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Aufwändige Grundwassersanierung geplant

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Ludwigshafen, den 16. November 2016

Aufwändige Grundwassersanierung geplant

Belastetes Grundwasser im Abstrom der ehemaligen BASF-Deponie in Maudach: Dichtwand im Untergrund wirkt als Barriere.

Das Grundwasser im Abstrom der ehemaligen BASF-Deponie Maudach weist Belastungen auf und muss saniert werden. Durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen soll verhindert werden, dass sich belastetes Grundwasser weiter ausbreitet und die Trinkwassergewinnung beeinflusst. Der Sanierungsplan wurde am Dienstag, 15. November 2016, in einer Anwohnerversammlung in Maudach vorgestellt.

"Bereits seit 2013 wird im Auftrag der BASF und der Stadt die mit Deponiegasen belastete Bodenluft abgesaugt. Die Sanierungsdauer wurde auf bis zu fünf Jahre geschätzt. Schon heute, nach drei Jahren, konnten die Schadstoffgehalte in der Bodenluft deutlich reduziert werden. Jetzt geht der zweite Schritt in die konkrete Phase. Mit Genehmigung des Stadtrates und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd können die Ausführungsplanung, die Ausschreibung und die Vergabe für die notwendige Sanierung des Grundwassers in die Wege geleitet werden", erläuterte Bau- und Umweltdezernent Klaus Dillinger.

Der Befund: Im Abstrom der ehemaligen BASF-Deponie Maudach - hier befindet sich heute das Gewerbegebiet "Am unteren Grasweg" - ist ein Grundwasserschaden belegt. Die BASF hatte in den Jahren von 1955 bis 1966 in diesem Bereich Bauschutt, Erdaushub, Betriebsmüll, allgemeinen Werksmüll - sowie Kalkrückstände abgelagert - insgesamt rund 780.000 Kubikmeter Abfälle. Die Fahne mit belastetem Grundwasser dehnt sich in Richtung der Brunnen zur Trinkwassergewinnung für Maudach und Oggersheim aus. Sie ist insbesondere durch den Leitparameter Mecoprop (Pflanzenschutzmittel) charakterisiert, der in unterschiedlichen Tiefenbereichen bis 60 Meter unter Geländeoberkante nachgewiesen ist. Die fest­gestellten Mecoprop-Belastungen sind auf die ehemalige BASF-Deponie "Frigenstraße" und dort im Wesentlichen auf den südöstlichen Deponiebereich zurückzuführen. Mecoprop ist für Menschen schwach giftig beim Verschlucken. Aktuell aber nicht als Erbgut schädigend oder krebserregend eingestuft. Der Grundwasserleitwert (Höchstkonzentration, die lebenslang ohne gesundheitliche Besorgnis aufgenommen werden kann) des Bundesamtes für Risikoforschung liegt bei 35 Mikrogramm pro Liter. Der Grenzwert der Trinkwasserverordnung für alle Pflanzenschutzmittel liegt bei 0,1 Mikrogramm pro Liter.

Die geplante Quellsanierung unterbindet künftig, dass sich Schadstoffe mit dem Grundwasser ausbreiten.

Der Sanierungsvorschlag: Stadtverwaltung und BASF haben einen Sanierungsplan erarbeitet und mit der zuständigen Bodenschutzbehörde, der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD Süd), abgestimmt. Er sieht vor, dass ab September 2017 entlang des Unteren Graswegs und weiter südlich entlang einer bestehenden Brachfläche eine 500 Meter lange Dichtwand gebaut wird. Ein spezieller Bagger, ein so genannter Schlitzwandgreifer, baggert dafür den Untergrund entlang der Trasse auf einer Breite von etwa 60 Zentimeter bis zu zehn Meter tief aus. In den Graben wird eine spezielle Dichtmasse eingebracht, die langsam aushärtet und zukünftig als Strömungsbarriere im Untergrund wirkt. Ergänzend wird das belastete Grundwasser über fünf Sanierungsbrunnen erfasst, gereinigt und über die städtische Kanalisation zur Kläranlage der BASF SE geleitet. Die Sanierungsbrunnen sind zwischen zehn und 20 Meter tief und erfassen somit den gesamten oberen Grundwasserleiter. Die erforderliche Wasseraufbereitungsanlage wird südlich des Unteren Graswegs auf städtischem Grund errichtet und künftig dauerhaft betrieben. Sind alle technischen Anlagen fertiggestellt, kann der Grundwasserschaden voraussichtlich ab April 2018 saniert werden. Gutachtlich begleitet wird das Vorhaben durch das Koblenzer Büro Björnsen Beratende Ingenieure. Sachverständiger Armin Bender stellte den "Sanierungsplan zur langfristigen Sicherung des deponienahen Grundwasserabstromes" (Quellsanierung) in einer gemeinsamen Sitzung des Bau- und Grundstücksausschusses und des Ortsbeirates Maudach am Montag, 20. Juni 2016, vor. Beauftragt wurde das Unternehmen von Stadtverwaltung und BASF.

