro pro Stunde. Geht es nach dem Willen der Gewerkschaft NGG, dann soll der gesetzliche Mindestlohn aber schon bald auf 10 Euro steigen.

Montage: NGG/Tobias Seifert