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DFB-Pokal - 1. Hauptrunde: SV Waldhof – Eintracht Frankfurt 2:0

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(Foto: PIX/M.Ruffler) Marcel Seegert sieht seinem Kopfball hinterher - Trapp ist geschlagen

Pokalwahnsinn im Carl-Benz-Stadion – SV Waldhof schlägt Erstligist Eintracht Frankfurt 2:0

(GM) „Nur im DFB-Pokal kann sich ein Underdog mit einem Höherklassigen messen - und an einem guten Tag eine Sensation schaffen“, hatte Waldhof-Trainer Patrick Glöckner vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt gesagt und wahrscheinlich auf eine Sensation eher gehofft, als daran fest geglaubt. Doch sein Team schaffte tatsächlich Unglaubliches. Am Sonntagnachmittag schlugen die Blau-Schwarzen den hessischen Vorzeigeclub – durch Tore von Marcel Seegert und Joseph Boyamba - sensationell mit 2:0 und das völlig verdient. Bereits zur Halbzeit hätte der Waldhof eine Führung verdient gehabt, obwohl die Eintracht sicher mehr Ballbesitz hatte. Was in der ersten Halbzeit versäumt wurde, holten die Buwe aber im zweiten Spielabschnitt nach und zogen völlig verdient in die 2. Hauptrunde ein.

12.151 Zuschauer sorgten bereits lange vor Anpfiff für eine tolle Atmosphäre im Carl-Benz-Stadion. Wie erhofft, stand Kapitän Marcel Seegert in der Startelf und – etwas überraschend – auch Neuzugang Niklas Sommer. Gegenüber der Anfangsformation im letzten Ligaspiel – gegen Dortmund II – kamen noch Stefano Russo und mit Alexander Rossipal neu dazu; dafür blieben Gerrit Gohlke und Marcel Gottschling auf der Bank, Hamza Saghiri und Fridolin, die in Dortmund ebenfalls dabei waren, standen nicht zur Verfügung.

Dass der SV Waldhof vor dem großen Namen nicht viel Respekt hatte, zeigte Marc Schnatterer bereits nach 10 Sekunden, als er den ersten Schuss auf das Tor der Frankfurter abgab, auch wenn er Kevin Trapp damit noch nicht in Verlegenheit bringen konnte. Kurz darauf liefert sich Verlaat mit Lindström einen intensiven Zweikampf, bei dem am Ende der Ball im Aus landet, Abstoß für Waldhof. Doch nur eine Minute später wird die Eintracht zum ersten Mal gefährlich, als Lindström einen weiten Diagonalball erläuft und dann Sommer umspielt, aber der Waldhof-Youngster bringt doch noch den Fuß in die Hereingabe und blockt zur Ecke ab (5.).

Bereits in der 8. Minute handelt sich Frankfurts Tuta die Gelbe Karte ein, als er im Laufduell mit Costly zu heftig mit dem Arm agiert und den Waldhöfer zu Fall bringt. Nur vier Minuten später sieht auch Lenz die Gelbe Karte, nach einem Foul an Sommer (12.). Da die Eintracht-Angreifer bisher wenig mit Abschlüssen glänzen konnten, schaltet sich Hinteregger mit ins hessische Angriffsspiel ein und zieht in der 15. Minute von der rechten Seite ab, aber sein Versuch geht am langen Pfosten deutlich ins Aus. In der 21. Minute zückt Schiedsrichter Stegemann dann zum ersten Mal auch gegen den Waldhof Gelb, nachdem Rossipal gegen Sow knapp zu spät gekommen war und den Frankfurter zu Fall gebracht hatte. Den anschließenden Freistoß, aus aussichtsreicher Position, jagt Lindström über Königsmanns Tor.

Der Waldhof hält nicht nur gut mit, sondern nutzt auch jede Chance zu eigenen Angriffen und steht hinten sicher. Frankfurts Defensive dagegen scheint ein ums andere Mal verwundbar, was sich unter anderem an Hintereggers Foul an Schnatterer zeigt, für das der Routinier ebenfalls Gelb sieht (25.). Den fälligen Freistoß schlägt Schnatterer Richtung langen Pfosten, wo sich Seegert freigeschlichen hat, den Ball aber volley drüber schießt. Da er knapp im Abseits gestanden hatte, hätte ein Treffer aber ohnehin nicht gegolten.

Besonders in den letzten 10 Minuten der ersten Halbzeit bestimmte eindeutig die Mannschaft von Patrick Glöckner das Geschehen. 37. Minute: nach einem vielversprechenden Angriff über Costly, Boyamba und Schnatterer hat die Frankfurter Abwehr Mühe zu klären, kurz darauf gibt es 20 Meter vor dem Tor der Hessen Freistoß für den Drittligisten. Schnatterer tritt an und zwingt Trapp zu einer Glanzparade. Der Nationaltorhüter muss sich schon mächtig strecken, um den Ball aus dem Winkel zu kratzen (39.). Dann gibt es das vierte Mal Gelb für die Gäste – diesmal für Rode, der Sommer in vollem Lauf umhaut.

Doch wie aus dem Nichts hat Frankfurt die Möglichkeit zur Führung, als Kamada, nach Flanke von Lenz, zum Kopfball kommt, aber knapp neben den Pfosten köpft – ein Treffer hätte den Spielverlauf allerdings auf den Kopf gestellt. Die Minuten direkt vor dem Pausenpfiff gehören dann aber wieder den Blau-Schwarzen. Das 1:0 liegt förmlich in der Luft, als Costlys Flanke Martinovic erreicht, der aus kurzer Distanz abziehen kann, aber Trapp wehrt mit einem Reflex ab. Waldhof mit dem zweiten Ball, Sommer setzt sich auf der rechten Seite energisch durch, bringt den Ball zu Costly, bei dessen Schuss ist aber erneut Trapp da und hält für seine Mannschaft das 0:0 zur Pause fest.