Aufgrund der komplexen Untergrundstruktur waren zahlreiche Erkundungsschritte vorausgegangen. So wurden unter anderem in mehreren Kampagnen Grundwassermessstellen bis 50 Meter Tiefe hergestellt, ein umfangreiches Monitoringprogramm durchgeführt und Grundwassermodellierungen vorgenommen. Aus den Ergebnissen wurden Sanierungsvarianten abgeleitet und eine Vorzugsvariante ermittelt.

Alle vorgenommenen Untersuchungen und Maßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit der zuständigen Oberen Bodenschutzbehörde (SGD Süd). Die Projektsteuerung obliegt der BASF SE als ehemalige Deponiebetreiberin. Die Stadt sieht sich als größter Grundstückseigentümer ebenfalls in der Pflicht. Zudem überplante die Stadt die ehemalige Deponie und ermöglichte, dass das Areal als Gewerbegebiet genutzt werden konnte. Hieraus ergab sich später ein Gefährdungspotential für das Grundwasser und für die Menschen.

Meilensteine der Planung

Kontrollen des Grundwassers erfolgten in den vergangenen Jahren regelmäßig. Ein ebenso gemeinsam von BASF, Stadt Ludwigshafen und TWL beauftragter Gutachter nahm im Jahr 2009 eine umfassende Gefährdungsbeurteilung für das Wasserwerk vor. Ergebnis: Die Trinkwassergewinnung im Wasserwerk Maudach/Oggersheim ist durch die Deponie Maudach auch langfristig nicht gefährdet. Diese Bewertung bestätigte ein weiterer Prüfgutachter.

Parallel hierzu arbeiteten Gutachter sowie Umweltexperten der Stadtverwaltung und der BASF an einem umfassenden Sanierungsplan für den unmittelbaren Abstrom der Deponie. Er wurde im Mai 2016 der zuständigen Bodenschutzbehörde – SGD Süd – zur Genehmigung vorgelegt, die spätestens bis zum 15. November 2016 erwartet wird. Es folgen weitere Planungsschritte sowie die Auftragsvergabe. Nach derzeitigem Planungsstand rechnet die Stadtverwaltung damit,
dass die Dichtwand zur Sicherung des Grundwassers bis Ende Dezember kommenden Jahres gebaut ist. Rund zwei Monate werden dann der Bau der Sanierungsbrunnen und Grundwassermessstellen in Anspruch nehmen. Zeitlich parallel erfolgt der Leitungsbau für die Förderleitungen, Energieversorgung und die Steuerung der Brunnen. Der Zeitbedarf für den Bau der Wasseraufbereitungsanlage, einschließlich Baugrundvorbereitung und Anschlussarbeiten wird ebenfalls mit zwei Monaten angesetzt. Gleiches gilt für die Maschinentechnik, die jedoch teilweise bereits parallel zum Bau der Wasseraufbereitungsanlage erfolgen kann. Auf der Grundlage dieser Zeitansätze kann die Inbetriebnahme der technischen Anlagen für die Quellsanierung im Grundwasser im April 2018 erfolgen.

Verfahren und Kosten

Die Erkundung und die Sanierung der ehemaligen Deponie Maudach werden gemeinsam von BASF und Stadt Ludwigshafen durchgeführt. Auf der Grundlage eines privatrechtlichen Vertrages zwischen Stadt Ludwigshafen und BASF aus dem Jahr 2002 werden sowohl die Untersuchungs- als auch die Sanierungskosten zwischen beiden Partnern aufgeteilt. Die Kosten betragen nach derzeitiger Schätzung rund 2,7 Millionen Euro. Nachdem das Planungsvorhaben am Montag, 20. Juni 2016, den Mitgliedern des Bau- und Grundstücksausschusses und des Ortsbeirats Maudach vorgestellt wurde, hatte der Stadtrat am 4. Juli 2016 in öffentlicher Sitzung der Maßnahme zugestimmt.

