Nachwuchs im Weinheimer Schlosspark In der Volière am Teich werden bald neue Sittiche flügge- Angelika Schäfer behütet die Piepmatze

Well
Stadt Weinheim

Weinheim. Hansi setzt zum Anflug an, als Angelika Schäfer vorsichtig die Volière betritt. Der kecke Sittich stößt sich von seiner Schaukel ab und gleitet der Frau einmal durchs Haar. „Das macht er immer so“, schmunzelt sie, „das ist seine Art der Begrüßung“. Die anderen Sittiche zirpen fröhlich, als sie sich ihnen nähert. „Hallo Ihr Süßen“, lacht Angelika Schäfer.
Die Betreuerin der Volière im Weinheimer Schlosspark, zwischen Teich und Heilkräutergarten am kleinen Kiosk gelegen, betritt im Moment noch lieber das geräumige Vogelhaus als sonst. Denn es gibt Nachwuchs im Weinheimer Schlosspark. Kurz vor Weihnachten und kurz danach sind vier junge Nymphensittiche und ein bunter Wellensittich zur Welt gekommen. Noch sitzen sie im Innern der Volière unter einer Wärmelampe, aber schon in ein paar Tagen werden sie flügge und neugierig gemeinsam mit ihren Eltern den gesamten geschützten Raum des Vogelhauses nutzen. Wenig später werden sie soweit sein, um die ganze Volière zu erkunden – in der Gewissheit, dass Angelika Schäfer für sie sorgt.
Vor jetzt acht Jahren wurde die Vogelvolière im Weinheimer Schlosspark mit einer Spende der Sparkasse Rhein Neckar Nord neu gebaut. Seit fünf Jahren ist Angelika Schäfer für die Betreuung des lieben Federviehs zuständig. Sie hatte zuvor das benachbarte Kiosk bewirtschaftet und immer wieder bei den Vögeln ausgeholfen. Als der Vogelschutzverein dann die Betreuung weitergab, wurde sie von der Stadt damit betraut. Einige der Tiere hat sie damals übernommen – Nymphensittiche zum Beispiel können bis zu 25 Jahre alt werden. Mittlerweile ist schon die zweite und teilweise dritte Generation auf der Welt. Die Population hat sich in diesen fünf Jahren mehr als verdoppelt, weil sich die Vögel in ihrem kleinen Schlosspark-Eigenheim wohl und sicher fühlen, vermehren sie sich häufig. Fast 80 Tiere sind derzeit in der Volière zuhause: Hansi ist ein „Prince of Wales“-Sittich, es gibt Nymphensittiche, Wellensittiche, Fasane und Wachteln. Es ist ein buntes Geflatter im Haus. Vor allem, wenn Angelika Schäfer - wie jeden Tag – zum Füttern und Reinigen vor Ort ist. Einige Vögel, die besonders anhänglich sind, tragen Namen, wie Hansi. Manche fressen ihrer „Ersatzmama“ aus der Hand; etliche hat sie quasi zur Welt gebracht.
Wie die süßen Frischgeschlüpften im Moment. „Jedes Tier ist für sich besonders“, beschreibt sie. Tatsächlich: Ein Piepmatz ist eher still, der andere neugierig, der nächste frech.
Gefüttert werden sie indirekt, also über die Eltern. Diese nehmen das Futter auf und stopfen es dem Nachwuchs in den weit geöffneten Schnabel. Angelika Schäfer achtet auf eine ausgewogene Ernährung ihrer Schützlinge. Auf der Speisekarte stehen verschiedene Körner, eiweißreiche Würmer sowie frisches Obst und Gemüse, das sie im Aroma-Supermarkt aus zweiter Wahl günstig bekommt. Eine vitaminreiche Spezialität sind frische Chilischoten.
An der guten Ernährung liegt es wahrscheinlich auch, dass die Tiere in der Volière alt und selten krank werden. Kleinere Pflegearbeiten kann die Hüterin des Vogelhauses auch selbst vornehmen, zum Beispiel an den Krallen und am Schnabel.
Die Vögel und ihre Betreuerin haben eine treue Fanschar im Schlosspark. Manche Kinder kommen fast täglich vorbei, um sich an den Tieren zu erfreuen. „Das ist hier ein bisschen wie betreutes Wohnen“, lacht Angelika Schäfer. Freiwillig, denkt sie, würde keiner der Piepmatze seine Heimat verlassen. Im Gegenteil. Manchmal, vor allem wenn es Herbst wird und die freie Wildbahn gefährlich, flattert schon mal ein wild lebender Vogel von außen an den Drahtzaun und schaut seinen Artgenossen zu, deren Mittagstisch mal wieder reichlich gedeckt ist. So als wollte er sagen: „Ich will da auch rein.“