Individualisierte Diagnostik der chronischen Nierenerkrankung Transnationales Forschungsprojekt RESPECT im Rahmen des ERA-Netzes zur Personalisierten Medizin PerMed gefördert

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 MRT-Messung und farbcodierte Darstellung der Nierenperfusion UMM

Ein Verbund von Forschungsgruppen aus sechs europäischen Ländern hat sich im mehrstufigen Begutachtungsverfahren des Joint Transnational Call 2020 des ERA-Netzes PerMed*, welches transnationale Projekte zum Thema personalisierte Medizin fördert, mit seinem Projekt RESPECT durchgesetzt. RESPECT** hat zum Ziel, die Behandlung von Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) zu verbessern.

Die Partner widmen sich dazu der Standardisierung der Nieren-MRT, um auf dieser Basis ein personalisiertes Management von CKD-Patienten zu ermöglichen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Computerunterstützten Klinischen Medizin der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg sind einer der Verbundpartner. Für ihr Teilprojekt haben sie eine Förderung in Höhe von insgesamt 300.000 Euro beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eingeworben.

Die Nieren sind lebenswichtige Organe, sie reinigen das Blut und beeinflussen viele Körperfunktionen. Bei mehr als 10 Prozent der Weltbevölkerung arbeiten die Nieren jedoch nur eingeschränkt. Die Betroffenen leiden unter einer chronischen Nierenerkrankung – einer dauerhaften Schädigung der Nieren, die zur Folge hat, dass die Nierenfunktion und deren Fähigkeit, Stoffwechselabbauprodukte aus dem Blut zu filtern, immer mehr nachlässt.

Obwohl Nierenerkrankungen oft schleichend voranschreiten, zeigen viele Patienten einen aggressiven Krankheitsverlauf, der durch die angewandten Therapien nicht gestoppt werden kann und letztendlich zu Nierenversagen führt. Um die Therapie der chronischen Nierenerkrankung zu verbessern ist es dringend notwendig, individualisierte diagnostische Testverfahren zu entwickeln, die einen frühen Nachweis der Erkrankung, eine bessere Risikoabschätzung (Stratifizierung) beim einzelnen Patienten und damit eine gezieltere Behandlung und ein gutes Monitoring erlauben.

Als vielversprechende nicht-invasive Technik zur Charakterisierung der Nierenphysiologie und -patho-physiologie, also der Funktion der gesunden und der kranken Niere, erweist sich in einschlägigen klinischen Studien die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT). Allerdings lassen bestehende methodische Unterschiede zwischen den verschiedenen Studien keine zuverlässigen Vergleiche zu, um deren Ergebnisse für die klinische Forschung nutzen zu können.

Der Ansatz des multinationalen, multidisziplinären und sektorenübergreifenden Projektes RESPECT ist es, eine skalierbare, standardisierte mp Nieren-MRT für die personalisierte Medizin zu etablieren, auf deren Basis eine multizentrische klinische Forschung im Bereich der chronischen Nierenerkrankung möglich ist.

Aufgabe der Wissenschaftler der Computerunterstützten Klinischen Medizin, unter der Leitung von apl. Prof. Dr. Frank Zöllner, ist es, eine frei zugängliche (Open-Access) Cloud-basierte Plattform für den Datenaustausch von Nieren-MRTs einzurichten. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Qualitätskontrolle, für die entsprechende Methoden entwickelt werden müssen. „Besonders spannend in dem Projekt ist auch die Entwicklung neuartiger Techniken der Künstlichen Intelligenz (KI) zur Automatisierung der Datenverarbeitung, an der wir uns ebenfalls beteiligen“, so Zöllner.

Ein wichtiger Fokus liegt außerdem auf der Entwicklung von Richtlinien für den Austausch von MRT Daten. Im Vordergrund stehen hierbei die Datensicherheit sowie ethische Aspekte in Bezug auf eine gemeinsame Nutzung von Daten und den Einsatz von KI in der Bilddatenverarbeitung.

*RESPECT - Renal MRI standardisation to improve personalised management of CKD patients

**ERA-Netz PerMed: Joint Transnational Call 2020
Forschungsförderung transnationaler Projekte zum Thema personalisierte Medizin
Das europäische Forschungsnetzwerk (ERA-NET) PerMed hat zum Ziel, die Entwicklung und Implementierung neuer Ansätze zur Personalisierten Medizin auf europäischer Ebene voranzubringen. ERA PerMed wird von 32 Partnern aus 23 Ländern unterstützt und von der Europäischen Kommission kofinanziert. Mit dem transnationalen Aufruf für kooperative innovative Forschungsprojekte in der Personalisierten Medizin (Joint Transnational Call) sollen insbesondere die innovative interdisziplinäre Zusammenarbeit gefördert und transnationale Forschungsvorhaben angeregt werden.