Frankfurt hatte in den ersten 45 Minuten mehr Ballbesitz aber kaum Chancen, der Waldhof dagegen hatte mehrere klare Möglichkeiten und hätte sich wenigstens eine knappe Führung verdient.

Während die Gastgeber unverändert aus der Kabine kommen, hat Eintracht-Trainer Oliver Glasner einen Wechsel vorgenommen. Für den rot-gefährdeten Rode kommt Hasebe. Der Waldhof macht da weiter, wo er zum Schluss der ersten Halbzeit aufgehört hatte. In der 48. Minute holt Martinovic einen Eckball heraus. Eine Sache für Marc Schnatterer, der den Ball hereinbringt, auf Seegert, der artistisch zum Kopfball kommt und mit einer Bogenlampe Kevin Trapp keine Chance lässt. Im Carl-Benz-Stadion ist plötzlich die Hölle los und die Otto-Siffling-Tribüne explodiert förmlich – der Waldhof führt 1:0 gegen Eintracht Frankfurt und das völlig zu Recht.

Und nur drei Minuten später legt die Glöckner-Truppe nach. Nach einem weiten Abschlag von Königsmann, bei dem die Frankfurter Abwehr eher unentschlossen wirkt, kommt Martinovic in zentraler Position an den Ball, zieht zwei Gegenspieler auf sich und passt dann im exakt richtigen Moment halbrechts raus auf Boyamba, der vor dem herauseilenden Trapp eiskalt bleibt und den Ball über den Eintracht-Keeper schnippt – 2:0 und Riesenjubel bei den 12.000 Fans (51.).

Frankfurts Trainer Oliver Glasner reagiert und bringt den offensiven Younes für Tuta (53.). Doch auch die nächste Chance gehört dem Waldhof. Martinovic hat das 3:0 auf dem Fuß, als er nach einer gut getimten Flanke des groß aufspielenden Costly aus der Drehung schießt, aber ein weiteres Mal in Trapp seinen Meister findet (59.). Und wenig später erleben die Hessen ihren nächsten Nackenschlag. Hinteregger, der bereits gelb-verwarnt war, zieht den davoneilenden Costly am Trikot und Stegemann zückt folgerichtig die Ampelkarte (62.).

Trotz Unterzahl gibt sich die Eintracht noch nicht auf, kann sich gegen die hochkonzentrierte Waldhöfer Abwehr aber kaum einmal durchsetzen. In der 68. Minute wechselt Frankfurt gleich doppelt, für Borrè und Lindström kommen Paciencia und Barkok, aber das Spiel des Bundesligisten wird nicht zwingender, auch wenn Paciencia drei Minuten nach seiner Einwechslung zum Abschluss kommt – aber der Ball landet neben Königsmanns Tor (71.). Im Gegenzug hat Martinovic die Entscheidung auf dem Fuß. Der Waldhöfer macht alles richtig, tanzt da Costa aus und visiert die kurze Ecke an, aber Trapps rechter Fuß zuckt heraus und wehrt den Ball zur Ecke ab (72.). Dann geht der glücklose Angreifer und Rafael Garcia kommt (74.). Fünf Minuten später geht unter dem Applaus der Zuschauer auch Boyamba vom Feld und Neuzugang Adrien Lebeau, dessen Freigabe noch rechtzeitig gekommen, gibt sein Waldhof-Debüt.

Das große Frankfurter Aufbäumen bleibt auch in der Schlussphase der Partie aus, daran ändert auch der letzte Wechsel der Gäste nichts – in der 81. Minute geht da Costa runter und Zuber kommt. Im Gegenteil, der Waldhof bleibt offensiv und hat Pech, dass der Treffer von Costly, nach Flanke von Verlaat, nicht zählt, da Verlaat beim Zuspiel des sich glänzend einfügenden Garcia knapp im Abseits stand. Gleich darauf bereitet Garcia wieder klasse vor, diesmal mit einem Pass auf Costly, der Lebeau einsetzt, aber der schießt knapp über Trapps Tor (83.)

Für die letzten Minuten des Spiels (86.) kommt noch Gottschling und ersetzt Marc Schnatterer, der dem Spiel seinen Stempel erkennbar aufgedrückt hatte. Die Zuschauer beginnen bereits zu singen: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ So weit ist es zwar noch nicht, aber wenig später - und nach vierminütiger Nachspielzeit - stand der Sieg des SV Waldhof fest – völlig verdient, nach einer klasse Vorstellung und einem couragierten Auftritt.
Es war der erste Sieg der Blau-Schwarzen in der neuen Saison. So kann es weitergehen.

SV Waldhof Mannheim – SG Eintracht Frankfurt 2:0 (0:0)
Waldhof: Königsmann – Sommer, Verlaat, Seegert, Donkor, Russo, Rossipal, Costly, Boyamba (79. Lebeau), Schnatterer (86. Gottschling), Martinovic (74. Garcia)
Frankfurt: Trapp – Tuta (53. Younes), Hinteregger, Ndicka, da Costa (81. Zuber), Sow, Rode (86. Hasebe), Lenz, Kamada, Lindström (68. Barkok), Borrè (68. Paciencia)
Tore: 1:0 Seegert (48.), 2:0 Boyamba (51.); Schiedsrichter: Sascha Stegemann, Niederkassel; Zuschauer: 12.151; besonderes Vorkommnis: Gelb-Rote Karte für Hinteregger (62., Frankfurt), wegen wiederholten Foulspiels