Karl-Heinz Schnellinger ist tot

Schnellinger

Der Vize-Weltmeister von 1966 starb im Alter von 85 Jahren
(GM) Karl-Heinz Schnellinger, der für Deutschland an vier Fußball-Weltmeisterschaften teilnahm, dabei 1966 gegen England im denkwürdigen Finale stand und 1970 auch noch WM-Dritter wurde, starb am Montagabend im Alter von 85 Jahren.

Schnellinger, der am 31. März seinen 85. Geburtstag gefeiert hatte, und mit dem 1.FC Köln 1962 Deutscher Meister geworden war, wechselte bereits als 24-Jähriger nach Italien, zunächst zum AS Rom, der ihn jedoch direkt an den AC Mantova verlieh. Ein Jahr später kehrt er nach Rom zurück und wechselte nach einer sehr starken Saison zum AC Mailand für den er dann insgesamt neun Jahre spielte und alles gewann, was es im Vereinsfußball zu gewinnen gibt – die Italienischer Meisterschaft, 1968, den Italienischen Pokal, 1964, 1967, 1972 und 1973; er wurde Europapokalsieger der Pokalsieger, 1968 und 1973, Europapokalsieger der Landesmeister (heutige Champions League), 1969 und im gleichen Jahr Weltpokalsieger.

Den deutschen Fußballfans bleibt er vor allem im Gedächtnis, durch sein Ausgleichstor zum 1:1, im WM-Halbfinale 1970, gegen Italien, durch das dieses Spiel in die Verlängerung ging und zum „Spiel des Jahrhunderts“ wurde, weil in diesen 30 Minuten noch fünf Tore fielen und sich dabei Führung und Ausgleich ständig abwechselten. „Ausgerechnet Schnellinger …“, rief Kommentator Ernst Huberty beinahe fassungslos aus, als Schnellinger zum 1:1 traf, weil „ausgerechnet“ der in Italien spielende und lebende Abwehrspieler dieses Tor erzielt hatte. Es war übrigens Schnellingers einziges Länderspieltor in insgesamt 47 Begegnungen, die er von 1957 bis 1971 für Deutschland absolvierte.

Karl-Heinz Schnellinger galt zu seiner Zeit als absolute Weltklasse als Defensivspieler, mit einer hohen Spielintelligenz. Zudem konnte er ein Spiel auch ankurbeln und Tore vorbereiten. So wie im Viertelfinale der WM 1970, gegen England, als Uwe Seeler, sein berühmtes „Hinterkopftor“, nach einer weiten, präzisen Flanke von Schnellinger gelang.

Zum Ende seiner Karriere spielte Karl-Heinz Schnellinger doch noch ein Jahr in der Bundesliga, bei Aufsteiger Tennis Borussia Berlin, kehrte aber danach wieder nach Italien zurück, wo er bis zuletzt lebte. Wie viele andere ehemalige Nationalspieler haderte auch er mit dem Deutschen Fußballbund, der seine verdienten Vertreter in der Vergangenheit oft vernachlässigte. „Die haben mich vergessen“, klage Karl-Heinz Schnellinger, nachdem er bei der Heim-WM 2006 noch nicht einmal für das Spiel Deutschland gegen Italien eine Einladung bekommen hatte. In der Tat hat sich der DFB in dieser Hinsicht selten besonders dankbar gezeigt. Das musste vor einiger Zeit auch Präsident Bernd Neuendorf zugeben. Es wäre zu wünschen, dass sich daran bald etwas ändert.