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Die Sportwoche gratuliert Günter Netzer, …

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(Günter Netzer, links, mit seinem Lehrmeister, dem unvergessenen Hennes Weisweiler

…. der heute 75 Jahre alt ist.

(GM) Er war der Spielmacher, der aus der Tiefe des Raumes kam, aber doch zeitlebens besonders im Rampenlicht stand – der ehemalige Spielmacher von Borussia Mönchengladbach, Real Madrid und der deutschen Nationalmannschaft – Günter Netzer, der am 14. September 1944 geboren wurde und der heute seinen 75. Geburtstag feiert.

So dominant Günter Netzer bei der Mönchengladbacher Borussia, mit der er 1965 in die Bundesliga aufstieg, und zweimal Deutscher Meister wurde, auch war, in der Nationalmannschaft dauerte es lange, bis er Fuß fassen konnte. Fast exakt 10 Jahre dauerte seine Karriere im Nationaldress – sein erstes Länderspiel bestritt er am 9. Oktober 1965 gegen Österreich, sein letztes am 11. Oktober 1975 gegen Griechenland – und doch kam er nur auf 37 Einsätze, in denen er 6 Tore erzielte. Darunter das Tor des Jahres, zusammen mit Gerd Müller, beim 5:1-Sieg gegen die Schweiz, im November 1972.

Überhaupt war das Jahr 1972 das beste Jahr Günter Netzers in der Nationalmannschaft. In einer überragenden Partie, am 29. April, gewann erstmal eine deutsche Auswahl in England. Mit einem brillant aufspielenden Netzer, der sich in dieser Begegnung auch als Elfmeterschütze auszeichnen konnte, gewann die DFB-Vertretung gegen Sir Alf Ramseys Team und wurde im selben Jahr Europameister durch einen 3:0-Erfolg gegen die Sowjetunion. Nicht zuletzt aufgrund dieses Titels, gilt diese Mannschaft noch heute als beste der deutschen Länderspielgeschichte. Es war fast selbstverständlich, dass Günter Netzer in diesem Jahre auch Deutschlands Fußballer des Jahres wurde, eine Auszeichnung, die ihm ein Jahr später erneut zuerkannt wurde.

Leider konnte Günter Netzer, der sich immer wieder mit langwierigen Verletzungen herumplagen musste, diese Form nicht konservieren. Bei der Heim-WM 1974 stand er zwar im Kader, aber nur einmal, und nur für 20 Minuten, auf dem Platz – bei der 0:1-Niederlage gegen die „DDR“. Er verlor seinen Platz im zentralen Mittelfeld an Wolfgang Overath, der schließlich mit dem deutschen Team den WM-Titel gewann. Es spricht für den nicht nur kritischen, sondern auch stets selbstkritischen Günter Netzer, dass er immer betonte, sich nicht als Weltmeister zu fühlen, da er mit diesem Kurzeinsatz keinen Anteil an dem Erfolg hatte.

Wie es zu dem blonden Superstar, Ferrari-Fahrer und Discotheken-Besitzer passte, verabschiedete er sich 1973 von Mönchengladbach, um als erster deutscher zu Real Madrid zu wechseln, mit einem spektakulären Auftritt. Im DFB-Pokalfinale, gegen den 1.FC Köln, ließ ihn Trainer Hennes Weisweiler lange auf der Ersatzbank schmoren, gegen Ende der Partie verweigerte Netzer selbst einen Einsatz, um sich dann zur Verlängerung selbst einzuwechseln.
„Ich spiele dann mal“, so wurde überliefert, war sein knapper Kommentar, nachdem er sich kurz aufgewärmt hatte. Es folgte ein Ereignis, wie es wohl nur der Fußball erschaffen konnte. Nach einem Doppelpass mit Rainer Bonhof drosch Netzer, mit links, den Ball unhaltbar in den Winkel des Kölner Tores – zum 2:1-Sieg für seine Borussia.
Auch dieses Tor wurde zum Tor des Monats gewählt und später noch zum Tor des Jahres.

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(Günter Netzer, ausnahmsweise mit Nr. 12, nach seinem Tor im Pokalfinale, links Jupp Heynckesp

Das damalige Mönchengladbacher Spiel war geprägt von der Spielweise Netzers. Aus einer kompakten Abwehr heraus wurde, dank Netzers präziser Pässe, blitzschnell nach vorne gespielt. Die schnellen Spitzen liefen in Position, wohlwissend, dass die Pässe meist exakt in den Lauf gespielt wurden. Der unvergessene Hennes Weisweiler hatte daher eine ganz eigene Formulierung, um eine Abseitsposition zu klären: „Abseits ist, wenn dat lange Arschloch zu spät abspielt.“

Dass das Maskottchen der Mannschaft von Borussia Mönchengladbach, nach ihm, „Jünter“ genannt wurde – allerdings bereits zum Aufstieg in die Bundesliga – war fast eine Selbstverständlichkeit.

Auch bei Real Madrid blieb Günter Netzer erfolgreich. Zweimal wurde er mit den „Königlichen“ spanischer Meister und ebenfalls zweimal Pokalsieger. 1976 wechselte er schließlich zu Grasshoppers Zürich, wo er ein Jahr später seine aktive Karriere beendete.

Neben seiner Arbeit als Medienunternehmer war Günter Netzer längere Zeit als Fußball-Experte für die ARD tätig. Für die besondere Art der Spielanalysen wurde ihm im Jahr 2000 – zusammen mit Moderator Gerhard Delling – der renommierte Grimme-Preis verliehen.

2018 wurde ihm eine weitere besondere Ehre zuteil. Nach einer landesweit durchgeführten Umfrage, wurde Günter Netzer unter die ersten elf Spieler gewählt, die als Jahrhundert-Elf in die „Hall of Fame des deutschen Fußballs“ aufgenommen wurde.

Heute feiert die legendäre „Nummer 10“ ihren 75. Geburtstag. Ganz Fußball-Deutschland wünscht Günter Netzer alles Gute.

jahrelang ein kongeniales duo
Günter Netzer, heute ein erfolgreicher Geschäftsmann