Luthers Reisewagen ab sofort Bestandteil der Sammlung des Museums der Stadt im Andreasstift

LuthersReisewagen
C. Weissert

Erstmalige Präsentation des Modells im Rahmen der Landesausstellung „Hier stehe ich. Gewissen und Protest – 1521 bis 2021“

Als Martin Luther am 26. April 1521 vom Reichstag in Worms Richtung Wartburg in Eisenach abreiste, so tat er dies in einem Kobelwagen. Der halbrund überdeckte Planwagen wurde von zwei bis vier Pferden gezogen und war ein für das Spätmittelalter typisches Fortbewegungsmittel. Ein detailgetreues Modell aus teilweise 500 Jahre altem Holz wurde nun eigens für die Landesausstellung „Hier stehe ich. Gewissen und Protest – 1521 bis 2021“ hergestellt und wird auch im Nachgang der Sonderausstellung die Sammlung des Museums bereichern.
Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek, zuständiger Dezernent für die Museen: „Das Modell nimmt in der Konzeption der Landesausstellung eine bedeutende Stellung ein. Es schlägt die narrative Brücke zwischen den beiden Erzählsträngen der Ausstellung ‚Luther in Worms‘ und ‚Die Geschichte der Gewissensfreiheit bis heute‘. Der Kobelwagen steht als Symbol für Luthers Flucht, nachdem er sich mutig weigerte zu widerrufen und hierfür mit der Reichsacht belegt wurde. Und er steht auch für den Fortgang der Geschichte – für die Entwicklung der Gewissensfreiheit nach Luther und das Recht jedes Menschen, sich auf sein Gewissen zu berufen. Nicht zuletzt hilft er in Zukunft den Besuchern, sich in Luthers Zeit hineinzuversetzen.“
Als Vorlage für das Modell diente der 1:1-Nachbau des Reisewagens, den die Wartburg-Stiftung Eisenach bei der Braunschweiger Firma „DIE DREI“ anlässlich des Lutherjubiläums 2017 in Auftrag gegeben hatte. Der hölzerne Wagen mit vier großen Speichenrädern mit Eisenbeschlägen und einem Verdeck mit einer gegerbten Lederplane ist in Originalgröße 2,25 m breit, 4,20 m lang und 2,65 m hoch. Er wurde, genauso wie das kleinere Wormser Modell, auf Basis bildlicher Darstellungen aus dem 16. Jahrhundert und mit den damals gängigen handwerklichen Techniken gefertigt. Da es keine historisch verlässliche Bild- oder Textquelle gibt, die dem Wagenbau dezidiert zugrunde gelegt werden konnte, handelt es sich sowohl bei dem großen „Wartburg-Nachbau“ wie auch bei dessen maßstabsgetreuen Modell aus Worms um einen Rekonstruktionsversuch, der plausibel, nicht aber belegbar ist. Nach der Landesausstellung wird es im Rahmen der Dauerausstellung das Luther-Thema für Besucher auch weiterhin erlebbar machen.