Das Ludwigshafener Rathaus

K800 Logo

Das Ludwigshafener Rathaus

Mit der Einweihung des Rathaus-Turms am 4. Mai 1979 besaß Ludwigshafen erstmals ein weithin sichtbares zentrales Rathaus. Zuvor hatte man sich mit "Stadthäusern" beholfen, deren erstes in der Ludwigstraße – ein ehemaliges Gasthaus – 1850 angekauft und damals Sitz der Verwaltung, der Polizei und der Volksschule gewesen war. Die rapide wachsende Stadt mit ihrer wachsenden Verwaltung forderte immer mehr Raum. So wurde in den Jahren nach 1900 dann ein "wirkliches" Rathaus geplant. Ein gewaltiges, stilistisch zwischen Neo-Romanik und Jugendstil angesiedeltes Rathaus sollte auf dem von der Firma Giulini aufgegebenen Gelände in der Innenstadt entstehen – heute der Standort des Hack-Museums. Stattdessen wurde das Stadthaus Nord errichtet – ein schwerer Fehler, der zur Zersplitterung der Verwaltung führe, wie eine zeitgenössische Stimme beklagte.

Das Giulini-Gelände, auf dem seit 1929 der Marktplatz angelegt wurde, blieb auch weiterhin der bevorzugte Ort für Neuplanungen, etwa in der NS-Zeit. Nichts wurde realisiert, stattdessen wurde die 1939/40 begonnene NSDAP-Zentrale der Stadt 1950 als Stadthaus Süd Sitz des Oberbürgermeisters. In den Fünfziger Jahren plante man ein Rathaus am Rhein, in den Sechzigern ein "Ratshochhaus" im "Südpol". 1966 schlug Albert Speer jun. im Rahmen des Stadtumbaus mit Bahnhofsverlegung, Hemshof-Sanierung, Industrieverlagerung, Hochstraßenbau, Schumacherbrücke und Fußgängerzonen erneut ein Rathaus auf dem Marktplatzgelände vor.

Auf dem Gelände des alten Hauptbahnhofs sollten zuerst nach dem Willen der Verwaltung drei große Wohntürme entstehen, dann, als dieses Projekt "mangels Nachfrage" gescheitert war, Bürokomplexe der Industrie. Erst nachdem auch diese Idee nicht reifte, "entschloss sich die Stadt, vom Primat des besten Platzes Gebrauch zu machen" und errichtete in Zusammenarbeit mit der Norddeutschen Landesbank nach Plänen der Architekten Dorp und Schmidt in den Jahren 1976 bis 1979 das "Rathaus-Center". Die Holzmann AG übernahm als Generalunternehmer die gesamte schlüsselfertige Bauausführung. Die Kombination eines Systems von Shoppingmalls mit dem Sitz der Stadtverwaltung war schon an anderen deutschen Städten, etwa Essen, praktiziert worden, Ludwigshafen wurde jedoch "das gewaltigste Rathaus-Center der Bundesrepublik".

Quelle:
Stadtarchiv, Dr. Stefan Mörz