TWL sichert Trinkwasserqualität

Seit dem erstmaligen Auftreten von Mecoprop an Messstellen im Jahr 2007 beobachtet TWL die Entwicklung der Grundwasserbelastungsfahne intensiv. So werden die Einzelbrunnen einmal monatlich geprüft. Auch die Messstellen werden verstärkt überwacht. Nachdem festgestellt wurde, dass sich die Grundwasserbelastungsfahne in Richtung des Wassergewinnungsgebietes bewegt, hat TWL sich dazu entschieden, die Brunnen in der Nähe der Fahne kurzfristig zu sanieren und mittelfristig nicht mehr zur Trinkwassergewinnung zu nutzen. Zur langfristigen Sicherstellung der Trinkwasserversorgung plant TWL die Bohrung neuer Brunnen im Norden des Maudacher Bruchs – in größerer Entfernung von der Belastungsfahne. "Sowohl die Sanierung als auch den Bau der neuen Trinkwasserbrunnen bereiten wir bereits seit 2015 intensiv vor. Seit Ende Oktober 2016 laufen die Bauarbeiten. Sobald die neuen Brunnen in Betrieb sind, werden die südlichen Brunnen abgeschaltet. Dies wird voraussichtlich im Juni 2017 der Fall sein", erklärt Dr. Reiner Lübke, Technischer Vorstand von TWL.

Entwicklung des Areals

Deponie bis 1966

Die ehemalige BASF-Deponie befindet sich auf einer rund zwölf Hektar großen Fläche und liegt im Südwesten von Ludwigshafen an der Grenze zur Gemarkung Mutterstadt. Im Bereich der heutigen Altablagerung befanden sich in der Vergangenheit die so genannten Lang’schen Sandgruben. Hier wurde in den 1930er-Jahren Sand und Kies abgebaut. In der Zeit von 1955 bis 1966 hat die BASF im Bereich dieser Gruben Bauschutt, Erdaushub, Betriebsmüll, allgemeinen Werksmüll sowie Kalkrückstände abgelagert. Insgesamt sind es circa 780.000 Kubikmeter Abfälle.

Bebauungsplan für neues Gewerbegebiet

Im Jahre 1959 kaufte die Stadt Ludwigshafen die Deponiefläche an. Bis 1966 war es der BASF noch erlaubt, die Deponie zu verfüllen. Im Jahre 1967 wurde ein Bebauungsplan für die Fläche aufgestellt, der das ehemalige Deponiegelände als Gewerbegebiet auswies. Die Oberfläche der Altablagerung ist zu einem großen Teil durch Schotterungen, gepflasterten Flächen, Straßen und Wege sowie durch die Überbauung abgedeckt beziehungsweise versiegelt.

Belastungen der Bodenluft festgestellt

Bereits in den 1980er-Jahren startete die Stadt Ludwigshafen erste Untersuchungen auf dem Standort der ehemaligen Deponiefläche. 1998 erfolgte auf Grundlage des neuen Bundes-Bodenschutzgesetzes eine flächendeckende Detailerkundung. Seit 2002 wird die ehemalige Deponie gemeinsam im Auftrag von Stadt und BASF SE erkundet und soweit erforderlich saniert. Die Ablagerungen weisen sowohl organische als auch anorganische Schadstoffgehalte auf. Im Wesentlichen handelt es sich um leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW), aromatische Kohlenwasserstoffe (zum Beispiel Benzol), Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Schwermetalle. Insbesondere in der Bodenluft wurden Belastungen nachgewiesen, die einen weiteren Handlungsbedarf erforderten. Dieser begründet sich insbesondere durch die Überbauung und aktuellen Nutzung des Standortes. Aufgrund der ungeklärten Gefährdungssituation hinsichtlich der Gefährdungspfade, also vom Boden über die Bodenluft und die Raumluft auf den Menschen, forderte die damalige Bezirksregierung (heute SGD Süd) weitere Altlastenerkundungen. In den Jahren 2004 und 2005 sorgten die Stadt und die BASF dafür, dass die ehemalige Deponie untersucht und ein sicherheitstechnisches Gutachten erstellt wurden. Die Sanierungsuntersuchung zeigte im Wesentlichen ein relevantes Gefährdungspotenzial durch bereichsweise erhöhte Schadstoffgehalte (Spuren- und Deponiegase) in der Bodenluft unter der Bebauung. Zur Sicherung der vorhandenen Gebäude und um auch zukünftig die Nutzung des Gewerbegebietes zu ermöglichen, waren Sanierungsmaßnahmen, die insbesondere die Gefährdungspfade von der Bodenluft zum Menschen berücksichtigen, erforderlich.

