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„Der Waldhof“ – Ein durchweg gelungenes Buch

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(GM) Es ist schon erstaunlich, welche Vielfalt sich hinter einem solch schlichten Titel verbergen kann. Horst Hamanns wunderbares fotografisches Porträt, „Der Waldhof“, mit einem Vor- und Nachwort von Martin Willig, das gestern auf den Markt kam, ist nicht nur eine weitere Dokumentation, sondern fast eine Liebeserklärung an den Stadtteil im Mannheimer Norden, bei der auch noch einmal auf die vergangene Saison, die den lange ersehnten Aufstieg in die 3. Liga brachte, zurückgeblickt wird.

Bereits das erste Foto, eine SV-Waldhof-Fußmatte, mit dem Aufdruck „Sie betreten nun heiligen Boden“, lässt jedes blau-schwarze Herz höher schlagen und macht sofort Appetit auf mehr. Über einen Blick ins Spiegelschlöss`l, der Kultkneipe von Fritz Hoffmann, das geradezu auch als Waldhof-Museum bezeichnet werden könnte, geht es weiter zum „Schlammloch“ der ersten Spielstätte des 1907 gegründeten Vereins und zur Hubenstraße, in der sich das längst nicht mehr existierende Gründungslokal „Zum Tannenbaum“ befand.

Horst Hamann, der international bekannte und anerkannte Fotograf, und gebürtige Mannheimer, ließ nichts aus. Mit dem Blick für das kaum Sichtbare und der Liebe zu anscheinend unscheinbaren Details, zeigt er „den Waldhof“ so, wie ihn die Fans des SVW und die Menschen des Stadtteils sehen. Rau und oft etwas derb in der Ausdrucksweise, aber trotzdem freundlich, gerade heraus, wenn es um die Äußerung der eigenen Meinung geht, mit einem gesunden Schuss Humor und spontan – eben „frontal von der Seite“, wie es Martin Willig in seinem Nachtrag treffend beschreibt.

Wer Horst Hamann, der in seiner Jugend selbst ein talentierter Fußballer war, bisher eher als Architektur-Fotografen kannte (New York Vertical), wird überrascht sein über die ausdrucksstarken Porträts, wie die Großaufnahme von Trainer Bernhard Trares, dessen konzentrierter Blick über den Rand seiner Lesebrille ahnen lässt, dass er die Gegenwart der Kamera gar nicht bemerkte. Oder über die angespannten Mienen von Gianluca Korte, Maurice Hirsch, Maurice Deville und Dorian Diring wenige Minuten vor dem Anpfiff, das lächelnde Gesicht von Valmir Sulejmani bei einem Gespräch mit einem im Rollstuhl sitzenden Fan, nach dem Schlusspfiff, die staunenden Augen der kleinen Kicker beim Training von „Anpfiff ins Leben“ und viele weitere mehr.

Auch die kleinen Gesten entgehen Horst Hamann nicht; der Dialog zwischen Torhüter Markus Scholz mit den Fans – durch den Absperrzaun – während sein kleiner Sohn, auf den Schultern des Papas sitzend, die Szene interessiert betrachtet oder der Balljunge, der Wurstsemmel essend am Spielfeldrand auf seinen möglichen Einsatz wartet.

Das Buch „Der Waldhof“ bietet eine Fülle von Bildern kleiner und großer Momente und dokumentiert am Ende die Stimmung nach dem letzten Spieltag und beim Empfang der Mannschaft auf dem Balkon des Stadthauses N1.
Danach sieht man die Bagger rollen – auf dem Spielfeld des Carl-Benz-Stadions, das für die kommende Drittliga-Saison, hergerichtet wird. Das letzte Foto dieses wunderbaren Buches fasst in einem Wort die vergangene Saison zusammen: Aufstieg.
So steht es auf dem Straßenschild, das Horst Hamann ausfindig machte und ablichtete – allerdings auf der Gartenstadt. Aber so eng sehen das die Waldhöfer sicher nicht.

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Waldhof-Legenden

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Impressionen vom alten Waldhof

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Die Kulisse im Carl-Benz-Stadion im Spiel gegen den 1.FC Saarbrücken.

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Konzentration vor dem Spiel