Start der Bodenluftsanierung

Im Jahr 2006 nahm die Stadtverwaltung im zentralen Bereich der Altablagerungsfläche eine Pilotanlage zur kleinräumigen Bodenluftabsaugung und -sanierung in Betrieb. Durch das gezielte Absaugen der Bodenluft und ein begleitendes Boden- und Raumluftmonitoring konnten Planungsgrundlagen für eine flächendeckende Sanierungsmaßnahme geschaffen werden.

Gemäß Sanierungsplan vom 20. März 2009 und öffentlich-rechtlichem Sanierungsvertrag (Stadt, BASF, SGD Süd) vom 4. Oktober 2010 wurde, abgestimmt mit der oberen Bodenschutzbehörde (SGD Süd), 2012 mit der flächendeckenden Bodenluftsanierung begonnen.

Das Bodenluftabsaugsystem besteht aus 31 Absaugbrunnen, die über ein vorwiegend unterirdisch verlegtes Rohrleitungssystem an eine Absauganlage mit entsprechenden Einrichtungen zur Abluftreinigung angeschlossen sind. Mit dem Bau der Anlage wurde im Juni 2012 begonnen. Im März 2013 erfolgte dessen flächendeckende Inbetriebnahme. Die lokale Pilotanlage war bis zu diesem Zeitpunkt in Betrieb und wurde anschließend abgeschaltet und entfernt.

Vorrangiges Ziel der Sanierung ist es, gasförmige Emissionen aus dem Deponiekörper in die vorhandene Bebauung dauerhaft zu unterbinden. Die Sanierungszielwerte wurden mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd vertraglich festgelegt. Der Sanierungserfolg wird durch turnusmäßige Beprobungen an den Bodenluftabsaugbrunnen und der Raumluft überprüft. Die notwendige Dauer des Sanierungsbetriebes wurde auf drei bis fünf Jahre geschätzt. Bereits heute – nach drei Jahren Sanierungszeit – konnten die Schadstoffgehalte in der Bodenluft deutlich reduziert werden.

Sind die Sanierungszielwerte erreicht, wird die Bodenluftabsaugung eingestellt und ein nachsorgendes Bodenluft- und Raumluftmonitoringprogramm gestartet. Wird in einem zusammenhängenden Zeitraum von drei Jahren keine Überschreitung der Sanierungszielwerte in der Bodenluft und in der Raumluft festgestellt, gilt die Sanierung als abgeschlossen.

Betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner wurden und werden weiterhin in Anwohnerversammlungen über den Sachstand der Bodenluftabsaugung informiert. Im September 2013 wurden auf Initiative des Ortsbeirates Maudach der Ortsbeirat und die Anwohnerinnen und Anwohner zu einer Besichtigung der Bodenluftabsauganlage eingeladen.

Um welche Deponiegase handelt es sich?

In der Bodenluft des höher belasteten Bereichs werden chlorierte Kohlenwasserstoffe (insbesondere Dichlorethen und Vinylchlorid) und aromatische Kohlenwasserstoffe (Benzol, Toluol und Xylole) gemessen. Darüber hinaus konnte Methan als typisches Deponiegas gemessen werden.

Bestand des Gewerbegebietes

Auf dem Gelände befinden sich circa 19 Gewerbebetriebe, unter anderem eine Spedition, ein Chemiebetrieb, eine Kfz-Wertstatt, Lagerflächen, das THW, eine Firma für Klimatechnik und Tankanlagen. Auf einigen Grundstücken befinden sich Wohngebäude und Wohnungen der Gewerbebetreibenden. Im nördlichen Bereich befinden sich die Sportplätze und die Vereinsgaststätte eines Sportvereins. Die Stadt Ludwigshafen ist größter Grundstückseigentümer. In der Vergangenheit befand sich hier der städtische Bauhof. Die Grundstücke sind an Gewerbetreibende vermietet.

Weitere Informationen auf www.ludwigshafen.de.